FSG-Mitarbeiter freigestellt - Erneuter Protest vor Werft
Laut Betriebsrat konnten unter anderem Sanitäranlagen nicht mehr gereinigt werden - deshalb wurden FSG-Beschäftigte jetzt freigestellt. Einige Mitarbeiter warten seit 24 Tagen zudem auf ihr Gehalt - und haben deswegen zum wiederholten Mal demonstriert.
Alle Beschäftigten der Flensburger Schiffbau Gesellschaft (FSG) Nobiskrug-Werften in Flensburg und Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) sind offenbar freigestellt worden. Betroffen sind laut Betriebsrat und IG Metall 530 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut Betriebsrat erhielten sie die entsprechende Mitteilung bereits am Freitag. Das bedeutet: Ihnen wurde nicht gekündigt, womit sie theoretisch auch einen Anspruch auf Gehalt haben - jedoch ist fraglich, ob und wie das Geld gezahlt werden kann. Der Grund für die Freistellung sind laut Betriebsrat schon seit Tagen nicht gereinigte Sanitäranlagen.
Betriebsrat: Sucht euch einen neuen Job!
In Flensburg und Rendsburg arbeiten laut dem FSG-Betriebsrat jeweils noch fünf Menschen auf den Werften. Es seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Wachdienst machen und Beschäftigte aus der Instandsetzung. Es sei mittlerweile jedes Fünkchen Hoffnung erloschen, so Brandt. Er empfahl den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sich bei anderen Unternehmen zu bewerben.
"Ich kann nur jeden Kollegen raten, sich umzuschauen, die Bewerbungsunterlagen fertigzumachen, eine Bewerbung schreiben. Auch wenn man jetzt noch nicht eine Stelle annimmt, es kann nie schaden, sich darauf vorzubereiten."
Menschen warten seit 24 Tagen auf Geld
Weil viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor ihren September-Lohn nicht erhalten haben, demonstrierten am Montag laut IG Metall etwa 150 Menschen der FSG vor dem Werfttor in Flensburg - wie bereits am vergangenen Montag (14.10.). Laut FSG-Betriebsrat Jan Brandt stellten sie ein Banner mit einer Schuldenuhr auf. Die 80 Menschen der FSG Holding warten seit 24 Tagen auf ihr Geld.
"Das geht nicht. Wie kann man so mit Mitarbeitern umgehen? Das höchste Gut sollten eigentlich die Mitarbeiter sein. Und die werden hier mit Füßen getreten. Wir sind alles Leute, wir haben unsere Verpflichtungen, wir haben kleine Kinder, wir haben Miete zu zahlen, wir haben Kredite abzubezahlen. In was für eine Situation uns unser Inhaber und Geschäftsführer bringt, ist unvorstellbar." Jan Brandt, FSG-Betriebsrat
IG Metall würde Insolvenz für sichere Zukunft begrüßen
Die IG Metall Bezirk Küste fordert einen klaren Schritt, damit FSG und Nobiskrug eine sichere Zukunft haben. Michael Schmidt, Geschäftsführer der IG Metall Flensburg sagt NDR Schleswig-Holstein, dass er eine Insolvenz der Werften begrüßen würde. Auch Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall Rendsburg, sagte: "Die Chance zur industriellen Fortführung der Werften gibt es nur, wenn jetzt gehandelt wird. Wir müssen uns offenbar sehr ernst auch mit einem Insolvenz-Szenario befassen." Schmidt befürchtet, dass am Ende diesen Monats noch auch die restlichen 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Oktober-Lohn nicht mehr bekommen. Die IG Metall schätzt die Lage als bedrohlich ein.
Staatliche Beteiligung prüfen
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli und der werftenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thomas Hölck, fordern die Landesregierung dazu auf, die Möglichkeiten staatlicher Beteiligung mit alternativen Investoren zu prüfen: "Die Werften von FSG und Nobiskrug brauchen einen Neuanfang, und den kann es nur ohne Lars Windhorst geben", sagten sie in einer gemeinsamen Erklärung.
Midyatli und Hölck fordern Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dazu auf, nicht "schulterzuckend dabei zuzusehen", wie sich die Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschlechtere. "Wenn Ministerpräsidenten aus anderen Bundesländern es hinkriegen, ihre Werftstandorte zu sichern, muss das auch für die Günther-Regierung in Schleswig-Holstein machbar sein." Die beiden SPD-Mitglieder sehen auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der Verantwortung, sich an der Diskussion um die Werften zu beteiligen.
Günther: Seriöser Käufer muss gefunden werden
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) reagierte am Montagabend. Er sagte: "Ich glaube, wir müssen uns die Situation so nüchtern angucken, dass es mit Lars Windhorst nicht funktionieren wird und dass wir als Landesregierung nur noch für Gespräche zur Verfügung stehen, in denen es darum geht, einen seriösen Käufer zu finden. Das haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdient." Es könne nicht sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Wochen auf ihren Lohn warten.