Illegaler Müll: Für viele Entsorgungsbetriebe ein Problem
Ob Autoreifen, Bauschutt oder Sperrmüll: Immer wieder laden Menschen illegal Abfälle ab. In einigen Regionen ist das Problem größer geworden, berichten Abfallunternehmen. Ein Problem: Täter kommen oft davon.
"Die Beseitigung bindet immer mehr Ressourcen und verursacht Kosten", erklärt Torben Müller von der Abfallwirtschaft Südholstein. Allein im Kreis Stormarn seien die Kosten für die Beseitigung des illegal entsorgten Mülls von 26.500 Euro im Jahr 2018 auf über 60.000 Euro im Jahr 2022 gestiegen. "Das Traurige daran ist, dass der Großteil dieses Mülls kostenfrei auf unseren Recyclinghöfen abgegeben werden könnte", sagt Müller.
Stadt Kiel: "Hemmschwelle scheint gefallen zu sein"
Auch die Stadt Kiel hat mit dem Müllproblem zu kämpfen. Im vergangenen Jahr verzeichnete sie mehr als 7.000 solcher Fälle. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch rund 2.600 Fälle. "Die Hemmschwelle, illegalen Abfall einfach abzustellen, scheint gefallen zu sein", sagt Stadtsprecher Arne Ivers. Besonders der Stadtteil Gaarden-Ost sei betroffen.
Um der Lage Herr zu werden, hat die Stadt vor einigen Jahren eine App entwickeln lassen. Über die Anwendung können die Nutzer wilden Müll melden. "Dieses Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Ivers. Die Zahl der erfassten Fälle könnte also auch deshalb in die Höhe geschnellt sein, weil immer mehr Menschen die Melde-App nutzen.
Bauhof beklagt "Gleichgültigkeit gegenüber der Natur"
"Der Ekelfaktor durch unangenehme Vorfälle nimmt zu", berichtet der Bauhof in Heide. Dort werden den Angaben zufolge sogar Sonderabfälle wie asbesthaltige Baustoffe und Altöle illegal entsorgt. "Gerade während der Corona-Pandemie haben die illegalen Entsorgungen bei uns im Stadtgebiet spürbar zugenommen."
Der Bauhof beklagt eine zunehmende "Gleichgültigkeit gegenüber der Natur und den Mitmenschen, wie den Mitarbeitern des Baubetriebshofes, die es folglich entfernen und entsorgen müssen". Und er ruft dazu auf, entsprechende Vorfälle immer den Behörden zu melden.
Viele Taten werden nicht geahndet
In anderen Regionen in Schleswig-Holstein ist das Problem mit den illegalen Abfällen offenbar weniger gravierend. Das Amt Mittleres Nordfriesland verzeichnet keinen akuten Anstieg bei den illegalen Ablagerungen. Auch die Abfallwirtschaft Dithmarschen schreibt, die Fallzahlen seien in den vergangenen Jahren konstant geblieben.
Klar ist: Diejenigen, die den Abfall illegal entsorgen, kommen oft ungestraft davon. Das bestätigt Matthias Kissing, Sprecher des Umweltministeriums in Kiel: "Ein Problem ist auch, dass häufig anhand des Mülls der Verursacher nicht ermittelt werden kann." Die Landesregierung wolle die Justiz in Schleswig-Holstein stärken, "damit auch Umweltverstöße zukünftig besser sanktioniert werden können." Wer erwischt wird, dem droht laut Umweltministerium ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro.