Hohe Spritpreise: Das sind die Erklärungen - und Spartipps
Für Autofahrerinnen und Autofahrer ist derzeit fast unmöglich, richtig günstig zu tanken: Benzin- und Dieselpreis an den Tankstellen sind zuletzt deutlich gestiegen. Liegt es an der Urlaubszeit?
Wie Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zeigen, kostet ein Liter Super E10 an den Tankstellen in Schleswig-Holstein zurzeit durchschnittlich 1,88 Euro - so viel wie seit einem Dreivierteljahr nicht mehr. Besonders starke Preissprünge gab es beim Diesel: 1,79 Euro kostet ein Liter durchschnittlich hierzulande an den Tankstellen. Das sind über 20 Cent mehr als Mitte Juni.
Tanken ist zwar nach wie vor deutlich günstiger als direkt nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Damals, im März 2022, kostete ein Liter Diesel 2,14 Euro; für einen Liter Benzin mussten Autofahrer im Schnitt 2,07 Euro bezahlen. Im Vergleich zu den vergangenen Monaten aber sind Kraftstoffe erheblich teurer geworden.
ADAC: Branche nutzt Nachfrage in der Urlaubszeit aus
"Die Nachfrage nach Sprit in der Urlaubszeit ist enorm", sagt der Sprecher des ADAC in Schleswig-Holstein, Rainer Pregla. "Deshalb kann die Branche da ordentlich zulangen. Und das macht sie auch. Die Player auf dem Markt reizen das aus."
Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der Lobbyverband der Mineralölindustrie, weist diesen Vorwurf zurück. Sprecher Alexander von Gersdorff sagt auf NDR Anfrage: Die Preise seien auch deshalb gestiegen, weil einige Raffinerien kurzfristig ausgefallen seien. Das habe das Angebot auf dem Markt verknappt. "Das ist keine schöne Situation."
Lobbyverband: Tankstellen haben höhere Einkaufspreise
Der Hauptgrund für die Kostensprünge beim Diesel sei wiederum, dass wichtige Importe - etwa aus Indien oder dem Nahen Osten - weggefallen seien. Daraufhin seien die Einkaufspreise für die Tankstellen gestiegen, sagt der Sprecher. "Die Tankstellen haben nur die Kostenerhöhungen an die Kundinnen und Kunden weitergegeben."
Können Autofahrer jetzt darauf hoffen, dass das Tanken demnächst wieder billiger wird? "Das ist ein Blick in die Glaskugel", sagt ADAC-Sprecher Pregla. "Man kann schon darauf hoffen, dass der Preis ein wenig nach unten geht, wenn die Reisezeit vorbei ist." Es sei aber grundsätzlich davon auszugehen, dass die Preise erstmal hoch bleiben.
Spar-Tipp: So ist günstiges tanken möglich
Der ADAC empfiehlt, möglichst abends zwischen 18 und 22 Uhr zu tanken. Dann sei der Sprit üblicherweise günstiger als morgens. Außerdem lohne es sich, die Preise verschiedener Tankstellen über Apps zu vergleichen. "Der Preis kann sich sechs, sieben Mal am Tag verändern", sagt Pregla. "Das sollte man nutzen."
Auch im Ausland sind die Kosten fürs Tanken gerade vielerorts hoch. In Dänemark verlangen Tankstellen für einen Liter Benzin derzeit durchschnittlich 2,03 Euro - und damit deutlich mehr als in Deutschland. Wesentlich günstiger ist der Sprit dagegen in Polen (1,49 Euro pro Liter) oder in Österreich (1,65 Euro).