Online-Suche nach Frauenhäusern: Hilfe bei häuslicher Gewalt
In Frauenhäusern sollen Frauen Schutz vor Gewalt finden. Doch es gibt zu viele Fälle und zu wenig Plätze in Deutschland. Eine Online-Seite hilft dabei, freie Kapazitäten zu finden.
Samira (Name geändert) musste mit ihren Kindern vor ihrem gewalttätigen Ex-Partner fliehen - und hat dank der Internetseite frauenhaus-suche.de einen Platz in einem Frauenhaus gefunden. Sie hat mehrere Kinder und lebt mit ihnen seit einigen Monaten in einer Schutzeinrichtung - wo genau, soll geheim bleiben. In einem Videointerview erzählt Samira, dass sie von ihrem Ex geschlagen wurde. Auch den Kindern gegenüber wurde er gewalttätig.
Viele Frauenhäuser sind voll
Sie erinnert sich daran, wie sie zum ersten Mal in ein Frauenhaus geflüchtet war: "Mein Ex-Partner hat mir daraufhin versichert, dass er mich liebt. Ich habe ihm geglaubt und bin zu ihm zurückgekehrt - ein großer Fehler." Kurz darauf eskalierte die Gewalt wieder, in nahegelegenen Frauenhäusern kam sie mit den Kindern jedoch nicht mehr unter. "Es kam immer die Antwort, dass es keinen Platz für uns alle gibt."
Die Mitarbeiterin einer Beratungsstelle empfahl ihr daraufhin die damals neu veröffentlichte Internetseite für die Suche. "Da konnte ich sehen, wo es freie Plätze gibt und wie viele Kinder mitgebracht werden können. So habe ich den Frauenhausplatz dann gefunden."
Geheime Online-Suche nach Frauenhäusern am PC
Die Internetseite gibt mit Blick auf eine Deutschlandkarte eine schnelle Übersicht, welche Frauenhäuser Kapazitäten haben und welche nicht. Sie ist in sechs Sprachen und dazu in leichter Sprache abrufbar. Die Nutzerinnen können angeben, wie viele Kinder sie haben, ob sie Tiere mitbringen möchten - und sie können auch nach barrierefreien Einrichtungen suchen.
Bei der Programmierung der Seite wurde besonders an die Sicherheit der Nutzerinnen gedacht, sagt Britta Schlichting von der verantwortlichen Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser in Mannheim (ZIF). "Wenn Frauen am Rechner sitzen, können sie oben auf 'Notausstieg' drücken - dann könnte niemand mehr nachvollziehen, auf welcher Seite sie vorher waren." Erfahrungsgemäß würden jedoch viele Betroffene die Homepage über ihr Smartphone aufrufen.
Auch Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen nutzen die Internetseite
Dafür, dass die Internetseite erst rund eineinhalb Jahre online ist, sei sie schon häufig aufgerufen worden, sagt Britta Schlichting von der ZIF. Nicht nur betroffene Frauen nutzten sie - auch die Polizei, das Jugendamt und Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern wie Claudia Rattmann. Sie arbeitet im Frauenhaus Stormarn in Ahrensburg: "Wir vermitteln Frauen mithilfe der Seite häufig weiter, weil unser Haus meistens voll ist." Claudia Rattmann ist froh, dass es die Seite gibt - kritisiert allerdings, dass nicht alle Frauenhäuser bundesweit aufgeführt werden. So werden von 16 Frauenhäusern in Schleswig-Holstein nur 13 angezeigt. Das liegt der ZIF zufolge daran, dass jedes Frauenhaus für sich entscheidet, ob es mitmachen möchte.
Hauptproblem: Zu wenig Plätze, zu viele von häuslicher Gewalt betroffene Frauen
Die Seite löst nicht das Problem, dass bundesweit 15.000 Frauenhausplätze fehlen, sagt Britta Schlichting von der ZIF. Immerhin erleichtere die Seite aber die Suche nach einem Frauenhausplatz erheblich, indem sie einen direkten Überblick über Kapazitäten gibt. Dazu müssten Betroffene nicht mehr die Einrichtungen abtelefonieren und ihre Geschichte wieder und wieder erzählen, sagt eine Mitarbeiterin der Einrichtung, in der Samira zurzeit lebt.
Samira ist dankbar, dass sie dank des Online-Angebots einen Ort gefunden hat, an dem sie und ihre Kinder zur Ruhe kommen können. Mit dem Abstand zu ihrem gewalttätigen Ex-Partner habe sie nun wieder Energie, nach vorne zu schauen, sich um ihre Kinder, aber auch um sich selbst und ihre Ziele zu kümmern: Deutsch zu lernen und ihren Führerschein zu machen. "Ich habe viele Kinder, dann brauche ich ein Auto, um richtig mobil zu sein."