Northvolt: Was eine Entscheidung für die USA für Norderwöhrden bedeuten würde
Möglicherweise könnte Northvolt seine Batteriezellen-Fabrik wegen der dort höheren Subventionen erst in den USA und erst danach bei Heide in Schleswig-Holstein bauen. Für Norderwöhrdens Bürgermeister birgt das auch die Chance, das Projekt besser planen zu können.
Längst wollte der schwedische Batterieproduzent Northvolt die Entscheidung treffen, ob er bei Heide (Kreis Dithmarschen) eine Batteriefabrik bauen wird. Als die Schweden im Frühjahr die Pläne in Heide öffentlich machten, sagte ein Projektmanager: Noch im Sommer falle die Entscheidung für oder gegen Heide. Doch das Land wartet immer noch auf das "Go" aus Schweden. Mit Windkraft wollte Northvolt die grünste Batterie der Welt produzieren. Doch der Strom wird immer teurer. Eine Fabrik scheint nicht rentabel. Zumindest nicht in Deutschland. War es das mit Batterien made in Dithmarschen?
Bürgermeister: Der Druck ist raus
Norderwöhrdens Bürgermeister Kay Uwe Evers (FWN) sieht in dem geplanten Werk immer noch eine große Chance. Auf den Flächen seiner Gemeinde soll - laut den Planungen - der etwas größere Teil der Fabrik entstehen. Der andere in Lohe-Rickelshof. Jetzt aber hat Northvolt-Chef Peter Carlsson die USA als mögliche erste Wahl ins Gespräch gebracht. "Wir in der Gemeindevertretung sind eigentlich erleichtert über diese Äußerungen, weil sie den zeitlichen Druck aus dem Planungsverfahren heraus genommen haben. Dadurch haben wir mehr Zeit, das Verfahren in einem angemesseneren Zeitrahmen abzuwickeln", so Evers. Northvolt wollte ursprünglich, dass Ende 2025 die ersten Batterien vom Band laufen. Das hätte einen Baubeginn im kommenden Jahr bedeutet. Evers betont: "Das war von Anfang an ein anspruchsvolles Vorhaben gewesen, in dieser kurzen Zeit Baurecht zu schaffen." Tobias von der Heide (CDU), Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium, hält jedoch weiter am Zeitplan fest: "Wir wollen so schnell es geht Northvolt die Möglichkeit geben, hier anzusiedeln. Und wir haben für die Themen, die anstehen, auch Lösungen."
Verkehrsanbindung noch ungelöst
Bürgermeister Evers ist da skeptischer. Das aus seiner Sicht wichtigste Problem ist die Bewältigung des zusätzlichen Verkehrs: "Wenn zum jetzigen Verkehr noch einmal 450 Lkw dazu kommen und dann noch in drei Schichten 3.000 Arbeitsplätze nur über die B203 abgewickelt werden sollen, dann haben wir Bedenken, dass das funktioniert." Der Verkehr müsste von der Bundesstraße 203 Richtung Fabrik abbiegen. Im Sommer kommen noch Tausende Touristen dazu, die nach Büsum und St. Peter Ording unterwegs sind. Ob der Verkehr über eine Ampel oder einem Kreisel zur Fabrik gelenkt wird, ist noch offen, sagt Tobias von der Heide: "Für uns ist immer wichtig, anhand von Gutachten, die die Verkehrsströme prognostizieren, Entscheidungen zu treffen." Der nördliche Teil der Fabrik soll nach den Planungen an die B5 angeschlossen werden. "Wir gehen davon aus, dass das möglich ist."
Geteilte Fabrik - mehr Probleme
Northvolt konnte nicht alle Flächen erwerben. Das Gelände der Fabrik würde sich in einen größeren Teil im Süden an der B203 und einen kleineren Teil im Norden an der B5 aufteilen. Dazwischen liegen Felder, die ein Landwirt nicht verkaufen wollte. Unklar ist, wie die beiden Northvolt-Flächen verbunden werden können. "Allein das zusammen zu bringen, planerisch und baurechtlich, stellt uns vor große Probleme", sagt der Bürgermeister. Die Lösung liege noch nicht auf dem Tisch.
Langfristige Lösung: Gleisanschluss
Güterzüge, die bis auf das Firmengelände rollen, so hatte sich das Northvolt langfristig vorgestellt. Die Bauteile für die "grünste Batterie der Welt" sollen mit der Bahn geliefert werden, so der Plan. Von wo genau ist allerdings noch offen: ob vom Hafen Brunsbüttel, Rendsburg oder Büsum. Es müsse jedoch auch geprüft werden, ob die Bahnübergänge und Brücken die zusätzlichen Lasten durch den Güterverkehr überhaupt tragen könnten, sagt Bürgermeister Evers. Und es geht auch wieder um die Elektrifizierung der Marschbahn. Ein Thema, über das seit Jahren gesprochen wird. "Das geht nicht von heute auf morgen", sagt Staatssekretär von der Heide. "Wir sind aber bemüht mit dem Bund zusammen, sehr zügig zu Ergebnissen zu kommen."
Landesregierung gefordert
Vor wenigen Tagen war Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) vor Ort. Nach einer kleinen Busrundfahrt über das geplante Northvolt-Gelände traf er sich mit den Gemeindevertretern in einem Landgasthaus. Da ging es auch um finanzielle Fragen. "Die Erschließungskosten können wir als kleine Gemeinde nicht übernehmen, schon gar nicht die Verlegung eines Gleisanschlusses", macht Bürgermeister Evers deutlich. Der Besuch von Daniel Günther kam bei den Vertretern gut an. Er kenne die Probleme rund um die Batteriefabrik sehr gut und war offen für Gespräche, so Evers: "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Probleme zusammen mit der Landesregierung lösen können." Denn Northvolt komme, es gehe nur um das wann.