Holpriger Start für erixx Holstein auf der Bahnstrecke Kiel-Lübeck
Am 11. Dezember ist der Betreiber erixx Holstein in den regionalen Bahnverkehr in Schleswig-Holstein eingestiegen. Seitdem gab es zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen. Pendler und Reisende sind sauer.
Ein verschneiter Freitagmorgen am Bahnhof in Plön. Es ist noch dunkel, als Alina Langhans hier ankommt. Die 18-Jährige geht in Plön zur Schule, kommt jeden Morgen mit dem Zug. In dieser Woche stellte das die Schülerin allerdings vor größere Probleme. "Ich habe oft Verspätungen miterlebt oder dass zum Beispiel Züge ausgefallen sind. Dann ist man natürlich auch zu spät zur Schule gekommen und das nicht wenig." Auch einen früheren Zug zu nehmen hätte nichts gebracht, weil der auch ausgefallen ist, sagt Alina Langhans.
Kaputte Züge und Störungen im Betriebsablauf
So wie ihr ging es in den vergangenen Tagen vielen Menschen, die auf den Zug zwischen Kiel, Plön, Lübeck und weiter bis ins niedersächsische Lüneburg angewiesen sind. Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan am vergangenen Sonntag hat das Eisenbahnunternehmen erixx Holstein den Betrieb auf der Strecke übernommen. Der Start war mehr als holprig. Gleich am ersten Abend brauchte eine Regionalbahn von Lübeck nach Kiel mehr als die doppelte Fahrzeit. Wegen einer Störung am Zug stand dieser lange Zeit am Plöner Bahnhof, konnte dann nur noch mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern die Stunde weiterfahren. In den Folgetagen erreichten NDR Schleswig-Holstein immer wieder Nachrichten von Bahnreisenden, die sich über verspätete oder ausgefallene Züge ärgerten.
Auf Anfrage erklärte erixx Holstein am Sonnabend in einer Pressemitteilung, dass ab Montag den 19. Dezember ein angepasstes Betriebskonzept mit einem reduzierten Fahrplanangebot eingeführt werde. Bis zum 25. Dezember werde das Fahrplanangebot von Montag bis Freitag pro Tag durchschnittlich um elf Zugverbindungen und am Wochenende um zwölf Zugverbindungen reduziert. Für die entfallenden Zugleistungen werde kein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen eingerichtet.
Krankheitswelle verstärkt Probleme zum Betriebsstart
Auch der Nahverkehrsverbund in Schleswig-Holstein (Nah.sh) bestätigt die Probleme zum Betriebsstart von erixx Holstein. Nach Angaben einer Sprecherin bekommt das Unternehmen die üblichen Startschwierigkeiten vor allem bei der Übernahme und Bereitstellung der Züge langsam in den Griff. Ein weiteres Problem sieht Nah.sh auch beim Personal: "Erixx hatte zum Betriebsstart nicht alle benötigten Triebfahrzeugführerinnen und -führer fertig ausgebildet und verfügbar. Hinzu kommt jetzt die alle Branchen treffende Krankheitswelle", teilte eine Sprecherin mit.
Außerdem drängt Verkehrsverbund Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben auf die Einhaltung der im Verkehrsvertrag vereinbarten Leistungen im Sinne der Fahrgäste. Dafür stehe Nah.sh mit erixx in ständigen Kontakt und erwarte eine schnelle Lösung. Gleichzeitig muss man aber anerkennen, dass die Personalausfälle kurzfristig nicht zu bewältigen sind, heißt es vom Verband weiter. Dieses Problem betreffe auch andere Bahnunternehmen auf anderen Strecken im Land und bundesweit.
GdL Nord: "Erixx Holstein ist da nicht allein Schuld"
Nicht nur die Übernahme einer Bahnstrecke sei schwierig, auch die letzten Tage des alten Betreibers sind das in der Regel, heißt es von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL). Laut dem Bezirksvorsitzenden Hartmut Petersen hat auch schon die Deutsche Bahn wegen fehlendem Personal Probleme gehabt, die Strecke in den letzten Tagen zu bedienen. Erixx Holstein hätte wiederum zwischen dem Zuschlag für die Strecke im Jahr 2021 und dem Betriebsstart Mitte Dezember schlicht zu wenig Zeit gehabt, Personal zu finden und auszubilden. "Wir haben es noch nie irgendwo erlebt, dass so ein Übergang reibungslos und vernünftig über die Bühne gegangen ist", sagt Petersen.
Doch die Probleme sieht der Gewerkschafter auch anderswo. "Wir haben eine Politik, die wollte den Wettbewerb auf der Schiene. Und wir haben einen Aufgabenträger, der ist dafür verantwortlich, wer eine solche Dienstleistung am Ende ausführen darf und soll." Dieser Aufgabenträger ist Nah.sh. Der Verband ist in Petersens Augen auch dafür verantwortlich, dass so ein Betriebsübergang vernünftig von statten geht. Am Ende sollten Fahrgäste, Pendelnde, Schülerinnen und Schüler nicht die Leidtragenden sein.