Neue Therapie: Mit dem Herzpflaster gegen Herzmuskelschwäche
Mediziner des UKSH in Lübeck und der Universitätsmedizin Göttingen erproben in einer Studie das sogenannte Herzpflaster als neuartige Behandlungsmethode bei Herzmuskelschwäche - und sie sind von dessen Wirksamkeit überzeugt.
Im Rahmen der Studie haben zwölf Menschen das neue Medikament erhalten. Die ersten Ergebnisse deuten auf die Wirksamkeit des neuartigen Medikaments hin, so der Leiter der Pharmakologieklinik an der Universitätsmedizin Göttingen, Wolfram-Hubertus Zimmermann.
Das sogenannte Herzpflaster besteht aus künstlich gezüchteten Herzzellen. Diese werden beim Biotechnologieunternehmen Repairon in Göttingen aus Stammzellen hergestellt, die wiederum aus Nabelschnurblutzellen gewonnen werden. Das so entstandene Herzmuskelgewebe wird zu einem Pflaster zusammengefügt und dann auf das Herz genäht. Das Pflaster ist ungefähr zehn mal zehn Zentimeter groß und vier Millimeter dick. In einer minimalinvasiven Operation wird es ohne Falten auf das schlagende Herz genäht. Der Direktor der Herzklinik am UKSH Lübeck, Stephan Ensminger, hofft, dass die Therapie bald auch an anderen Standorten möglich wird.
Pflaster rege die Bildung neuer Zellen an
Das neuartige Herzpflaster habe anderen Behandlungsmethoden gegenüber den Vorteil, dass hierbei neue Muskeln aufgebaut werden, so Zimmermann. Auch der Direktor der Herzklinik an der Universitätsmedizin Göttingen, Ingo Kutschka betont: "In Zukunft könnte für einige Patientinnen und Patienten ein im Labor gezüchtetes Gewebetransplantat eine Alternative zu mechanischen Herzunterstützungssystemen werden".
Studienteilnehmer berichten von Erfolgen
Frank Teege, einer der Studienteilnehmer, erzählt, dass sich seine Lebensqualität sehr gesteigert habe, nachdem ihm vor zwei Jahren das Herzpflaster eingesetzt worden war. Damals habe seine Herzleistung nur noch zehn Prozent betragen - heute liege sie bei 35 Prozent. Studienleiter Zimmermann betont, dass dies auch die eigenen Erwartung überstiegen habe. Insgesamt wurden bisher im Rahmen einer Studie zwölf Menschen, davon zehn Männer und zwei Frauen, in Göttingen und Lübeck mit dem Arzneimittel behandelt. Die meisten von ihnen hatten zuvor einen Herzinfarkt.
Weitere Studien sind geplant
In einer zweiten Studienphase sollen laut Studienleiter Zimmermann weitere 35 Menschen behandelt werden. Außerdem soll das Medikament eine Ausnahmegenehmigung erhalten, sodass es in bestimmten Fällen auch an anderen Standorten eingesetzt werden kann. Derzeit können nur etwa zwei Personen monatlich behandelt werden.
Laut dem Deutschen Herzbericht 2022 handelt es sich bei Herzschwäche um den häufigsten Grund für Einweisungen in eine Klinik - rund 400.000 seien es jährlich. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass diese Zahlen in Zukunft wegen des steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung steigen werden.