Krise in der Bau- und Wohnwirtschaft betrifft auch SH
Im Vergleich zum Vorjahr wurden von Januar bis Juli dieses Jahres 36 Prozent weniger neue Wohnungen und Häuser genehmigt. Ein Problem seien unklare Energie- und Sanierungskosten, sagen Verbände.
Im Bundeskanzleramt hat sich am Montag die Bundesregierung mit Verbänden und Interessenvertretungen getroffen, um über die Krise beim Thema Bauen zu sprechen. Diese betrifft auch Schleswig-Holstein: Bei etwa 750 geplanten Wohnungen sei momentan nicht sicher, ob sie gebaut werden, wie der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen mitteilte. Den Bauherren sei nicht klar, ob sie Geld für neue Wohnungen ausgeben können. Sie wüssten nämlich nicht, mit welchen genauen Kosten für die energetischen Sanierungen sie rechnen müssen, so der Verband.
Haus und Grund: Keine Grunderwerbssteuer für junge Familien
Nach Angaben des Vorsitzenden des Eigentümerverbands Haus und Grund in Schleswig-Holstein, Alexander Blažek, ist auch in Schleswig-Holstein der Wohnungsbau für Eigenheime eingebrochen. Der Grund dafür seien hohe Zinsen und gestiegene Baukosten. Blažek lobt zwar die Förderung der Landesregierung für soziales Wohnen. Allerdings betont er, dass es gerade aufgrund der hohen Kosten für junge Familien schwierig ist, selbst zu bauen. Er schlägt deshalb vor, jungen Familien für die erste eigene Wohnung oder das erste eigene Haus die Grunderwerbssteuer zu erlassen.
Bund einigt sich auf Pläne für mehr bezahlbaren Wohnraum
Auf dem Spitzentreffen von Bundesregierung und Vertretern der Bauwirtschaft in Berlin kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag ein 14-Punkte-Programm für mehr bezahlbaren Wohnraum an. Darauf habe sich die Ampel-Koalition geeinigt. Es soll Gesamtinvestitionen von 45 Milliarden Euro in den kommenden Jahren geben. Unter anderem sollen künftig mehr Familien als bisher zinsvergünstigte Baukredite bekommen.
Sütterlin-Waack zeigt sich nicht ganz zufrieden
Um schneller bauen zu können, sollen außerdem Vorschriften vereinheitlicht werden - in Zusammenarbeit mit den Ländern. Dass bürokratische Hürden gesenkt werden, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagt Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU): "Wir sind ja im Bereich der sozialen Wohnraumförderung ganz gut davor in Schleswig-Holstein. Da sind wir schon gute Schritte gegangen." Aber man müsse auch das private Wohneigentum fördern, so die Ministerin. "Da ist es gut, dass man in Berlin zur Überlegung gekommen ist, dass diese wahnsinnig hohen Energie-Standards gesenkt werden."
Die Ministerin kritisiert aber, dass große Teile des 14-Punkte-Plans von Ländern und Kommunen bezahlt werden müssen. Sütterlin-Waack fordert deshalb mehr Unterstützung aus Berlin.