Pflegeheim-Platz in SH: Kosten steigen um bis zu 409 Euro
Die monatlichen Kosten für einen Platz im Pflegeheim in Schleswig-Holstein haben kräftig zugelegt. Nach Angaben der Ersatzkassen stieg der durchschnittlich zu zahlende Betrag zum 1. Januar im ersten Jahr im Heim im Landesdurchschnitt auf 2.354 Euro.
Das bedeutet, dass die Pflegebedürftigen in den ersten zwölf Monaten ihres Heimaufenthalts im Durchschnitt 409 Euro im Monat mehr zahlen mussten als noch vor einem Jahr. Hintergrund der Steigerungen sind nach Angaben des Ersatzkassenverbandes vor allem höhere Kosten für Lebensmittel und Personal.
Mehr Entlastungszuschläge - dennoch Mehrausgaben für Heimbewohner
Die Kosten schießen also in die Höhe, obwohl es mehr Entlastungszuschläge gibt. Im ersten Jahr übernehmen die Kassen fünf Prozent des Eigenanteils. Dieser Zuschuss steigt im Laufe der Zeit in drei Stufen. Den höchsten Zuschlag gibt es ab dem vierten Jahr im Heim: In Schleswig-Holstein stieg die Zuzahlung im Jahresvergleich um 180 auf nun 1.671 Euro pro Monat. In den Summen ist zum Einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu.
Pflegekräfte müssen nach Tarifvertrag bezahlt werden
Die Personalkosten in den Heimen haben sich erhöht, denn seit September vergangenen Jahres müssen Einrichtungen Pflegekräfte nach Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen. Nur dann können sie mit den Pflegekassen abrechnen. Die Chefin des Ersatzkassenverbandes, Ulrike Elsner, forderte eine "Pflegereform in einem Guss". Nötig sei ein Finanzkonzept mit fest verankerten und dynamisierten Steuerzuschüssen.
Sozialverband: Viele werden sich Pflege nicht mehr leisten können
Der Sozialverband VdK Nord befürchtet, dass viele die Pflege im Heim nicht mehr bezahlen können. Geschäftsführer Ronald Manzke sagte NDR Schleswig-Holstein: "Das bedeutet für diejenigen, die noch nicht auf Grundsicherungen und soziale Hilfestellungen angewiesen sind, dass die jetzt in das soziale Netz abrutschen. Oder dass sie sich die Einrichtung, in der sie jetzt sind, nicht mehr leisten können und in günstigere Einrichtungen wechseln müssen. Und das ist erschreckend." Manzke fordert, dass der Eigenanteil, den die Pflegebedürftigen zahlen müssen, gedeckelt wird.
Garg: Land sollte Investitionskosten übernehmen
Auch der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Heiner Garg, findet, dass die finanzielle Belastungsgrenze der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen längst erreicht ist. "Umso wichtiger ist es, dass das Land seiner gesetzlichen Pflicht zur Unterstützung bei den Investitionskosten endlich nachkommt. Würde das Land die Investitionskosten übernehmen, würde der Eigenanteil der Pflegebedürftigen um rund 500 Euro monatlich sinken." Der ehemalige Gesundheitsminister fordert von Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) zügig eine Neuausrichtung der Investitionskostenfinanzierung nach dem Landespflegegesetz auf den Weg zu bringen.