Schüler auf der Suche nach Giftstoffen in der Ostsee
Bei einem Schülerwettbewerb haben vier Jugendliche aus der Nähe von Bremen eine Expedition mit der "Aldebaran" gewonnen. In der Lübecker Bucht untersuchen sie die giftigen PFAS-Chemikalien.
An Bord der "Aldebaran" bricht Hektik aus. Das Forschungsschiff im Travemünder Hafen will ablegen. Die Crew geht auf ihre Posten. Zwei Schülerinnen, zwei Schüler, zwei Wissenschaftler und der Skipper. Seit fünf Tagen forschen und schlafen sie auf dem kleinen Segler und fahren täglich raus auf die Ostsee. Dabei sind die Schüler noch nie zuvor gesegelt. "Die größte Herausforderung ist manchmal der Platz mit so vielen Menschen auf dem Schiff", sagt die 18-jährige Hanka Büchtmann.
PFAS sammelt sich in Plankton, Muscheln und Fischen
An vier verschiedenen Standorten vor Travemünde und Niendorf (Kreis Ostholstein) wollen Hanka Büchtmann und die Crew Sedimentproben vom Meeresgrund nehmen. Die sollen später die PFAS-Konzentration in der Ostsee bestimmen. Die Chemikalien kommen in Klimaanlagen, Kühlungsmitteln und Imprägnierungen vor. Mette Strohmeyer zieht mit einem Seil einen kleinen Greifer hoch ins Boot. An ihrem Gymnasium ist sie im Biologie Leistungskurs. "Die Sedimente müssen wir jetzt in Probebehälter füllen. Für die spätere Analyse sind vor allem die Muscheln wichtig", erzählt die 18-Jährige beim Untersuchen der Sedimentproben.
Auf der "Aldebaran" forschen in diesem Sommer drei Schülerteams
Die Schüler Mette Strohmeyer, Hanka Büchtmann, Kagan Birben und Jeppe Precht sind eines von drei Forschungsteams auf der Ostsee. Sie sind für die Erforschung der PFAS-Konzentration in der Ostsee zuständig. Ihr Biologie-Lehrer habe die vier auf das Projekt aufmerksam gemacht. Kommendes Jahr machen sie ihr Abitur. Seit 2005 forschen Schülerteams aus ganz Deutschland auf der "Aldebaran". Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Meeresstiftung.
Die PFAS-Chemikalien sind nicht abbaubar und vermehren sich in der Ostsee
Sofie Möhrle ist Meeresbiologin und unterstützt die vier Schüler. "PFAS ist so gefährlich, weil es so ein langlebiger Schadstoff ist." So zersetze sich die Chemikalie nicht und bleibe damit in der Umwelt, erklärt die Wissenschaftspatin des Projekts. Durch Regen und Luft gelangen die Chemikalien in die Gewässer. Meerestiere können PFAS in den Organismus aufnehmen. Beim Verzehr können die Giftstoffe auch dem Menschen gefährlich werden.
Forschung zu PFAS befindet sich noch in den Anfängen
Das Verfahren zur laborlichen Untersuchung von PFAS sei noch sehr aufwendig, sagt der Berliner Chemiker Axel Friedrich. Er begleitet die Expedition auf der "Aldebaran" seit zwei Tagen. "Einige PFAS-Stoffe greifen das menschliche Immunsystem an und sind krebserregend. Viel wissen wir aber noch nicht, weil es so viele verschiedene Stoffe gibt", fügt der Chemiker hinzu. Auch für die Tiere in der Ostsee seien einige PFAS-Chemikalien gefährlich, deswegen dürften es auf keinen Fall mehr werden. Die EU-Kommission prüft aktuell ein Verbot von PFAS in der Herstellung. Bis zu einer Durchsetzung könnte es aber noch lange dauern, befürchtet Axel Friedrich.
Forschungsergebnisse der Schüler werden in Leipzig ausgewertet
Nach fünf Stunden auf See legt die "Aldebaran" im Hafen von Niendorf an. Zwölf Proben haben die Schüler in kleinen Behältern gesammelt. "Wir sind einfach ein super gutes Team. Es ist einfach schön zu sehen, dass man etwas geschafft hat", freut sich Hanka Büchtmann am Ende der Expedition. Vom Schiff kommen die Proben direkt ins Labor nach Leipzig. Die Auswertung kommt frühestens im September und verspricht weitere Erkenntnisse zur PFAS-Belastung in der Ostsee.