NDR Schleswig-Holstein beendet tägliche Berichterstattung über Corona-Zahlen
Vor knapp drei Jahren hatte NDR Schleswig-Holstein damit begonnen, täglich regionale Daten und Grafiken zu den Corona-Infektionen zu veröffentlichen. Wegen mangelnder Aussagekraft der Zahlen stellt die Redaktion diesen Dienst nun ein. Hier erklären wir, warum wir uns für diesen Schritt entschieden haben.
Am 24. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall im Kreis Stormarn gemeldet. NDR Schleswig-Holstein startete kurze Zeit später eine tägliche Berichterstattung zu den Infektionen, aufgeschlüsselt nach Kreisen und kreisfreien Städten. Die Daten stammten aus der aktuellen Statistik der Landesmeldestelle. Inzidenzen, Hospitalisierungsraten, Todeszahlen: Zehntausende Menschen informierten sich regelmäßig über den schwankenden Verlauf, über Wellen und die Auswirkungen von neuen Virusvarianten.
Hohe Dunkelziffer und immer wieder Nachmeldungen
Doch die Zahlen sind nach Ansicht der Redaktion nicht mehr aussagekräftig: Viele Schleswig-Holsteiner melden ihre Corona-Erkrankungen gar nicht mehr beim Gesundheitsamt. Deshalb gibt es eine hohe Dunkelziffer bei den Neuinfektionen. In einigen Kreisen gaben die Ämter die Zahlen auch verspätet weiter, und so kam und kommt es regelmäßig zu Lücken bei der Übertragung der aktuellen Corona-Zahlen - besonders am Wochenende.
Infektiologe Rupp: Tägliche Zahlen sind verzichtbar
Der Infektiologe Jan Rupp, der am Universitätsklinikum Lübeck lehrt, ist ebenfalls der Ansicht, dass die täglichen oder auch wöchentlichen Meldungen für die Allgemeinbevölkerung verzichtbar sind. "Die Corona-Zahlen haben schon länger an Bedeutung verloren und das aus zwei Gründen: Die Schwankungen korrelieren immer weniger gut mit dem Krankheitsverlauf einzelner Personengruppen. Auch aufgrund der guten Immunitätslage in Schleswig-Holstein korrelieren Anstiege der Fallzahlen nicht mehr unmittelbar mit Hospitalisierungen von Covid-Kranken."
Statistik der Landesmeldestelle bleibt
Im Umkehrschluss haben nach den Angaben von Rupp andere Atemwegsviren wie Influenza oder RSV Ende 2022 massiv an Bedeutung gewonnen. "Diese Viren waren maßgeblich an den Personalausfällen und Überlastungen der Krankenhäuser beteiligt, wurden aber nicht in gleicher Weise erfasst."
Wer dennoch weiterhin den Verlauf der Corona-Infektionen verfolgen will, kann das noch immer im Internet tun. Die Statistik der Landesmeldestelle bleibt vorerst bestehen.