Schottergärten trotz Verbots: Husum will mehr kontrollieren
Nach Angaben des Gemeindetages ist die Zahl der Schottergärten in den vergangenen Jahren gestiegen - trotz des Verbots. In Husum soll nun verstärkt kontrolliert werden.
Seit Ende 2020 regelt ein Erlass des Ministeriums für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung (MILI), dass Freiflächen auf Grundstücken "1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und 2. zu begrünen oder zu bepflanzen" sind. Schottergärten sind in der Regel also nicht zulässig.
Ökologische Bedenken
Begründet wurde der Erlass mit ökologischen Bedenken. Laut dem Naturschutzbund NABU entziehen Schottergärten Kleintieren und Insekten den Lebensraum und sorgen dafür, dass der Boden verdichtet wird und kein Wasser mehr aufnehmen kann. Im Sommer scheint demnach die Sonne auf die Steine und heizt sie auf. Nach Angaben des NABU grillen die hohen Temperaturen die spärliche Bepflanzung. Das sorge dafür, dass die Pflanzen vertrocknen. Durch die fehlenden Blätter der Pflanzen könnten feine Staubpartikel nicht mehr aus der Luft gefiltert werden, Staub und Stickstoffdioxid reicherten sich an. Auch der Lärm der Autos werde durch den Schotter verstärkt.
Regelung schwer zu kontrollieren
Doch trotz dieser Argumente und trotz des Verbots: Nach Angaben des Gemeindetages ist die Zahl der Schottergärten in den vergangenen Jahren gestiegen. Das liege auch daran, dass die Regelung schwer zu kontrollieren sei, weil es in den zuständigen Baubehörden zu wenig Personal gebe, heißt es.
In Husum wird verstärkt kontrolliert
In Husum (Kreis Nordfriesland) soll in Sachen Schottergärten nun verstärkt kontrolliert werden. Der Leiter des Bauamtes, Jörg Schlindwein, sagt: "So ein Schottergarten ist einfach schlecht für die Umwelt, das muss nicht sein." Seine Behörde will jetzt Wohngebiet für Wohngebiet kontrollieren: "Wir haben uns das Quartier "Sanierungsbiet Obere Neustadt" als erstes genauer angesehen und wissen jetzt, wo genau die Schottergärten liegen."
Das Bauamt werde an die Eigentümer der Vorgärten zunächst freundliche Informationsschreiben verschicken und darauf hinweisen, dass aus ökologischen und rechtlichen Gründen Schottergärten nicht zulässig seien. "Nur wenn die Eigentümer dann nicht tätig werden und das Verbot ignorieren, werden wir einschreiten", erklärt Schlindwein. Im Zweifel könne dann zum Beispiel eine Geldstrafe drohen, so Schlindwein. Außerdem sei es möglich, dass Schottergärten auf Kosten der Eigentümer zwangsrückgebaut werden.
Schottergärten sind nicht pflegeleicht
Im Verbot des Landes ist übrigens nicht genau definiert, ab wann ein Garten ein Schottergarten ist. Schlindwein behindert das in seiner Arbeit nicht: "Das sieht man genau: Es geht um die Schottergärten, die einem sofort ins Auge fallen", sagt er. Von Gärtnereien werden die Schottergärten inzwischen nicht mehr angelegt. Der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein hat an seine Mitgliedsbetriebe Broschüren herausgegeben. Diese enthalten Argumente gegen einen Schottergarten. Dieser sei oft gar nicht so pflegeleicht wie von den Kunden erwartet: Durch die Steine würde mit der Zeit Unkraut wachsen, was dann schwer zu beseitigen sei, heißt es vom Verband.
Jörg Schlindwein hat zumindest das Gefühl, dass das Verbot des Landes viele Menschen für das Thema sensibilisiert hat.