Hamas-Angriff: Islamischer Verein in SH mahnt zu Besonnenheit
Auf den Angriff der Hamas auf Israel reagiert die islamische Religionsgemeinschaft Schura Schleswig-Holstein mit Bestürzung. Der Vorsitzende ruft die Mitglieder zu Besonnenheit auf.
Die islamische Religionsgemeinschaft Schura Schleswig-Holstein hat mit Bestürzung auf den Angriff der Hamas auf Israel reagiert. "Es ist auch unser Schmerz, dass dort unschuldige Menschen sterben. Dabei spielt es keine Rolle, von wem der Anschlag kommt und an wen er gerichtet ist. Der Angriff der Hamas trifft unschuldige Menschen", sagte Fatih Mutlu, erster Vorsitzender des Vereins am Freitag NDR Schleswig-Holstein.
"Wir distanzieren uns klar von Terror"
Mutlu berichtet, er habe in den vergangenen Tagen mit mehreren Gemeinden gesprochen. Die Gemeinden seien wütend. "Die Gemeinden würden die Angriffe niemals tolerieren. Wir distanzieren uns klar von Terror", sagt er.
In einem Brief an die knapp 20.000 Mitglieder in Schleswig-Holstein schreibt der Verein: "Für viele von uns stehen die Angriffe vom Samstagmorgen in einer langen Geschichte von Unterdrückung und Widerstand gegen die israelische Besatzung." Weiter heißt es darin: "Die Bilder vom Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten lassen nur einen Teil des Leides ermessen, das die Angehörigen der Toten und Entführten jetzt durchmachen. Gleichzeitig gilt unser Mitgefühl allen Palästinensern, die nun unter den Vergeltungsschlägen der israelischen Armee leiden und ebenfalls Tote und Verletzte zu beklagen haben."
Hasskommentare in sozialen Medien
Dem Verein gehören 19 Gemeinden in Schleswig-Holstein an. Junge Musliminnen und Muslime sollen hier eine Möglichkeit zum Austausch finden. In den sozialen Netzwerken beobachtet Mutlu derzeit Hasskommentare gegen Muslime deutschlandweit.
Angesichts der Aufrufe zur Solidarität mit Palästina, mahnt der Verein seine Mitglieder zu Besonnenheit. "Wir achten darauf, dass Menschen die Mitglieder in unseren Gemeinden nicht mobilisieren", sagt Mutlu. In Zukunft will er sich für einen engeren Austausch zwischen den Gläubigen einsetzen. Derzeit gebe es Gespräche mit beiden Landesverbänden der Jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein.
Auch die türkische Gemeinde will Gläubige vernetzen
Diesen Ansatz verfolgt auch die türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein. Der Landesvorsitzender Cebel Küçükkaraca will den Zusammenhalt unter den Religionsgemeinschaften stärken. So gab es unter seiner Verantwortung beispielsweise das Projekt "Seht mal!", um jüdisches Leben in Kiel-Gaarden sichtbar zu machen und Vorurteile abzubauen. Über ein Jahr lang wurden verschiedene Projekte zwischen den Gemeinden initiiert. "Jetzt werden wir noch enger zusammenarbeiten, weil sie uns brauchen und weil wir sie auch brauchen", sagt Küçükkaraca. Die aktuelle Situation bewegt ihn sehr. "Manchmal verliert man die Hoffnung", sagt er. Auch in den Gemeinden sei der Schock über die Gräueltaten groß.
Den Aufruf der Hamas zu weltweiter Gewalt an diesem Freitag, verurteilt er scharf. "Ich finde es eine Unverschämtheit, dass sie als Terrororganisation alle Muslime für ihren Zweck benutzen wollen. Zum Glück wird dieser Aufruf von den meisten Menschen nicht befolgt", sagt Küçükkaraca.