Geflügelpest bei Robbe in Friedrichskoog: Institut mahnt zur Vorsicht
Die Seehundstation Friedrichskoog will Anfang März ihre 21 jungen Kegelrobben auswildern. Ein paar Tage vorher erkrankt eines der Tiere und stirbt kurze Zeit später. Es wurde das Geflügelpestvirus H5N1 nachgewiesen.
Wie genau die Vogelgrippe auf den Meeressäuger übergesprungen sei, lasse sich jetzt nicht mehr nachvollziehen, sagt der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter. Unter den vom FLI getesteten Wildvögeln in Deutschland haben im Moment auffällig viele Möwen die Geflügelpest. Fressen Robben tote, infizierte Seevögel oder kommen mit dem Kot der Tiere in Kontakt, können sie sich anstecken. Außerdem könnten laut Mettenleiter auch Besucher das Virus an ihren Schuhen beispielsweise in die Station getragen haben.
Berichte über mit der Vogelgrippe infizierte Säugetiere sind dem Virologen schon seit Jahren bekannt. Er erwähnt auch die kürzlich verstorbenen zahlreichen Seelöwen in Peru. Fast 600 Tiere haben die Infektion nicht überlebt. Ob so etwas auch den Robben an der Westküste passieren könne, könne man im Moment nicht sagen, erklärt der Virologe: "Das hängt im Wesentlichen auch vom Verhalten der Tiere ab. Das heißt, wenn sie sehr eng zusammen sitzen, dann kann es auch zu solchen lokalen Epizootien (Epidemie in der Tierwelt, Anm.d.Redaktion) kommen." Bisher sind in Schleswig-Holstein allerdings keine weiteren toten Kegelrobben gefunden worden.
Vogelgrippe weltweit auf dem Vormarsch
Das Geflügelpestvirus war laut FLI weltweit noch nie so weit verbreitet wie jetzt. "Wir beobachten in der Tat gerade die größte Panzootie. Das ist eine Pandemie beim Tier", sagt Mettenleiter. Ursprünglich brachten Zugvögel das Virus saisonal - zwischen Herbst und Frühjahr - nach Deutschland. Mittlerweile hat es sich aber nicht nur bei den Wildvögeln, sondern auch bei den Nutztieren wie in den Geflügelfarmen festgesetzt. Im Wildtierbereich könne man nur wenig dagegen unternehmen, erklärt der Virologe. Wenn sich das Virus in Brutkolonien eingenistet hat, habe es sich bewährt, die Kadaver einzusammeln und so die weitere Verbreitung der Vogelgrippe zu verhindern.
Geflügelzüchter unter wirtschaftlichem Druck
Dass die Geflügelpest mittlerweile ganzjährig auftritt, bestätigt auch das Landwirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein - so wie beispielsweise im Juni 2022: Hunderte Basstölpel lagen damals tot auf dem Plateau der Insel Helgoland. Das H5N1-Virus erwischte sie. Aber auch im Landesinneren treten immer wieder solche Fälle auf. Betroffene Geflügelhalter müssen dann ihren gesamten Bestand töten und dürfen das Fleisch natürlich nicht mehr verkaufen.
"Unsere geflügelhaltenden Betriebe, ob kleine oder große Betriebe, sind da wirklich auch betriebswirtschaftlich schwer betroffen, wenn die Seuche zuschlägt", sagt die Staatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums, Anne Benett-Sturies. Sie bittet deswegen alle Halterinnen und Halter darum, die Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Dazu zählt zum Beispiel, die Tränkstellen abzudecken, um dem Virus keine Chance zu bieten. Dem Virus gar keine Eintrittsmöglichkeit zu geben, sei aber schwierig, so Mettenleiter.
Großbeprobungen in Seehundstation negativ
Tritt das Virus bei Säugetieren auf, muss eine Zwangskeulung wie bei Geflügelfarmen laut Anne Benett-Sturies nicht durchgeführt werden. Denn das Überspringen von Säuger auf Säuger sei eher untypisch und erfordere nicht solche drastischen Maßnahmen. Durch Isolation erkrankter Tiere könne man eine Ausbreitung eindämmen.
Zur Sicherheit sind alle Robben der Seehundstation Friedrichskoog nach Auftreten des Falls zwei Mal beprobt worden. Die Ergebnisse sind laut Seehundstation alle negativ. Dort hoffen sie, dass es sich bei der erkrankten Robbe nur um ein trauriges Einzelschicksal gehandelt hat.