Neues Wasserwerk Itzehoe soll mit Geld der Bürger gebaut werden
Bürgerinnen und Bürger aus der Region Itzehoe können ein neues Wasserwerk mitfinanzieren - mit Genussscheinen. Die Verbraucherzentrale hat keine grundsätzlichen Einwände, rät aber, sich das Angebot genau anzugucken.
Itzehoe bekommt ein neues Wasserwerk - und wer in der Region wohnt, kann es mitfinanzieren. Die Stadtwerke Itzehoe haben dazu ein neue Finanzierungsmodell vorgestellt. Mit sogenannten Genussscheinen können Bürgerinnen und Bürger den Bau mitfinanzieren. Die Stadtwerke Itzehoe bieten den Anlegerinnen und Anlegern einen Zins von 3,25 Prozent, Kunden der Stadtwerke bekommen 4,25 Prozent. Mindestens 1.000 Euro müssen angelegt werden. Seit vier Wochen gibt es das neue Anlagemodell und laut einem Stadtwerke-Sprecher haben sich bislang 100 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Zuvor hatten die Stadtwerke für das neue Finanzierungsmodell geworben: Mit Anzeigen in der örtlichen Tageszeitung, Infos auf der Stadtwerke-Homepage, einer Broschüre und Infoabenden.
Verbraucherzentrale rät dazu, zu vergleichen
Ein Wasserwerk - mitfinanziert von Bürgerinnen und Bürgern? Finanzexperte Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat keine grundsätzlichen Einwände. Es handele sich um ein für Schleswig-Holstein neues, aber transparentes Anlagemodell, sagte er. Die Stadtwerke hätten alle wichtigen Infos in der Broschüre und auf der Homepage zusammengefasst. Herte sagt zu der versprochenen Rendite von 3,25 Prozent, aktuell gebe es auf Tagesgeld sogar höhere Zinsen, auch beim Festgeld - also bei einer längeren Anlage - finde man Anbieter, die einen höheren Zinssatz versprechen.
"Ich würde sagen: ein Zins von 3,25 Prozent ist nicht so attraktiv, es ist nicht schlecht, aber es könnte besser sein." Finanzexperte Michael Herte von der Verbraucherzentrale
Herte weist zudem darauf hin, dass Anleger eventuell einen Verlust erleiden könnten, wenn es wirtschaftliche Probleme bei den Stadtwerken gebe. "Wenn die Stadtwerke Itzehoe in Zahlungsschwierigkeiten geraten, oder aufgrund anderer Ereignisse das Geld klamm wird, kann es sein, dass man seine Einzahlung nicht zu 100 Prozent zurück bekommt."
Laufzeit der Genussscheine bis 2029
Herte rät allen Interessenten, sich vor einer Anlage ausführlich von unabhängigen Experten beraten zu lassen. "Man sollte sich außerdem alternative Anlage-Angebote geben lassen, und dann in Ruhe entscheiden." Zudem weist Herte auf die Laufzeit der Genussscheine bis 2029 hin. Herte rät: "Planen Sie ihre Finanzen so, dass Sie das Geld in den nächsten sechs Jahren nicht brauchen. Aber wenn jemand in der Region investieren möchte und das Gefühl haben möchte, Teil des neuen Wasserwerks zu sein, dann spricht nichts dagegen."
"Für uns ist das ein Projekt, um unsere Kunden noch stärker an das Unternehmen zu binden. Wir machen die Bürgerinnen und Bürger zu Beteiligten." Stadtwerke-Geschäftsführer Erik Dittrich
Stadtwerke: Zwischenbilanz positiv
Fünf Millionen Euro wollen die Stadtwerke Itzehoe über die Genussscheine zusammenbekommen. Das sei ein ehrgeiziges Ziel, aber das Projekt sei gut angelaufen, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Erik Dittrich. Bislang haben 100 Bürgerinnen und Bürger Anteile gezeichnet, ein siebenstelliger Betrag sei so schon zusammengekommen, so Dittrich.
Vor gut zehn Jahren setzte Dittrich übrigens ein identisches Modell in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführer bei einem Energieversorger am Bodensee um, nun will er das Modell in SH testen. Das neue Finanzierungsmodell in Itzehoe könnte vielleicht Modell-Charakter für andere Energieversorger in Schleswig-Holstein haben, sagt Verbraucherschützer Michael Herte.
Anfang des kommenden Jahres wollen die Stadtwerke Itzehoe mit dem Bau des neuen Wasserwerks beginnen, da gehe man dann erst mal in Vorleistung, so Dittrich. Wenn alles klappt, soll das neue Wasserwerk dann 2026 in Betrieb genommen werden.