Entspannte Corona-Lage in Krankenhäusern
Endlich mal positive Nachrichten aus den Kliniken in Schleswig-Holstein: Laut Krankenhausgesellschaft hat sich die Corona-Lage extrem entspannt. Viele berichten von einem Normalbetrieb. Sind strenge Besucher-Regeln nun überhaupt noch notwendig?
Anstehen vor der Corona-Teststation am Städtischen Krankenhaus in Kiel: Wer die Klinik betreten möchte, braucht nach wie vor eine FFP2-Maske und einen negativen Schnelltest. Die Stimmung ist gespalten wie eh und je, wenn es um Corona-Vorsichtsmaßnahmen geht: "Lächerlich ist das doch!", schimpft eine junge Frau, die mit ihrer Mutter ins Krankenhaus will. "Das grenzt an Unterjochung", poltert eine andere Frau. 15 Minuten müssen die Menschen warten auf ihr Testergebnis. "Nervig, und das, obwohl die Lage so entspannt ist. Aber gut, keine Klinik will sich weitere Corona-Fälle ins Haus holen - verständlich", sagt ein älterer Mann.
In vielen Kliniken keine Corona-Intensivpatienten mehr
Stichwort Entspannung: Tatsächlich hat sich nach fast drei Jahren Corona die Lage in den Kliniken beruhigt. Ein paar Beispiele: Im Städtischen Krankenhaus liegt derzeit (Stand Mitte der Woche) kein einziger Corona-Patient auf der Intensivstation. Dieselbe Situation bei der Regioklinik Pinneberg und im Westküstenklinikum Heide. In der Regio-Klinik Elmshorn und auch im Krankenhaus Itzehoe wird jeweils ein Patient intensivmedizinisch behandelt. Das UKSH in Kiel und Lübeck berichten ebenfalls von zunehmender Entspannung. Jeweils etwa eine Handvoll Patienten liegen hier mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation. "Wir haben auch intern das Meldesystem heruntergefahren", erzählt UKSH-Sprecher Oliver Grieve. "Früher hatten wir eine Task Force, die sich nahezu täglich getroffen hat. Dann war es wöchentlich, jetzt ist es noch seltener."
Weniger Atemwegserkrankungen, weniger Personalmangel
Zwei weitere gute Nachrichten gibt es aus den Krankenhäusern: Zum einen spielen auch sonstige Atemwegserkrankungen keine herausragende Rolle mehr. "Wir sind jetzt auf einem Niveau, was Atemwegserkrankungen angeht, die für die Jahreszeit auch schon vor der Pandemie so üblich waren", sagt der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, Patrick Reimund und spricht von einem ganzen "Stück weit Normalisierung der Situation, und das gilt auch für den Personalausfall in den Krankenhäusern." Das genesene Personal ist also die dritte gute Nachricht. Allerdings: "Füße hochlegen ist nicht", macht Reimund klar. Die Krankenhaus-Belegschaft müsse nun vor allem auch die vielen verschobenen Operationen angehen.
Reimund: Krankenhäuser sollten Regeln selbst entscheiden
Viele stellen sich nun die Frage, ob die strengen Corona-Regeln für Patienten und Besucher weiter so bestehen bleiben müssen. Patrick Reimund von der Krankenhausgesellschaft hat hier eine ganz klare Vorstellung: "Ich denke, wenn sich die Lage jetzt wieder normalisiert, wird es nicht mehr nötig sein das über Verordnungen und Gesetze zu regeln, sondern es ist dann richtig, es in die Verantwortung der Krankenhäuser zu legen."
Virologe Fickenscher: Keine gewaltige zusätzliche Gefährdung mehr
Auch der Virologe Helmut Fickenscher sagt: "Früher oder später werden die Regeln alle verschwinden. Noch wird abgewogen." Fickenscher sagt aber auch: "Eine echte Grundlage haben wir nicht mehr, also keine gewaltige zusätzliche Gefährdung." Der Kieler Experte, der täglich die Corona-Zahlen für Schleswig-Holstein aufarbeitet, erinnert daran, dass am Anfang der Pandemie bei bestimmten Gruppen die Häufigkeit der tödlichen Verläufe bei fünf Prozent lag. Mittlerweile sei die Lage vollkommen anders. Das konsequente Impfen habe dazu beigetragen und "mehr als eine Million Schleswig-Holsteiner hat mittlerweile Corona gehabt", so Fickenscher.
Schluss mit den Maßnahmen? Bloß wann?
In den einzelnen Krankenhäusern wird nun tatsächlich regelmäßig über Änderungen der Vorsichtsmaßnahmen diskutiert. Aus dem Krankenhaus Itzehoe heißt es, dass hier tatsächlich kein Schnelltest mehr notwendig ist. Weiterhin müssen aber FFP2-Masken getragen werden und die Regel "Ein Besucher pro Patient für eine Stunde" gelte weiterhin.
Bei den Regio-Kliniken Elmshorn und Pinneberg werden eventuelle Änderungen ständig im Krisenstab besprochen, sagt Sprecherin Birga Berndsen. Beim UKSH läuft es ähnlich, allerdings sei man vorsichtig, meint Oliver Grieve: "Es wird ständig überlegt, das zurückzufahren. Aber wir sind mit unseren Maßnahmen bisher sehr gut gefahren. Zum jetzigen Zeitpunkt bleiben wir dabei, denn in einem Krankenhaus können sich nun mal sehr viele Menschen anstecken." Virologe Fickenscher weist abschließend auf den 7. April hin. Dann endet das bundesweite Infektionsschutzgesetz und damit vielleicht auch sämtliche Corona-Vorschriften. Allerdings: Noch hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Corona-Pandemie nicht für beendet erklärt.