Ein See im Kaltenhofer Moor im Kreis Rendsburg-Eckernförde, umgeben von Bäumen an einem sonnigen Tag. © Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Foto: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

Tag des Artenschutzes: Stiftung Naturschutz SH zieht Bilanz

Stand: 03.03.2023 05:00 Uhr

Im vergangenen Jahr haben Naturschützer in Schleswig-Holstein Moore gerettet, Amphibien geschützt und verloren geglaubte Moose wiedergefunden. Zum Tag des Artenschutzes zieht die Landesstiftung eine Bilanz.

Die Zahl ist erschreckend: An jedem einzelnen Tag gehen auf der Erde etwa 150 Arten verloren. Pflanzen, Tiere oder Insekten, die einfach aussterben. Nur selten werden sie Jahre später wiederentdeckt. Mit jeder verlorenen Art geht nicht nur der Natur, sondern auch dem Menschen etwas verloren. Denn, "die biologische Vielfalt der Erde ist die Grundlage für unsere Ernährung und Gesundheit", sagen die Vereinten Nationen (UN).

In Schleswig-Holstein kämpft die Stiftung Naturschutz seit 1978 für den Artenerhalt - in vielen Fällen erfolgreich. Im vergangenen Jahr konnten die rund 100 Naturschützerinnen und Naturschützer im - wie sie es nennen - Stiftungsland retten, schützen und wiederentdecken. "Wir sind froh, einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt und den Klimaschutz zu leisten. Aber es gibt  noch viel zu tun", sagt Sprecherin Jana Schmidt.

Moorverwässerung und neue Bäume schützen auch das Klima

Ein Biologe sitzt im Moor und zeigt auf ein Moos. © Kai Peuckert, NDR Foto: Kai Peuckert
Das Fuchsbraune Torfmoos konnte nur Überleben, weil die Moore wieder verwässert werden.

Mehr als 257 Hektar Moorboden hat die Stiftung nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren wieder vernässt - vom Offenbüttler Moor östlich von Heide (Kreis Dithmarschen) bis zum Dosenmoor bei Neumünster. Das entspricht einer Fläche von mehr als 250 Fußballfeldern. Die Wiedervernässung erhält nicht nur den Lebensraum von Pflanzen und Tieren, die den sumpfigen Lebensraum brauchen - es schützt darüber hinaus auch noch das Klima. In jedem Jahr werden gut 2.200 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre abgegeben, heißt es weiter. Das Kohlenstoffdioxid bleibt stattdessen im feuchten Moorboden gespeichert.

Ebenfalls ein Plus für den Klimaschutz: Mehr als 13.000 Bäume haben die Naturschützer von Neversdorf (Kreis Segeberg) im Süden des Landes bis nach Langballing (Kreis Schleswig-Flensburg) im Norden in die Erde gebracht. Außerdem wurden mit Projektpartnern zahlreiche insektenfreundliche Wiesen geschaffen. Von der Fläche her deutlich mehr als die Hallig Südfall im Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer.

Lebensräume für Amphibien schaffen

Zahlreiche Amphibien gelten in Schleswig-Holstein und ganz Deutschland als vom Aussterben bedroht oder sind auf dem Weg dahin. Deshalb müssen Rotbauchunke, Wechselkröte, Kammmolch oder Moorfrosch besonders geschützt werden. Die Amphibien-Initiative Nordfriesland kümmert sich genau darum. Insgesamt hat die Initiative im ganzen Land 50 Teiche saniert, wiederhergestellt, neu angelegt oder durch flache Laichzonen und besonnte Ufer sozusagen Kinderzimmer hergestellt, teilt die Stiftung Naturschutz mit.

Besonderes Augenmerk lag auch auf den Zauneidechsen - den Minidrachen. Sie sind in Schleswig-Holstein stark gefährdet, leben schon jetzt sehr isoliert und ihre Lebensräume werden durch Straßen-, Wohnungs- und Häuserbau immer kleiner. Die Artenschützer bemängeln auch die immer intensiver werdende Landwirtschaft und den damit immer größeren Stickstoffeintrag. Ein Team der Stiftung Naturschutz vermehrt die Zauneidechsen unter geschützten Bedingungen und setzt sie anschließend aus. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 1.000 Tiere in die freie Wildbahn entlassen.

Vermisst geglaubte Pflanzen und Tiere gefunden

Eine Schlupfwespe mit langen Fühlern und körperlangen Flügeln sitzt auf einem Blatt. © Lennart Bendixen Foto: Lennart Bendixen
Die neu entdeckte Schlupfwespe "Campodorus paradiesensis".

Es gibt sie auch noch: Die überraschenden Entdeckungen in der Natur. 34 Jahre lang galt das Fuchsbraune Torfmoos in Schleswig-Holstein als ausgestorben. Bis ein Biologe die kleine Pflanze während einer Exkursion durch das Hartshoper Moor westlich von Rendsburg wiederentdeckt hat. Ein genauso glückliches Gespür hatte ein Insektenkundler. Ihm ist im Mai 2020 in Mohrkirch (Kreis Schlesig-Flensburg) eine Schlupfwespe aufgefallen, die er so noch nie gesehen hat. Zweieinhalb Jahre später stand fest: Es war eine komplette Neuentdeckung.

Zwei weitere Tiere sind wiederentdeckt worden: Die Kreuzotter wurde im Hasenmoor im Kreis Rendsburg-Eckernförde nach 14 Jahren erstmals wieder gefunden und die Haselmaus ist nach gut acht Jahren in der Nähe von Flensburg wieder gesichtet worden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.03.2023 | 08:00 Uhr

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