Neuer Dithmarscher Landrat Schütt will Teamplayer sein
Seine Wahl hatte im Februar bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Thorben Schütt wurde im Kreistag im zweiten Wahlgang zum neuen Landrat des Kreises Dithmarschen gewählt - und das möglicherweise mit Stimmen der AfD. Nachweisen ließ sich das jedoch nicht. Jetzt blickt er nach vorn.
Am Donnerstag hat Thorben Schütt seine Ernennungsurkunde bekommen und ist von Dithmarschens Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs (CDU) vereidigt worden. Am 1. Juni beginnt die Amtszeit von Schütt als neuer Dithmarscher Landrat. Er ist mit 33 Jahren der jüngste Landrat in Schleswig-Holstein. Sein Kollege aus dem Nachbarkreis Nordfriesland Florian Lorenzen (CDU) ist mit 37 Jahren dann bald der zweitjüngste Landrat im nördlichsten Bundesland.
Festlicher Rahmen im Heider Kreishaus
Die Vereidigung fand im mit Blumen geschmückten Kreistagssitzungssaal im Heider Kreishaus statt. Ein Klarinetten-Ensemble der Dithmarscher Musikschule sorgte mit klassischer Musik für den feierlichen Rahmen der Amtseinführung. Nach der Vereidigung gab es langen Applaus für den neuen Landrat. Zahlreiche geladene Gäste waren mit dabei, unter anderem Schütts Eltern, viele Bürgermeister und Amtsleiter aus Dithmarschen, ehemalige Kreispräsidenten und der ehemalige Landrat Hans-Jakob Tiessen (parteilos). Der noch bis zum 31. Mai amtierende Landrat Stefan Mohrdieck (parteilos) fehlte allerdings. Er sei im Urlaub, sagte Kreispräsidentin Borwieck-Dethlefs.
Prominente Gratulantin aus Kiel
Als erste Gratulantin durfte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ans Rednerpult. Sie war direkt von der Landtagssitzung in Kiel nach Heide gefahren, um bei der Amtseinführung ihres Mitarbeiters Thorben Schütt mit dabei zu sein. Denn Schütt war ihr Büroleiter im Innenministerium. Sie beschrieb Schütt als gradlinigen und ehrgeizigen Mitarbeiter, mit dem sie hervorragend und sehr vertrauensvoll zusammen gearbeitet habe. Daher habe sie Schütts Weggang auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgenommen.
An die Dithmarscher Kreistagsabgeordneten gerichtet sagte sie: "Schütt bringt das notwendige Rüstzeug für diese Aufgabe mit. Er kennt sich aus mit den Themen Sicherheit, Landesplanung, Bauen und Wohnen und er kommt aus Dithmarschen." Ihre Rede beendete sie mit persönlichen Worten: "Lieber Thorben, ich wünsche Dir alles Gute für deine neue Aufgabe. Ich hoffe, dass wir uns ab und zu mal in Kiel oder in Heide wieder sehen, vielleicht mal zu einer Tasse Kaffee. Alles Gute und pass auf Dich auf!"
Schütt will eng mit den Fraktionen und Kommunen zusammenarbeiten
Der 33-jährige Schütt sagte am Donnerstag in der Kreistagssitzung, er freue sich sehr auf seine neue Aufgabe in seiner Heimat Dithmarschen. "Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als in diesen Zeiten mit all den Möglichkeiten, die wir haben, für die Dithmarscherinnen und Dithmarscher - für meine Heimat - arbeiten zu dürfen." Er kündigte einen kooperativen und offenen Arbeitsstil an. "Ich möchte eng mit den Fraktionen des Kreistages und mit den Kommunen und Ämtern hier in der Region zusammenarbeiten. Ich bin ein Teamplayer."
In den vergangenen Wochen habe er bereits viele Gespräche geführt. Der in Dithmarschen aufgewachsene Schütt bereitet jetzt seinen Umzug von Kiel nach Heide vor, dabei habe er schon viele Menschen getroffen und mit ihnen über den Kreis Dithmarschen gesprochen. Dabei habe er schon viel über die Herausforderungen der Region erfahren, das sei eine wichtige Grundlage für seine Arbeit als Landrat, so Schütt.
