Niedrigwasser in der Ostsee: Viele Boote lagen auf Grund
Die Pegelstände in Kiel, Lübeck und Flensburg sind am Donnerstag teilweise auf bis zu 1,70 Meter unter dem mittleren Wasserstand gesunken. Das passiert laut BSH nur etwa alle 20 Jahre. Ab dem Nachmittag stieg das Wasser dann wieder an.
An der Ostseeküste war am Donnerstag einiges mehr von den Kaimauern, Brücken und Stegen zu sehen als üblich. Der starke Wind aus westlichen Richtungen sorgt für extremes Niedrigwasser.
In der Lübecker Altstadt sorgte das für ein ungewohntes Bild: Die Kaimauern lagen frei, selbst der Holzunterbau war zu sehen. Auch Bootsbesitzer Christof Hose bot sich am Donnerstag ein für ihn bis dahin unbekanntes Bild: Sein Motorboot "Jaya" hat seinen Liegeplatz in einem kleinen Hafen in einem Arm der Trave. Von dort hatte er es aus Angst vor dem Niedrigwasser am Mittwoch extra an einen anderen Liegeplatz am Stadtgraben gebracht - dort saß es an der Kaimauer auf Grund.
Bootsbesitzer müssen abwarten
"Da liegt es jetzt auch so tief, dass ich nicht einmal an Bord komme. Der Steg ist zu hoch", sagte Hose. Ob etwas kaputt gegangen ist, konnte er noch nicht abschätzen. "Ich weiß auch nicht, wie weich der Untergrund hier ist. Auf jeden Fall liegt es mit den Stabilisatoren und den Propellern im Dreck." Eigentlich wollte Hose die "Jaya" am Donnerstag in Schlutup aus dem Wasser kranen und ins Winterlager bringen. Nun könne er nur abwarten, dass die Pegelstände wieder steigen, sagte er.
Ein solches Niedrigwasser habe er noch nie erlebt, so Hose. Auch andere Passantinnen und Passanten in Lübeck waren erstaunt und verwundert über den Anblick. In Lübeck (Pegel) und auch in Travemünde (Pegel) lagen die niedrigsten Pegelstände zwischen 1,60 und 1,70 Meter unter dem mittleren Wasserstand. Am Nachmittag war das Wasser aber bereits wieder auf 60 Zentimeter unter Normal gestiegen.
Fährausfälle in Kiel, Schäden am Hafen in Flensburg
In Kiel fielen wegen des Niedrigwassers die Fähren F1 der Fördefährlinie und F2 der Schwentinelinie aus. An der Kiellinie lagen am Donnerstagmittag Pontons wegen des Niedrigwassers auf dem Fördeboden, hinter den Kaimauern war der Sandboden zu sehen. In Kiel-Holtenau fielen die Pegel auf 1,60 Meter unter Normal, am Nachmittag lagen sie bei 1,05 darunter. Ähnlich die Lage in Flensburg: Dort ist auf rund 100 Metern in der Nacht ein Teil der trockengelegten Hafenkante weggebrochen. Möglicherweise eine Folge der schweren Sturmflut vor einem Monat. Am Donnerstag erreichten die Wasserstände 1,70 Meter unter dem mittleren Hochwasser.
BSH: Wasserstände gegen Mitternacht wieder normal
So ein starkes Niedrigwasser gibt es laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) nur etwa alle 20 Jahre. Ines Perlet-Markus vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sprach von einem sehr seltenen Ereignis, gab aber Entwarnung: "Die Pegelstände gehen jetzt langsam wieder hoch. Wir erwarten so gegen Mitternacht wieder Wasserstände um 'Normal', erst zum Wochenende dreht der Wind dann in nördliche Richtungen", sagte sie.
Für Donnerstagnacht gingen die Prognosen des BSH von Wasserständen zwischen 40 Zentimeter unter und 20 Zentimeter über dem mittleren Wasserstand aus. Am Freitagabend erwarten die Expertinnen und Experten dann Hochwasser mit Pegelständen von bis zu 60 Zentimetern über dem mittleren Wasserstand. Das sei im unkritischen Bereich.
Sturmwarnung für die Nordseeküste
An der Nordseeküste wird dagegen am Freitagmorgen eine Sturmflut mit Pegelständen von 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. Stürmische Böen mit vereinzelt bis zu 85 Kilometern pro Stunde peitschen die Wellen auf. Ab Freitagmorgen kommt zu dem Wind außerdem eine zunehmende Gewitterwahrscheinlichkeit. Die Reederei Cassen Eils hat den Fährbetrieb nach Helgoland für den 23. und 24. November eingestellt.