Fit für neue Reisen: Arved Fuchs restauriert Expeditionsschiff

Stand: 07.05.2023 14:27 Uhr

Nach zehntausenden gemeinsam zurückgelegten Seemeilen auf den Weltmeeren ist sein Expeditionsschiff für Arved Fuchs mehr als nur ein Transportmittel: sie ist Zuhause, Freundin und Lebensversicherung zugleich.

von Lena Haamann

Um auf sein Schiff zu kommen, muss er an diesem Tag eine sieben Meter hohe Leiter hochklettern. Denn die "Dagmar Aaen" liegt auf dem Trockenen, wird seit vier Wochen auf einer Werft im dänischen Egernsund renoviert. Arved Fuchs ist so oft es geht selbst mit dabei. Das 92 Jahre alte Holzschiff ist für den Bad Bramstedter viel mehr als nur ein Transportmittel. "Die "Dagmar Aaen" ist eine gute Freundin von mir geworden", sagt er. "Wir haben den Nordpol fast zweimal umrundet, sind immer wieder in schwierigen Eissituationen gewesen. Das schweißt zusammen."

"Ich bin eigentlich Handwerker"

Seitdem er das alte Arbeitsschiff vor 35 Jahren einem Fischer abgekauft hat, hat sie ihn und seine Crew noch nie im Stich gelassen. Damit das so bleibt, dürfen sie beim Renovieren keine Kompromisse machen, sagt Arved Fuchs, während er einen Akkuschrauber aus dem Maschinenraum holt. Ein Bootsbauer ist gerade dabei, die 17 Zentimeter dicken Eichenbohlen am Heck auszutauschen. Baum, Mast und die komplette Außenwand sind neu lackiert worden. Auch die 110 Kilo schweren Zylinderköpfe am Motor haben sie ausgetauscht. "Ich bin eigentlich Handwerker, als Maschinist auf Frachtschiffen zur See gefahren", erzählt Fuchs. "Das Handwerk bringt mir Spaß. Und das Schiff selbst zu überholen und erneuern, das verbindet."

Kritische Situationen im Packeis

Sein Studium der Schiffsbetriebstechnik hat er damals abgebrochen und sich selbständig gemacht. Zehntausende Seemeilen hat er mit der "Dagmar Aaen" und der zehnköpfigen Crew seitdem zurückgelegt - war bis zu einem Jahr durchgehend an Bord. Der ehemalige Fischkutter ist mit seiner runden Form fürs Eis gebaut. Trotzdem hat der Polarforscher schon kritische Situationen mit ihr erlebt.

Einmal ging die Ruderanlage zu Bruch - 1994 in Sibirien. "Wenn das Packeis sich zusammenschiebt, wirkt das wie ein Schraubstock", erinnert sich Fuchs, während er unten im Vorschiff am Tisch eine Pause macht. "Wenn man merkt, wie das Schiff ächzt und stöhnt, ist das schon angsterregend. Denn man weiß: Ohne das Schiff hast du ganz schlechte Karten."

Ein zweites Zuhause

Für ihn ist das 17 Meter lange Holzschiff ein zweites Zuhause geworden, in das er auch mal kommt, wenn es im Hafen in Flensburg liegt. "Dann setze ich mich einfach hin und genieße die Ruhe, die so ein Holzschiff ausstrahlt", sagt er. Heute macht er aber erst noch klar Schiff. Die Bootsbauer der Werft haben mittlerweile Feierabend gemacht und Arved Fuchs fegt die letzten Sägespäne zusammen. Am nächsten Tag soll die "Dagmar Aaen" wieder ins Wasser gelassen werden. Bereit für die nächste Reise.

Vom Abenteurer zum Klimaschützer

Am Anfang war es das Abenteuer, das Arved Fuchs gereizt hat. Mittlerweile geht es ihm bei seinen Reisen in erster Linie um den Klimaschutz. Für sein Projekt "Ocean Change" sammelt er Daten für die Wissenschaft. "Ich bin Zeitzeuge des Klimawandels geworden", sagt der Polarforscher. "Der arktische Raum erwärmt sich dreimal so schnell wie der Rest der Welt. Das lässt einen nicht kalt."

Als nächstes geht es für ihn und sein Schiff unter anderem vor die dänische Insel Bornholm und an die Westküste Schottlands, wo die "Dagmar Aaen" wieder als Forschungsplattform dienen soll.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 07.05.2023 | 19:30 Uhr

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