Nach Wahl bleiben auch kritische Stimmen
Während Kreistagsabgeordnete mehrerer Fraktionen im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein ankündigten, jetzt nach vorne blicken zu wollen, und auf eine gute Zusammenarbeit setzen, blickte SPD-Fraktionschef Jörg-Uwe Halusa nochmal zurück auf die Landratswahl am 8. Februar. "Es war insgesamt sehr unerfreulich, diese Einmischung von außen, vor allem von der CDU und von den Grünen, obwohl die Landratswahl eine Dithmarscher Entscheidung gewesen sei."
Auch der SPD-Landesvorstand habe sich dann gemeldet. Und diese Einmischung von außen sei insgesamt ein unerhörter Vorgang gewesen, so Halusa. Der SPD-Fraktionschef spielt damit auf Diskussionen vor der Landratswahl an. Es ging um die Frage, ob ein Dithmarscher Landrat mit den Stimmen der AfD Fraktion gewählt werden darf. CDU-Generalsekretär Lukas Kilian hatte die Abgeordneten aufgefordert, den Kandidaten Schütt zu wählen, weil sich Amtsinhaber Stefan Mohrdieck (parteilos) nicht eindeutig von der AfD abgegrenzt habe. CDU-Mitglied Schütt war als unabhängiger Kandidat angetreten.
Die Diskussionen um die Frage -von der AfD abgrenzen ja oder nein - sorgten dann bundesweit für Schlagzeilen. SPD-Fraktionschef Halusa sagte bei der Amtseinführung von Thorben Schütt: "CDU und FDP haben aus Partei-Räson den erfahrenen und langjährigen Landrat Mohrdieck abgewählt, und jetzt ist ein neuer Landrat gewählt, und der muss nun zeigen, ob er trotz fehlender Berufserfahrung und fehlender Verwaltungserfahrung dieses Amt ausfüllen kann darüber wird der Kreistag spätestens in sechs Jahren zu urteilen haben."
CDU: "Traditionell sachliche Zusammenarbeit im Kreistag"
Der CDU-Kreisvorsitzende und langjährige Kreistagsabgeordnete Volker Nielsen verwies im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein auf die vergangenen Jahre. Es habe immer mehrere Bewerber bei den Landratswahlen gegeben. "Es ist große Tradition hier bei uns in Dithmarschen, dass wir uns im Kreistag nach den Wahlen dann immer die Hand gereicht haben, und im Interesse Dithmarschens zusammen gearbeitet haben."
Grüne hoffen auf Akzente bei Klimapolitik
Kerstin Hansen, Fraktionsvorsitzende der Grünen, hofft, dass Thorben Schütt nicht parteipolitisch agiert, sondern die Kraft aufbringt für Dithmarschen zu sprechen. Darüber hinaus hoffe sie, dass Schütt Akzente in der Klimapolitik setzen werde. "Zum Beispiel einen Ausbau erneuerbarer Energien, ÖPNV verstärken und Naturräume behalten, all das gehört für uns zu einem klimaneutralen Dithmarschen", so Hansen.
AfD-Fraktion gegen Aufarbeitung
Der Fraktionsvorsitzende der AfD im Kreistag, Mario Reschke, sagte, eine Aufarbeitung der Diskussionen vor der Wahl halte seine Fraktion für unangebracht. Man schaue nach vorn und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, auch wenn die Hoffnungen gedämpft seien, so Reschke. Der AfD-Fraktionschef sagte weiter: "Wir wünschen uns, dass Herr Schütt uns den gleichen Respekt angedeihen lässt, wie allen anderen Parteien, und zukünftig mehr auf Inhalte achtet, als darauf, von wem diese kommen. Es ist weder demokratisch, noch im Sinne der Wähler, wenn man die Vertreter unserer Partei ausklammert. Auch diese Wähler haben es verdient, dass man Ihren gewählten Vertretern Gehör schenkt." Während der Amtseinführung blieben die AfD-Abgeordneten auf ihren Plätzen, bei der Wahl im Februar hatten einige von ihnen noch während der Rede von Thorben Schütt überraschend den Saal verlassen.
Neuer Landrat will sich für Demokratie und Menschenwürde einsetzen
Thorben Schütt sagte im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein, er sehe seine Rolle als zukünftiger Beamter des Kreises Dithmarschen in jedem Fall auf dem Boden des Grundgesetzes. Er werde sich für Demokratie, für Menschenwürde und für einen Rechtsstaat an jeder Stelle einsetzen. Wenn sich eine Fraktion des Kreistages gegen diese Werte äußert, dann werde ich mich in diese Diskussion einschalten und für diese Werte einstehen.