Stutthof-Prozess: Historiker berichtet vor Gericht
Der Prozess gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin vor dem Landgericht Itzehoe wurde heute fortgesetzt - mit der Anhörung eines Historikers. Der Sachverständige ist Spezialist für die Konzentrationslager der NS-Zeit.
Der Göttinger Historiker Stefan Hördler hatte bereits am vergangenen Verhandlungstag als Sachverständiger über die Organisation und Struktur des Lagers Stutthof gesprochen. Es ging unter anderem um den Aufbau des Lagers und wie Befehlsketten geregelt waren. Dieses Mal berichtete er über die Rolle der Stenotypistinnen, also der Frauen, die in den Schreibstuben gearbeitet haben, wie die Angeklagte.
"Frauen wussten über Abläufe Bescheid"
Hördler erklärte, dass es Frauen gab, die nur Diktate abgetippt und welche, die selbst Schreiben verfasst haben. Seiner Einschätzung nach mussten alle Frauen, die als Stenotypistin gearbeitet haben, Fachbegriffe kennen und auch über die Abläufe in den Lagern Bescheid wissen. Welche Rolle Irmgard F. genau gespielt und welche Aufgaben sie in Stutthof hatte, das war noch nicht Thema.
Nebenklage will Zeugen vorziehen
Allerdings hat die Nebenklage einen Antrag eingereicht. Damit soll erreicht werden, dass der Gutachter seine Aussage unterbricht, damit Zeugen vernommen werden können. Die seien bereits alle hochbetagt und man wisse nicht, wie lange sie noch Aussagen treffen können. Es sei, so heißt es im Antrag, Aufgabe des Gerichts, diese Aussagen für die Zukunft zu sichern. Der Richter hat über diesen Antrag noch nicht entschieden. Kommenden Dienstag wird der Prozess fortgesetzt.
Irmgard F. hatte als Schreibkraft in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers gearbeitet hatte. Die Anklage wirft der 96-Jährigen Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vor.