Polizei-Leitstellen können jetzt 110-Notrufe orten
Die Polizei kann jetzt Notrufe auf die 110 automatisch orten - in allen Regionalleitstellen in Schleswig-Holstein. Bisher hatte es ein Polizeigesetz verboten, auf die geografischen Daten zuzugreifen.
Einen Notruf auf die Rufnummer 110 zu lokalisieren - diese Idee gibt es schon lange. Ab sofort geht das auch in der Realität: Die Polizei in Schleswig-Holstein darf Anrufer orten. "Die Lokalisierung der Anruferin oder des Anrufers und somit die Ermittlung des Einsatzortes wird erheblich vereinfacht", teilte das schleswig-holsteinische Innenministerium mit.
Smartphone orten kann in Stresssituationen helfen
"Wenn man sich als Bürgerin oder als Bürger am Einsatzort nicht gut auskennt, kann es schon mal schwierig werden, den Ort genau zu beschreiben", erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU), "insbesondere, wenn man sich auch noch im Dunkeln irgendwo im ländlichen Raum befindet und keine Straßenschilder sieht." Auch, wenn der Anrufer in einer körperlich oder geistigen Außnahmesituation sei oder Schwierigkeiten mit der Sprache habe, könne die neue Ortung helfen.
Gewerkschaft der Polizei: System erleichtert Arbeit
Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Es ist wichtig, dass in kurzer Zeit durch die Teilnahme am Advanced Mobile Location-Verfahren eine Lösung gefunden werden konnte, die unseren Kolleginnen und Kollegen die tägliche Arbeit erleichtert", sagte der GdP-Landesvorsitzende Torsten Jäger. So könne Hilfesuchenden künftig schnellstmöglich geholfen werden.
Polizeigesetz Baden-Württemberg verbot bisher Weitergabe der Daten
Bisher hatten juristische Gründe die Handy-Ortung eines Anrufers verhindert: Denn der sogenannte zentrale AML-Server (Advanced Mobile Location), der die Position eines Anrufers beim Notruf bestimmen kann, steht in Baden-Württemberg - laut schleswig-holsteinischem Innenministerium der einzige in Deutschland. Die Daten durften bisher aufgrund der Rechtslage in Baden-Württemberg nicht weitergegeben werden, weil das Polizeigesetz des Landes es verhinderte.
Ortung von 112-Notrufen schon seit 2019 möglich
Nun wurden - laut Innenministerium - die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen: Die Standort-Daten dürfen übermittelt werden. Angestoßen hatte das Thema der SPD-Landtagsabgeordnete Niclas Dürbrook mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung im März 2024. Rief man die 112 an, war eine Ortung übrigens bereits seit 2019 in Schleswig-Holstein möglich.
Systemdienst ist bereits in Smartphones integriert
Bei der AML handelt sich dabei um einen Systemdienst, der fest in das Betriebssystem der mobilen Endgeräte integriert ist - sowohl in iOS als auch Android. AML muss also nicht erst installiert werden. Die AML-Daten werden laut Innenministerium durch die Hersteller der Betriebssysteme an den Datenendpunkt in Baden-Württemberg übertragen. Darauf können die Regionalleitstellen demnach für 60 Minuten zugreifen. Danach wird der Datensatz den Angaben zufolge automatisch gelöscht.