Nachhaltigkeitstrend sorgt für Spenden an Sozialkaufhäuser
Die Zahl der Sachspenden an Sozialkaufhäuser in Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Grund ist nach Einschätzung der Betreiber der Einrichtungen ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit.
Das Sozialkaufhaus Mehrwert in Flensburg holt künftig keine Waren mehr ab. Wer spenden will, muss selbst anliefern. "Wir nutzen das Personal lieber, um die Möbel zu den Bedürftigen zu bringen. Die haben oft keine Möglichkeit die Sachen abzuholen", erklärt Teamleiterin Petra Hansen. Trotzdem sei die Spendenbereitschaft weiter sehr hoch und steige sogar. Allein im vergangenen Monat seien 3.030 Spenden angeliefert worden. "Ich denke, den Menschen ist in den letzten Jahren das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger geworden. Sie wollen, dass die noch guten Stücke wieder zurück in den Kreislauf kommen. Das schützt die Umwelt", so Hansen. Finanziell schwächere Menschen würden von diesem Trend profitieren, gerade in der jetzigen Zeit.
Sozialkaufhäuser in Schleswig-Holstein immer gefragter
Seit dem Krieg in der Ukraine nutzen anscheinend deutlich mehr Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteine die Sozialkaufhäuser im Land. Ins gemeinnützige Kaufhaus Marli in Lübeck kommen nach eigener Aussage etwa 40 Prozent mehr Kunden, auch im Sozialkaufhaus Mehrwert in Flensburg ist die Nachfrage sprunghaft angestiegen. Ins Sozialkaufhaus Neumünster kommen gut ein Drittel mehr Menschen als noch vor dem Krieg in der Ukraine. Pro Monat sind es jetzt etwa 5.000 Bedürftige. Gerade für Alleinerziehende, die ihre Kinder einkleiden müssten, werde es gerade richtig eng, erklärt einer der Teamleiter.
Höhere Lebenshaltungskosten sorgen für volle Sozialkaufhäuser
Zu den Kunden gehören Menschen aus unterschiedlichen Bereichen: "Es kommen vor allem Menschen, die sich die hohe Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten können, Studierende, Senioren, aber auch viele ukrainische Geflüchtete", sagt Friedrich Keller, Pressesprecher der Diakonie Schleswig-Holstein. Die Diakonie betreibt mehrere Sozialkaufhäuser im Land: Die Einrichtungen in Bordesholm, Neumünster, Bad Bramstedt, Hohenwestedt und Wilster seien vor allem personell an der Grenze. Die Spenden kommen schließlich nicht einfach ins Regal, sondern müssen gereinigt, sortiert und teilweise repariert werden. Das binde Kapazitäten, so Keller. Weiterhin willkommen seien in den Häusern der Diakonie neben Personal und Sachspenden auch schlicht Geld.
Unterschiedliche Arten von Sozialkaufhäusern
In den Kaufhäusern gibt es zum Beispiel Möbel, Kleidung oder Elektrogeräte kostenlos oder stark vergünstigt. Die Konditionen hängen von der Art des Sozialkaufhauses ab: "Es gibt freie Einrichtigungen, die sich selbst finanzieren. Hier kann jeder einkaufen, die Preise sind allerdings höher als in Einrichtungen, die öffentlich unterstützt werden", erklärt Petra Hansen vom Sozialkaufhaus Mehrwert in Flensburg. Die Kaufhäuser finanzieren sich, indem sie zum Beispiel teurere Antiquitäten an zahlungskräftige Kunden verkaufen. In Sozialkaufhäuser, die öffentliche Gelder bekommen, dürfen nur Menschen, die ihre Bedürftigkeit auch nachweisen können. Insgesamt gibt es in Schleswig-Holstein etwa 40 Sozialkaufhäuser. Die meisten von ihnen werden von Wohlfahrtsverbänden betrieben.