Kellenhusens neues Gästezentrum steht auf der Kippe
Die alte Kurverwaltung an der Strandpromenade in Kellenhusen im Kreis Ostholstein ist abrissreif. Das Asbest-belastete Gebäude aus den 70er Jahren zu sanieren, ist kaum noch möglich und wirtschaftlich unsinnig, sagt Kellenhusens Bürgermeisterin Nicole Kohlert. Jahrelang hat die Gemeinde deshalb an den Plänen für ein neues Gästezentrum gearbeitet - inklusive Kursaal, Kinderspielbereich und Restaurant. Kostenpunkt: rund 20 Millionen Euro. Doch der Neubau steht auf der Kippe. Nach Angaben der Gemeinde hat das Land seine ursprünglich in Aussicht gestellte Förderung von 90 auf jetzt 60 Prozent gekürzt.
Kleine Gemeinden seien im Nachteil
Die zusätzliche Belastung für den 1.200-Einwohner-Ort sei nicht tragbar, heißt es. Bei der derzeitigen Bausumme würde die zusätzliche Belastung für Tourismus-Service und Gemeinde bis zu 695.000 Euro pro Jahr betragen. Kohlert ärgert besonders, dass große Bauprojekte an der Ostseeküste im selben Zeitraum hohe Zuschüsse bekämen: "Kleine Gemeinden, ohne eigene Verwaltung und mit ehrenamtlichen Bürgermeistern haben da einen eklatanten Nachteil gegenüber den touristischen Schwergewichten an der Küste."
Dabei müsse gerade das Ostseebad Kellenhusen besonders viel für seine Wettbewerbsfähigkeit tun. "Fast jede und jeder Berufstätige hier ist im Tourismus beschäftigt," so Kohlert weiter.
Saisonkräfte könnten ganzjährig beschäftigt werden
Das neue Gästezentrum sollte nicht nur neuer Anlaufpunkt für Touristen werden, sondern auch eine Saisonverlängerung möglich machen. Mit den so geschaffenen zusätzlichen Angeboten kämen auch im Winter Tagesgäste und Kurzurlauber. "Bislang ist ab Anfang November nahezu kein Leben mehr in Kellenhusen", so die Bürgermeisterin. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sei die ganzjährige Beschäftigung der bisherigen Saisonkräfte aber zwingend erforderlich.
Nicole Kohlert hofft, den erforderlichen Baukostenzuschuss von 90 Prozent für das Gästezentrum doch noch beim Land locker machen zu können. Zumal der Tourismus-Service den Abriss der maroden Gebäude 2024 vorfinanzieren würde. "Die Gebäude sind asbestbelastet, energetisch eine Katastrophe und stehen zum großen Teil in der Bauverbotszone des Deichschutzstreifens." Schon aus Umwelt- und Küstenschutzgründen käme das Land laut Kohlert deshalb um die hohe Förderung nicht herum.