Probleme an der Schleifähre: Keine Lösung in Sicht
Die neue Fähre "Missunde III" kann ihren Betrieb nicht wie geplant aufnehmen. Das neue Konzept weist laut Experten ganz offensichtlich Konstruktionsfehler auf. Auch die alte Fähre ist wohl keine Option.
Eigentlich sollte die Schleifähre "Missunde III" ihren Betrieb zwischen Kosel (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und Brodersby (Kreis Schleswig-Flensburg) diese Woche aufnehmen. Aber Reisende, Pendler und Anwohner müssen sich noch weiter gedulden. Das neue Konzept für die "Missunde III" weist laut dem Fähr-Pächter Rüdiger Jöns offensichtlich Konstruktionsfehler auf. Sie hakt nicht richtig am Anleger ein. Das Seil wird zudem offenbar durch das größere Gewicht stark belastet. Auch die Hoffnung auf eine Übergangslösung mit der alten Fähre "Missunde II" hat sich zerschlagen.
Alte Fähre ist bereits verkauft
Der Bürgermeister von Brodersby-Goltoft, Joschka Buhmann (WGBG), hatte die alte Fähre ins Spiel gebracht. Die 21 Jahre alte, wartungsbedürftige Fähre liegt laut Buhmann derzeit noch an der Schlei, und er hatte vorgeschlagen, sie zu reaktivieren. Zwei Gründe sprechen aus Sicht des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) dagegen. Zum einen verfügt die "Missunde II" über kein gültiges Fährzeugnis mehr. Die Kosten, um sie wieder fit zu machen für ein Fährzeugnis, liegen laut LKN-Geschäftsführer Fabian Lücht bei 1,8 Millionen Euro. Zum anderen ist die "Missunde II" bereits verkauft. Sie liegt aktuell in Maasholm. Allerdings wurde sie dort am Dienstag laut LKN noch nicht vom neuen Eigner abgeholt. Er wird nun am Montag in Maashol erwartet.
"Die Fähre gehört uns nicht mehr. Da hätte man mit dem neuen Eigner vielleicht noch einen Deal treffen können. Aber es wäre dann an dem fehlenden Fährzeugnis in jedem Fall gescheitert." Fabian Lücht, Geschäftsführer Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein
Es gibt keinen neuen Starttermin
Der LKN möchte aktuell keinen neuen Starttermin für die "Missunde III" nennen. Dafür gibt es eine Liste möglicher Maßnahmen, die helfen sollen. Zunächst soll der Betrieb mit einem leichteren Seil getestet werden. Außerdem soll die Fähre mit zusätzlichen Dalben (in die Schlei gerammte Pfähle) besser geleitet werden, um das Anlegemanöver zu verbessern. Für die Rammarbeiten sind aber noch ein Bodengutachten und Genehmigungen nötig. "Das wird noch ein paar Wochen dauern", erklärte Lücht und macht dennoch Hoffnung: "Wir sind guten Mutes, dass es diese Saison noch was wird."
"Missunde II" war länger in Betrieb als geplant
Die alte Fähre blieb bereits länger in Betrieb als gewollt. Geplanter Start war ursprünglich April 2023. Lieferkettenprobleme und Niedrigwasser auf der Elbe beim Transport von der Werft an die Schlei verzögerten die Lieferung, und Hochwasser auf der Schlei verzögerte die Umbauten an den Anlegern. Die "Missunde II" bekam eine befristete Betriebserlaubnis bis März 2024 für den Weiterbetrieb. Der Betrieb ruht aber bereits seit Januar 2024, um die Anleger umzubauen.
Testläufe nur vor Ort möglich
Bereits vergangene Woche hatte der LKN die Verzögerungen bekannt gegeben. "Die in den letzten Wochen bei verschiedenen Windverhältnissen erfolgten Probefahrten haben gezeigt, dass an der Seilführung der Fähre einige Umbauten nötig sind", sagte Fabian Lücht. Schon vor der Auslieferung hätten umfangreiche Testprogramme durchgeführt werden müssen, wie bei Schiffen normalerweise üblich. Da die Missunde aber eine Seilfähre ist, sind konkrete Testabläufe nur vor Ort möglich. Laut LKN sind weitere Nachrüstungen nötig, um einen sicheren Fährbetrieb zu gewährleisten.
Erster Starttermin bereits verzögert
Bereits Ende Januar konnte der geplante Starttermin der Schleifähre nicht eingehalten werden. Damals waren Nachbesserungsarbeiten an den Anlegern die Gründe. Diese mussten verbreitert werden. Außerdem wurden Stahlpoller im Wasser montiert, die die Fähre beim Anlegen stabilisieren sollen.
Die neue Fähre hat etwa 3,3 Millionen Euro gekostet und ist durch ihren Antrieb mit Batterie- und Solarunterstützung leiser und emissionsfrei. Sie ist deutlich größer als ihre Vorgängerin "Missunde II" und kann deutlich mehr Gewicht tragen. So passen anstatt sechs bis zu zehn Pkw zeitgleich auf das Schiff - auch schwere Fahrzeuge wie Reisebusse, Trecker oder Lkw können dann über die Schlei setzen.