Das Holmer Noor in Schleswig. © NDR Foto: Frank Goldenstein

Schleswig will sich besser vor Hochwasser schützen

Stand: 08.05.2024 17:05 Uhr

Rückstauklappen und Pumpen sollen dafür sorgen, dass Regenwasser ablaufen kann, wenn die Schlei hoch steht. Bei Extremlagen hilft das aber nur begrenzt.

von Peer-Axel Kroeske

Bei 1,50 Meter läuft das Wasser der Schlei am Schleswiger Hafen (Kreis Schleswig-Flensburg) über die Kante. Das passiert selten. Verheerend war die Sturmflut von 1872. Danach sind nur leichtere Übertritte für 1941, 1954, 1978, 1979 notiert. Nur im Herbst 2023 lag der Pegel wieder deutlich über der Marke - bei 2,30 Meter. Inzwischen haben die Verantwortlichen vor Ort reagiert und erste Maßnahmen ergriffen. Welche das sind und was sie noch planen für einen wirksameren Hochwasserschutz, das hat wurde jetzt vorgestellt.

Wasser drückt aus dem Hinterland

Mitarbeiter der Stadtwerke bringen Rückstauklappen an einer Straße an. © NDR Foto: Frank Goldenstein
In der Kanalisation haben Mitarbeitende der Stadtwerke bereits damit begonnen, Rückstauklappen einzubauen.

Fast jährlich registriert die Stadt nämlich Situationen, in denen die 1,50 Meter knapp erreicht werden. Die Schlei schwappt dann zwar nur leicht über die Ufer. Doch Regenwasser von Land kann nicht mehr abfließen. Selbst, wenn es nicht regnet, fließt konstant Wasser aus den Hängen an der Schlei. Deshalb würden die Pumpen und Rückstauklappen in der Kanalisation die Lage entschärfen, erklärt Arne Clemens vom Abwassermanagement der Stadtwerke. Einzelne sind schon eingebaut. Die Ratsversammlung stimmt über die Investition von rund zwei Millionen Euro voraussichtlich noch vor der Sommerpause ab. Zwei bis drei Jahre würde es dauern, alles umzusetzen.

Kein Rundum-Sorglos-Paket

Besonders betroffen ist die Fischersiedlung Holm, denn das rückseitige Holmer Noor füllt sich schon bei leichtem Regen innerhalb eines Tages. Die Stadtwerke hat Zuflüsse berechnet, die zum Teil mehrere Tausend Liter pro Sekunde passieren. Die fest installierten Pumpen, die jetzt geplant sind, würden dagegen kaum ankommen. Aber die Stadt würde Zeit gewinnen, um beispielsweise das THW mit größeren mobilen Pumpen anzufordern, so Clemens.

Handlungsbedarf an der naturgeschützen Schleimündung

Auch ein Staubecken und ein Wehr sind geplant. Zudem könnte der Uferbereich genauer als bisher ausgemessen werden, um etwa Sandsäcke strategisch zu verteilen. Bei höheren Pegelständen seien Schäden aber kaum zu verhindern, stellte Bürgermeister Stephan Dose (SPD) klar. Eine Arbeitsgruppe um das Kreisumweltamt und der Stadt Kappeln diskutiert deshalb darüber, wie die gut 30 Kilometer entfernte, naturgeschützte Schleimündung umgebaut werden kann, um künftige Ostsee-Hochwasser einzudämmen. An den Bau eines Sperrwerks glaubt Dose nicht. Das würde auch Jahrzehnte dauern, so der Bürgermeister. Ein Überspülen könne aber auch mit kleineren Eingriffen minimiert werden. Hierbei dürfe es keine Denkverbote geben.

Weitere Informationen
Stürmisches Wetter an der Ostseeküste. © Screenshot
2 Min

Kappeln: Pläne zum Ostseeküstenschutz vorgestellt

Bist zur Sturmflutsaison, die Ende September beginnt, müssen die Deiche fertig sein. Das Land übernimmt 90 Prozent der Kosten. 2 Min

Einsatzkräfte der Feuerwehr sind bei einer Sturmflut in der Flensburger Innenstadt unterwegs. © dpa-Bildfunk Foto: Frank Molter

Helfer nach dem Sturm: Hand in Hand gegen die Flut

Rekordhochwasser an der Ostsee: Im gesamten Küstengebiet und an der Schlei waren rund 2.500 Helfer im Dauereinsatz. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 08.05.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Kreis Schleswig-Flensburg

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Müssen vor ihrem Gerätehaus. © NDR Foto: Paul Wessels

Sanierungsfall Feuerwehrhaus: Darum schlagen kleine Wehren jetzt Alarm

Knapp die Hälfte aller Feuerwehrhäuser in Schleswig-Holstein muss saniert werden. Für viele Kommunen ist das zu teuer. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?