Hamas-Angriff in Israel: Makkabi Deutschland warnt - Vereine reagieren
Der Hamas-Angriff auf Israel hat die Welt geschockt - und Folgen für das jüdische Leben auch in der Bundesrepublik. Makkabi Deutschland warnte "eindringlich" vor einem erneuten Anstieg des "israelbezogenen Antisemitismus und Judenhasses in Deutschland" im Sport. Die Vereine reagieren unterschiedlich.
"Wir appellieren an alle Vereine, gerade jetzt besonders wachsam zu sein, ihre Sportler und Sportlerinnen zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden", teilte der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland mit. Antisemitismus gehöre weder auf "unsere Straßen noch auf unsere Sportplätze. Lasst uns als Sport gemeinsam ein Vorbild für das friedliche Zusammenleben in Deutschland sein", hieß es weiter.
TuS Makkabi Rostock: "Wollen uns nicht verstecken"
Beim SC Makkabi Segeberg ruht zum Beispiel derzeit der Trainings- und Spielbetrieb. Der TuS Makkabi Rostock macht dagegen weiter, ebenso wie bei Makkabi Berlin.
"Wir wollen und werden uns nicht verstecken. Weil das jüdische Leben durch so etwas nicht aufhören soll. Gerade in dieser Zeit - auch aus Solidarität mit Israel", sagte im NDR Interview Gianna Marcuk, Stellvertretende Vereinsvorsitzende der Mecklenburger, die über drei Abteilungen verfügen. "Ich habe mit zwei Trainern gesprochen und sie haben nicht einmal im Sinn, irgendetwas einzustellen. Wir trainieren weiter."
Makkabi Segeberg: Kein Risko eingehen
Die Verantwortlichen bei Makkabi Segeberg haben sich anders entschieden. Der kleine Verein hat viele ältere Mitglieder, Gymnastik, Nordic Walking und Tischtennis werden unter anderem angeboten, Synagoge und Gemeindezentrum mitsamt Verein bilden einen riesigen Gebäudekomplex.
"Wir hätten einen unkontrollierten Zulauf ins Gemeindezentrum, das ist höchst gefährlich und das müssen wir vermeiden. Also haben wir den Spielbetrieb eingestellt. Denn wenn in der Synagoge, im Gemeindezentrum, in Sporträumen Licht brennt, dann ist das bei Dämmerung zu erkennen und das könnte ausgespäht werden. Da gehen wir einfach kein Risiko ein", erklärte Vorstandsmitglied Walter Blender dem NDR.
In zwei Wochen wird neu bewertet
In zwei Wochen werde die Lage in Bad Segeberg neu beurteilt, so Blender: "Dazu setzen wir uns mit den Sicherheitskräften, mit der örtlichen Polizei zusammen und fragen auch im Landeskriminalamt, ob es sicherheitsrelevante Erkenntnisse gibt und bewerten dann neu."
Ob es dann weitergehen kann? Blender ist skeptisch: "Das kann man schwer sagen. Es hängt davon ab, was in Israel passiert. Wir beurteilen das so, dass die Gefährdung eher steigt, wenn Israel in den Gazastreifen einmarschiert und Erfolg hat. Das wird sich die Hamas nicht gefallen lassen. Und dann besteht aus unserer Sicht eine erhöhte Gefahr für Anschläge an Ausweichobjekten."
Entsetzen, Trauer, Sorge und Angst
Das Entsetzen ist in beiden Vereinen spürbar, auch bei nicht-jüdischen Mitgliedern. "Alle sind sehr betroffen über das, was in Israel passiert. Alle sind empört, entsetzt, traurig, verängstigt und besorgt. Auch um unsere Verwandten, die dort leben", sagte Marcuk.
"Ich denke schon, dass jeder von uns vorsichtiger ist und eine gewisse Besorgnis hat. Das spürt jeder von uns." Gianna Marcuk
"Es ist das erste Mal, dass wir wegen so einer Gefährdung Stopp sagen und zumachen. Wir haben schon öfter einmal kleine Androhungen gehabt und haben auch einmal einen Termin ausfallen lassen, aber das ist etwas ganz Neues", berichtete Blender.
"Man ist etabliert in den Städten, und dann das"
Dass die Geschehnisse in Israel unmittelbare Auswirkungen auf das jüdische Leben in Deutschland haben, sei für viele schwer zu fassen, so Blender: "Wir verlegen Stolpersteine, wir machen Besichtigungen und Vorträge, und die Menschen nehmen das an. Man ist etabliert in allen Städten unserer Gemeinden, und jetzt kommt das. Es ist dieser Schnitt, was uns so trifft. Dieser Kontrast macht einen so betroffen und traurig."