Nobiskrug-Investor Windhorst: "Langfristig heißt 10, 20, 30 Jahre"
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) kann die Nobiskrug-Werft in Rendsburg übernehmen. Das Bundeskartellamt hat das Okay gegeben. Finanzinvestor Lars Windhorst war in Rendsburg und sprach über die Zukunft der Werften.
So langsam gewinnt Lars Windhorst Routine mit den Werftbesuchen. Aus Flensburg kennt er schon das Gefühl, in einer großen Halle erst vor die versammelte Belegschaft zu treten und anschließend zwischen Kränen, Werkstätten und Schiffsrümpfen vor der Presse zu sprechen. Dabei hatte er vor zwei Jahren noch eingeräumt, mit Werften habe er eigentlich gar nichts am Hut. Doch in Rendsburg wirkte er dieses Mal deutlich gelöster. Einmal mehr erzählte er, dass er die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft nur gekauft habe, um einem Geschäftsfreund einen Gefallen zu tun. Doch daraus sei ein zukunftsweisendes Projekt geworden.
Keine Jacht für Windhorst
So lobte Windhorst die Spezialkenntnisse der Rendsburger im Bau von Luxusjachten. Viele zahlungskräftige Kunden kennt er persönlich. Vielleicht könne er sogar welche vermitteln, meinte er. Und nein, er selbst wolle sich keine Jacht in Rendsburg bauen lassen, zumindest noch nicht.
Mehr als 150 Millionen Euro für beide Werften
Windhorsts Unternehmensgruppe Tennor hat nun nach seinen Angaben bereits mehr als 150 Millionen in beide Standorte investiert - ein eher kleiner Betrag verglichen mit den Ausgaben für den Bundesligaclub Hertha BSC oder die Modekette La Perla. Tennor mischt an vielen Orten mit. Gleichzeitig steht Windhorst unter Druck: Unvorstellbare 1,45 Milliarden Euro muss er bis Mitte nächsten Jahres an die Fondsgesellschaft H2O zurückzahlen. Er spricht vom Umschichten von Geldern. Könnten die Werften zum Spielball werden, wenn es eng wird?
Kein Plan für einen "Exit"
Das sei "extrem unwahrscheinlich", betont Windhorst auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein, wenngleich man in der Geschäftswelt nie etwas ausschließen könne. Aber er rechnet mit mindestens zehn Jahren, in denen er die Werften halten möchte, vielleicht sogar 15, 20, 30 - er wisse es nicht. Tennor habe die Kraft, das zu finanzieren.
Der unabhängige Werftenexperte Ulrich Malchow hält das für wünschenswert. Aus seiner Sicht gibt nur wenige Werften, die Superjachten gut und profitabel bauen können. Dass die FSG mit dem Fährbau ganz anders aufgestellt ist, müsse kein Nachteil für den Verbund sein. Sein Fazit: "Windhorst ist bekannt für unternehmerischen Wagemut. Und das kann hier nur helfen."
Zur "FSG 2.0" kommt "Nobiskrug 2.0"
Nobiskrug ist nach der Insolvenz nun ein neues Unternehmen. Die bisherigen Aufträge müssten neu abgeschlossen werden, um nahtlos weiterzumachen. Eine Jacht liegt verhüllt im Dock, zwei sind in den Hallen in Bau, für eine weitere hatte Nobiskrug ein Dock an der Kieler Lindenau-Werft angemietet. Insgesamt "eine Handvoll" Aufträge will Geschäftsführer Philipp Maracke reaktivieren. Gleichzeitig kündigt er an, das Personal in Flensburg und Rendsburg neu zu sortieren: Konstruktion, Einkauf und Verwaltung werden zusammengeführt. Das betrifft etwa 250 der insgesamt 645 Mitarbeiter in Flensburg und Rendsburg. Wo welche Teilbereiche angesiedelt werden, ist noch offen.
Betriebsrat vorsichtig optimistisch
Die IG Metall zeigt sich erfreut, dass bei Nobiskrug die Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten bleiben sollen. Dennoch müsse es Lösungen für die 26 Kollegen aus dem Stahlbau geben, die nicht übernommen werden. Betriebsrat Marcus Stöcken sagte nach der Mitarbeiterversammlung, die Zuversicht sei zurückgekommen. "Den Worten müssen aber jetzt Taten folgen."
Neue Perspektiven für die FSG?
Auch die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft wartet noch darauf, dass sich die Auftragsbücher wieder füllen. Bisher arbeitet die Belegschaft nur an einer einzigen RoRo-Fähre, die Windhorst selbst bestellt hatte - laut Maracke liegt der Bau voll im Zeitplan. Unklar bleibt, warum die FSG Ende Juni eine Klage im Zusammenhang mit der Vergabe von Marineaufträgen zurückgezogen hatte. Die Flensburger fühlten sich benachteiligt. Zur Frage, ob die FSG jetzt von der Bremer Lürssen-Werft ein Stück vom Tankerbau abbekommt, wollte sich Windhorst nicht äußern. Es gebe aber fest vereinbarte Projekte für die kommenden beiden Jahre. Worum es sich dabei handelt, blieb einmal mehr offen.