GP Joule aus Reußenköge bestellt weitere 100 Wasserstoff-Lkw
Das nordfriesische Unternehmen will alles aus einer Hand anbieten: Wind- und Solarstrom, Elektrolyse, und Tankstellen. Spediteuren soll der Einstieg in die teure Wasserstoff-Technik leicht gemacht werden.
Im Vergleich zu der großen Bestellung vom Sommer wirkt der Umfang diesmal eher klein. Im August 2022 hatte das Unternehmen GP Joule aus Reußenköge angekündigt, 5.000 Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzelle für einen Milliardenbetrag beim Hersteller Clean Logistics zu bestellen, der unter anderem Standorte in Hamburg-Wilhelmsburg und Winsen (Niedersachsen) hat. Es war der nach eigenen Angaben weltweit größte Auftrag dieser Art. Genannt wurde ein Zeithorizont von fünf Jahren, aber noch kein Liefertermin. Bei dem neuen Vertrag über 100 Lkw wird es konkreter. 30 Fahrzeuge sollen bereits 2024 ausgeliefert werden.
Lieferung im kommenden Jahr
Die Wahl fiel diesmal auf das Modell "Tre" des Herstellers Nikola, der die Fahrzeuge gemeinsam mit der bekannten Marke Iveco in Ulm produziert. GP Joule will die Lkw dann an Speditionen vermieten, ein Tankstellennetz aufbauen und dafür auch den Wasserstoff, gewonnen aus Wind- und Sonnenenergie, bereitstellen. Das Unternehmen betreibt bereits europaweit viele Wind- und Solarparks, verfügt also über erneuerbaren Strom aus eigener Produktion. Wenn es nun Wasserstoff selbst herstellt, entfallen Netzentgelte und Aufschläge für den Zwischenhandel. Das Unternehmen betont, es wolle alles aus einer Hand anbieten: Strom, Elektrolyse, Tankstellen und nun die dazugehörigen LkW.
GP Joule will Speditionen den Einstieg erleichtern
Geschäftsführer Ove Petersen hofft, damit das Henne-Ei-Problem zu lösen: Denn ohne die Lkw entsteht kein Tankstellennetz und ohne Infrastruktur kauft niemand einen Lkw. GP Joule bietet nun an, den Speditionen die hohen Investitionskosten für neue Fahrzeuge abzunehmen. Geplant sind Leasingmodelle. Es könne auch über Transportkilometer abgerechnet werden, sagte ein Sprecher. Wenn es sich lohnt, könnten neue Wasserstoff-Tankstellen direkt am Sitz von Speditionen entstehen.
Lkw mit Wasserstoff oder Batterie - jetzt stellen sich die Weichen
Der Zeitpunkt der Bestellungen fällt dabei in eine entscheidende Phase. Denn in der Branche wird gerade darum gerungen, ob sich bei Lkw eher Batterie- oder Wasserstoff-Fahrzeuge durchsetzen. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage, in welchem Umfang die Bundesregierung den Bau von Ladeinfrastruktur bzw. Wasserstofftankstellen vorantreibt. Auch ein Nebeneinander beider Systeme gilt als möglich. Batteriefahrzeuge würden dann eher kürzere, Wasserstoff-Lkw eher längere Strecken fahren. Doch das würde auch bedeuten, dass es nötig wäre, eine doppelte Infrastruktur aufzubauen.