Kinderschutzbund und GEW fordern: Schulkosten für Eltern sollen sinken
Der Kinderschutzbund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft haben die Landesregierung aufgefordert, die Schulkosten für Eltern zu senken. Ein entsprechender Maßnahmenplan soll so schnell wie möglich vorgelegt werden.
Es geht um Kopiergeld, Schulhefte, oder Taschenrechner: Alle Materialien für den Schulalltag müssten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Das fordern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein. Besonders in sozial schwachen Familien fehle demnach das Geld für Bücher, Tablets und Co - erst recht in Zeiten hoher Inflation. Im Durchschnitt fallen pro Kind im ersten Schuljahr 1.460 Euro Kosten an. Wer sich das nicht leisten könne, sei benachteiligt und das sei nicht gerecht, sagt die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Irene Johns. Gerade nach der Corona-Pandemie spielten faire Bildungschancen und soziale Gerechtigkeit eine besonders wichtige Rolle.
Außnahmen im Schulgesetz
Bisher gibt es eine Ausnahme im Schulgesetz: Nicht übernommen werden Lehrmittel, die verbraucht oder privat weiter genutzt werden können. "Wenn also die Eltern oder die Schwester auch in den Atlas oder die Lektüre gucken können, dann wird es nicht übernommen", erklärt die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Diese Regelung sei unsinnig und gehöre abgeschafft. Auch Schulausflüge, zum Beispiel Fahrten ins Museum oder ins Theater, müssten übernommen werden, fordert die Gewerkschafterin. Auch für Kinder seien die aktuellen Regelungen in vielen Fällen belastend. So schämten sich Kinder oft dafür, wenn ihren Eltern das Geld für Lehrmittel oder Ausflüge fehle. Außerdem trauten sie sich dann nicht, es ihren Lehrern zu sagen. Die wiederum missinterpretierten es oft als Nachlässigkeit der Kinder, so Henke.
Schulen machen Druck
Die Schulen würden zudem oft erwarten, dass Schulmaterialien schnell beschafft werden. Das sorge auch bei den Eltern für einen enormen Druck. "Ein Elternpaar hat mir erzählt, dass ihre Kinder einen Strich in der Schule bekommen, wenn das Buch nicht rechtzeitig da ist. Sie waren dann aber gezwungen auf den Monatswechsel zu warten, weil erst dann das neue Gehalt auf das Konto gekommen sei", berichtet Claudia Pick, Landeselternbeirat Gymnasien Schleswig-Holstein. Die Kosten für das Schulmaterial seien für viele Eltern nicht einfach zu stemmen: Ein besonderes Übersetzungsgerät könne durchaus 150 Euro kosten, ein Schulausflug schon mal 450 Euro, so Pick.
Kinderschutzbund sieht Problem für die Zukunft
Der Kinderschutzbund sieht in der aktuellen Krise auch ein Problem für die Zukunft: "Was uns auch klar sein muss, die Bildungsverlierer von heute sind die fehlenden Fachkräfte von Morgen und da haben wir ein echtes Problem." Betroffen seien damit nicht nur die Familien selbst, sondern die ganze Gesellschaft. Und deshalb wünscht sich der Kinderschutzbund, dass die Landesregierung jetzt schnell handelt, damit es schon im kommenden Schuljahr ein konkreten Plan gibt, wie die Eltern entlastet werden. Seit zehn Jahren sei hier nichts passiert, kritisiert die Vorsitzende Johns. "Die Bildungsergebnisse sind einfach auch in Schleswig-Holstein abhängig vom Einkommen der Eltern, von der Herkunft der Kinder und Jugendlichen". Daher sei die Lehrmittelfreiheit auch ein Beitrag dazu, etwas zu ändern an dieser Ungerechtigkeit im Bildungssystem, ergänzt Astrid Henke von der GEW.
Bildungsministerium verspricht nachzubessern
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat schon Ende vergangenen Jahres Verbesserungen angekündigt. Bestehende Regelungen zur Lernmittelfreiheit sollen weiterentwickelt werden. "Denn es ist ein sozialpolitisch wichtiges Thema, einkommensschwache Eltern bei den Bildungskosten zu entlasten", so die CDU-Politikerin. Deshalb würden auch soziale Aspekte bei den weiteren Überlegungen eine Rolle spielen. Das Bildungsministerium kündigte an, dass sich Prien diesen Donnerstag in einer entsprechenden Landtagsdebatte zu dem Thema äußern will.