Prozess um Schüsse in Kiel-Gaarden: Angeklagter gesteht

Stand: 06.03.2023 20:38 Uhr

Vor knapp neun Monaten wurde ein 31 Jahre alter Mann in Kiel-Gaarden erschossen, während er auf einer öffentlichen Bank saß. Am Montag gestand der Angeklagte die Tat weitestgehend.

Der Angeklagte Fisnik H. hat zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Kiel gestanden. Er bereue die Tat. Er habe geschossen, da er befürchtete, dass der Geschädigte ein Messer zieht. Damit soll dieser - laut Aussage des Angeklagten - vorher auch schon den Bruder des Angeklagten bedroht haben. Der Angeklagte hätte den Mann aufgesucht, um die Sache zu klären und schließlich im Affekt geschossen. Er habe sich bedroht gefühlt.

Geständnis mit Einschränkungen

Eine Absicht, den Mann zu töten, stritt der 24-Jährige ab. "Ich wollte ihn auf jeden Fall nicht töten", sagte der 24-Jährige. Er bereue die Tat und entschuldige sich dafür. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann heimtückischen Mord vor. Laut Anklage schoss er am 27. Juni 2022 kurz vor Mitternacht im Kieler Stadteil Gaarden fünf Mal auf sein Opfer. Tatmotiv soll laut Anklage Rache für eine Beleidigung des jüngeren Bruders des Angeklagten durch das Opfer gewesen sein. Der 31 Jahre alte Mann starb an zwei Brustdurchschüssen. 

Beschimpfungen im Gerichtssaal

Während des ersten Prozesstages kam es aus dem Zuschauerraum mehrfach zu wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen des Angeklagten. Die Polizei schritt ein und nahm Personalien der Störer auf. Das Gericht hat bis Anfang April zehn Verhandlungstage festgesetzt. Neben den Aussagen von 18 Zeugen, darunter auch viele Augenzeugen der Tat, werden auch ein psychiatrisches und ein rechtsmedizinisches Gutachten erwartet. Der Psychiater soll zur Schuldfähigkeit des Angeklagten gehört werden. Der 24-Jährige will vor der Tat unter anderem Kokain genommen haben und dadurch enthemmt gewesen sein. 

Öffentliche Fahndung und Festnahme in Gelsenkirchen

Nach der Tat war der mutmaßliche Täter geflüchtet. Nach Ermittlungen der Kripo Kiel und der Staatsanwaltschaft wurde auf Beschluss des Amtsgerichts Kiel öffentlich nach Fisnik H. gefahndet. Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass der damals 23-Jährige keinen Waffenschein hatte. Eine Belohnung von 3.000 Euro wurde ausgesetzt. Schließlich nahmen die Ermittler knapp zwei Wochen später den dringend Tatverdächtigen in Gelsenkirchen fest.

Motiv: Bruder des Angeklagten war in Streit verwickelt

Zu dem Motiv gab die Staatsanwaltschaft bekannt, es habe zuvor zwischen dem Bruder des Angeklagten und dem späteren Opfer Streit gegeben. Vor der Bank im Gustav-Schatz-Hof soll der mutmaßliche Täter den 31-Jährigen auf diesen Streit angesprochen und dann geschossen haben. Was genau vorgefallen war, soll nun vor Gericht geklärt werden.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 06.03.2023 | 19:30 Uhr

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