Schleswig will sich besser vor Hochwasser schützen
Rückstauklappen und Pumpen sollen dafür sorgen, dass Regenwasser ablaufen kann, wenn die Schlei hoch steht. Bei Extremlagen hilft das aber nur begrenzt.
Bei 1,50 Meter läuft das Wasser der Schlei am Schleswiger Hafen (Kreis Schleswig-Flensburg) über die Kante. Das passiert selten. Verheerend war die Sturmflut von 1872. Danach sind nur leichtere Übertritte für 1941, 1954, 1978, 1979 notiert. Nur im Herbst 2023 lag der Pegel wieder deutlich über der Marke - bei 2,30 Meter. Inzwischen haben die Verantwortlichen vor Ort reagiert und erste Maßnahmen ergriffen. Welche das sind und was sie noch planen für einen wirksameren Hochwasserschutz, das hat wurde jetzt vorgestellt.
Wasser drückt aus dem Hinterland
Fast jährlich registriert die Stadt nämlich Situationen, in denen die 1,50 Meter knapp erreicht werden. Die Schlei schwappt dann zwar nur leicht über die Ufer. Doch Regenwasser von Land kann nicht mehr abfließen. Selbst, wenn es nicht regnet, fließt konstant Wasser aus den Hängen an der Schlei. Deshalb würden die Pumpen und Rückstauklappen in der Kanalisation die Lage entschärfen, erklärt Arne Clemens vom Abwassermanagement der Stadtwerke. Einzelne sind schon eingebaut. Die Ratsversammlung stimmt über die Investition von rund zwei Millionen Euro voraussichtlich noch vor der Sommerpause ab. Zwei bis drei Jahre würde es dauern, alles umzusetzen.
Kein Rundum-Sorglos-Paket
Besonders betroffen ist die Fischersiedlung Holm, denn das rückseitige Holmer Noor füllt sich schon bei leichtem Regen innerhalb eines Tages. Die Stadtwerke hat Zuflüsse berechnet, die zum Teil mehrere Tausend Liter pro Sekunde passieren. Die fest installierten Pumpen, die jetzt geplant sind, würden dagegen kaum ankommen. Aber die Stadt würde Zeit gewinnen, um beispielsweise das THW mit größeren mobilen Pumpen anzufordern, so Clemens.
Handlungsbedarf an der naturgeschützen Schleimündung
Auch ein Staubecken und ein Wehr sind geplant. Zudem könnte der Uferbereich genauer als bisher ausgemessen werden, um etwa Sandsäcke strategisch zu verteilen. Bei höheren Pegelständen seien Schäden aber kaum zu verhindern, stellte Bürgermeister Stephan Dose (SPD) klar. Eine Arbeitsgruppe um das Kreisumweltamt und der Stadt Kappeln diskutiert deshalb darüber, wie die gut 30 Kilometer entfernte, naturgeschützte Schleimündung umgebaut werden kann, um künftige Ostsee-Hochwasser einzudämmen. An den Bau eines Sperrwerks glaubt Dose nicht. Das würde auch Jahrzehnte dauern, so der Bürgermeister. Ein Überspülen könne aber auch mit kleineren Eingriffen minimiert werden. Hierbei dürfe es keine Denkverbote geben.