"BeStra"-Bericht sorgt für unruhige Zeiten in Kiel
Es sind WhatsApp-Nachrichten, die seit Wochen für Unruhe im Kieler Regierungsviertel sorgen. Nachrichten, unter anderem ausgetauscht zwischen dem ehemaligen Landesvizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Schleswig-Holstein, Thomas Nommensen, und einem Redakteur der "Kieler Nachrichten". An die Öffentlichkeit geraten sind diese Nachrichten im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren der Kieler Staatsanwaltschaft. Die Ermittler hatten im Sommer 2019 das Mobiltelefon Nommensens beschlagnahmt, da sie ihm unter anderem vorwerfen, Polizeiinterna und möglicherweise Dienstgeheimnisse an den Journalisten weitergegeben zu haben.
WhatsApp-Verkehr mit Geschmäckle
Auch Nachrichten des ehemaligen Innenministers Hans-Joachim Grote (CDU) tauchten in diesem Zusammenhang auf, und so bekam der WhatsApp-Kontakt weitere politische Brisanz. Die Staatsanwaltschaft übermittelte dem Justizministerium einen sogenannten "BeStra"-Bericht, das ist eine Pflichtmitteilung der Strafverfolgungsbehörde. Wenn es um politisch relevante Fälle geht, informieren die Staatsanwälte die Generalstaatsanwaltschaft und das Justizministerium entsprechend. Da das Justizministerium aufgrund der Verwicklung des Innenministers in diesen Chatverlauf politische Brisanz sah, gab sie den "BeStra"-Bericht an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) weiter.
Weitergabe von Dienstinterna
In dem "BeStra"-Bericht wird der WhatsApp-Chat zwischen dem Polizeigewerkschafter Nommensen und dem Journalisten detailliert abgebildet. Die darin enthaltene Informationen begründen laut Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht einer Straftat.
So habe Nommensen im Juli 2018 während eines Anschlags auf einen Linienbus in Lübeck, bei dem zwölf Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, aktuelle Meldungen des Geschehens direkt an den Journalisten der "Kieler Nachrichten" weitergegeben - inklusive sämtlicher ihm zu der Tat bekannten Details. Auch die Personalien des Täters wurden laut "BeStra"-Bericht abfotografiert und weitergereicht. In dem WhatsApp-Verkehr schreibt Nommensen von einem "völlig wirren Muselmanen".
Im August 2018 kam es ebenfalls in Lübeck zu einer versuchten Vergewaltigung einer Frau. Auch bei diesem Vorfall hat Nommensen laut "BeStra"-Bericht Details der Tat an den Journalisten weitergereicht. Dabei ging es auch um Maßnahmen der Polizei und um die Verletzungen des Opfers. Der Journalist fordert in einer WhatsApp-Mitteilung ein "Handy-Bild vom Opfer. Nur das Gesicht". Nommensen hebt erneut auf die Herkunft des Täters ab.
- Teil 1: WhatsApp-Verkehr mit Geschmäckle
- Teil 2: Grotes umstrittener Austausch mit dem Journalisten
- Teil 3: Affäre weitet sich weiter aus