Kiel: Ehrenamtliche organisieren Bescherung für Obdachlose
Während die meisten es sich an Weihnachten drinnen mit ihren Liebsten gemütlich machen, bekommen Obdachlose oft weder Zuneigung noch Geschenke. Doch von einer Initiative aus Kiel gab es nun eine vorgezogene Weihnachtsbescherung.
Es ist eiskalt am Sonntagnachmittag in Kiel. Unter der Gablenzbrücke nahe des Kieler Hauptbahnhofs ist eine lange Tischreihe aufgebaut, prall gefüllt mit großen Töpfen, Warmhalteboxen und Geschenktüten. Im Hintergrund läuft Weihnachtsmusik. Hinter der Tischreihe füllt Vanessa mit einer großen Kelle Rotkohl in eine Plastikschale. "Wir haben auch noch Nachtisch", sagt die 27-Jährige, die wie alle anderen hinter der Tischreihe eine rote Weihnachtsmütze trägt. Sie ist eine von rund 30 Ehrenamtlichen, die die Weihnachtsbescherung ausrichten. "Ich war schon immer daran interessiert, Menschen zu helfen", erzählt sie.
Highlight für Obdachlose
Auf der anderen Seite der Tischreihe steht eine Frau, die sich Katha nennt. "Das ist mein Spitzname", erklärt die 42-Jährige, die gerade in einer Einrichtung eine Therapie macht, wie sie sagt. Wenig später sitzt sie mit ihrer Schüssel voller Gulasch, Rotkohl und Kartoffeln auf einem hohen Bordstein und genießt das warme Essen. "Aber es ist viel mehr, als dass man nur Essen bekommt", erklärt Katha. Sie freut sich vor allem über Wertschätzung und Zuwendung durch die Menschen hier.
Obdachlos bei Eiseskälte
Was es bedeutet, bei Minusgraden obdachlos zu sein, beschreibt Micha, der ein paar Meter weiter auf den Stufen hockt und einen Teebecher umklammert. Er erzählt, wie lange es dauere, bis sein Container, in dem er lebt, warm werde und berichtet von seiner Strategie, den Tag in der bitterkalten Stadt zu überstehen: "Man muss immer in Bewegung bleiben." Durch die Hilfseinrichtungen in der Stadt fühlt er sich aber gut versorgt: "Ich muss gar keine Lebensmittel mehr einkaufen", meint der 37-Jährige.
Ehrenamtliche wollen Obdachlose nicht im Stich lassen
Eine dieser Anlaufstellen ist die Initiative "Kieler helfen mit Herz", die auch die Obdachlosen-Bescherung ausrichtet. Abgesehen von diesem Event versorgen die Ehrenamtlichen alle 14 Tage Obdachlose und andere Bedürftige etwa mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten, organisieren aber auch mal für die Hunde der Obdachlosen einen Termin beim Tierarzt. Peter Könnecke hat die Initiative vor vier Jahren ins Leben gerufen. "Wir versuchen, den Menschen etwas Nicht-Alltägliches zu geben", meint der 62-Jährige. "Das sind Menschen, bei denen die Not zu Hause ist."
Zahl der Bedürftigen steigt
Die Zahl der Bedürftigen nehme in den letzten Monaten immer weiter zu, meint Könnecke. "Es kommen nicht mehr nur Obdachlose", erklärt er, sondern auch Menschen, die zwar ein Dach über dem Kopf hätten, die steigenden Lebenshaltungskosten aber nicht mehr bezahlen könnten. Das bestätigt auch Katha: "Sie kennen ja die Preise selbst mittlerweile."
Weihnachtsbescherung gut besucht
Inzwischen hält hinter der Tischreihe ein weißer Kleintransporter. Ein örtlicher Imbiss bringt Gyros und Salate vorbei. "Die Spendenbereitschaft ist zum Glück nach wie vor hoch", meint Könnecke. Rund 50 Obdachlose und andere Bedürftige sind zur Weihnachtsbescherung gekommen. Vanessa hat inzwischen den letzten Rotkohl verteilt und wirkt trotz der Kälte sehr zufrieden: "Ich gehe mit einem guten Gefühl nach Hause und freue mich: Du hast viele Menschen glücklich gemacht."