Gift-Opfer kämpfen um Anerkennung
Heino Blesin kämpft seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Zunächst gegen die Fieberschübe, die innerhalb von Minuten seinen Körper einnahmen, ihn auf 41 Grad Celsius anheizten - so stark, dass immer wieder der Notarzt kommen musste. Dann kämpfte er gegen den Krebs, der sich vom Rücken immer weiter ausbreitete. Und die ganze Zeit kämpft er gegen seine Berufsgenossenschaft. Denn verantwortlich für sein Leiden, davon ist der Hafenarbeiter überzeugt, ist jener 31. Juli 1989, als ihn sein Arbeitgeber auf einen Ponton schickt, um Rutilsand abzuladen.
Giftige Ladung wurde in Brunsbüttel gelöscht
Zwei Wochen zuvor war in der Nordsee der holländische Frachter "Oostzee" havariert. Er wurde dann nach Brunsbüttel geschleppt, dort sollte die Ladung gelöscht werden. Der Frachter hatte giftiges Ephichlorhydrin geladen.
Arbeiten ohne Schutzkleidung
Bei der Bergung beginnt eine Serie von Pannen und für Heino Blesin ein langer Leidensweg. Auf Holzpaletten stapeln sich die Sandsäcke, einige sind aufgerissen, Sand rieselt heraus, weht Blesin immer wieder ins Gesicht. Dennoch macht Blesin sich keine Sorgen "man hatte uns eine Unbedenklichkeitsbescheinigung gezeigt, dass der Sand nicht giftig ist", sagt er. Also legen sie los, nur mit Latzhose, in kurzem T-Shirt - ohne Atemschutz, ohne Handschuhe, geschweige denn mit einem Schutzanzug.
Nach einer Dreiviertelstunde merkt Blesin, dass etwas nicht stimmt. "Ich hatte einen sauren Geschmack auf der Zunge, es brannte und der Speichel war ganz klebrig," erinnert er sich. Nach einigen Stunden schlägt er Alarm. Die Arbeiten werden gestoppt, ein Bediensteter des Gewerbeaufsichtsamtes misst den Sand noch einmal nach - und stellt fest, dass der Sand kontaminiert ist.
- Teil 1: Giftige Ladung wurde in Brunsbüttel gelöscht
- Teil 2: Fieberschübe und Krankenhausaufenthalte