Ellhöft in Nordfriesland bekommt einen speziellen Riesen-Solarpark
Dreifach außergewöhnlich: Erstmals entsteht Photovoltaik unter einem Windpark. Es wird Wasserstoff produziert. Und eine große Bürgergenossenschaft finanziert das Projekt.
Ein Solarpark auf 40 bis 50 Hektar soll schon in zwei Jahren in Ellhöft an der dänischen Grenze in Nordfriesland bis zu 50 Megawatt Strom liefern. Es wäre derzeit nach Eggebek (Kreis Schleswig-Flensburg) der zweitgrößte der Region, wobei die Fläche nicht so kompakt wie auf dem ehemaligen NATO-Flugplatz geschnitten ist. Dahinter steht der Ellhöfter Reinhard Christiansen, der seit den Anfängen der Energiewende die Idee von Bürgerwind- und Solarparks vorantreibt.
Alle Schleswig-Holsteiner können mitmachen
Diesmal will er das Projekt mit einer Bürgergenossenschaft realisieren, an der sich alle volljährigen Schleswig-Holsteiner mit mindestens 1.000 Euro und höchstens 25.000 Euro beteiligen können. Die 108 Einwohner Ellhöfts könnten das alleine nicht stemmen, meint Christiansen, "und wir denken auch: Es macht Sinn, weil sich Menschen aus den Städten wie Flensburg oder Kiel in der Regel nicht an einem Wind- oder Solarpark beteiligen können." Tatsächlich fallen die Möglichkeiten, unternehmerisch dabei zu sein, bei vielen Projekten überschaubar aus. Mehr als 800 Interessenten zählt Christiansen bereits. Der Strom wird dabei frei vermarktet und muss ohne eine Mindestvergütung für den Strom aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auskommen. Denn diese steht bei Freiflächen-Solarparks nur in Aussicht, wenn diese entlang von Autobahnen, Gleisen oder auf ehemaligen Bundeswehrflächen entstehen.
Wasserstoff für Speditionen im Tausch-Container
Die Genossenschaft soll auch Elektrolyseure finanzeren, die grünen Wasserstoff in Ellhöft herstellen, der zunächst an die Wasserstoff-Tankstelle im Nachbarort Westre (Kreis Nordfriesland) geht. Christiansen räumt ein: "Der Markt ist ja noch nicht da. Das muss ja aufgebaut werden. Deswegen fangen wir mit einer Abfüllstation an, wo wir Container mit grünem Wasserstoff befüllen können." Das soll wie bei einem Soda-Zylinder laufen, nur eben in großer Dimension: Speditionen laden einen leeren Container ab und nehmen einen wieder mit, der mit dem emissionsfreien Treibstoff für LkW mit Brennstoffzelle gefüllt ist.
Wasserstoff-Leitung von Ellhöft nach Flensburg?
Das mittelfristige Ziel: Etwa ein Drittel der Solarpark-Leistung soll in die Elektrolyse gehen. Hierfür stehen Fördergelder in Aussicht. Im Gespräch sei sogar eine Wasserstoffpipeline zu den Flensburger Stadtwerken, die bis 2035 klimaneutral sein wollen, berichtet Christiansen - grüner Wasserstoff aus Ellhöft also als Erdgas-Ersatz für die Flensburger Stadtwerke.
Solarpark unter Windrädern: Eisschlag muss verhindert werden
Und noch eine Besonderheit: Ein Teil der Photovoltaik entsteht unter Windrädern, unter bestehenden und geplanten. Die Genehmigung hat laut Christiansen ein paar Monate zusätzlich beansprucht: "Das gab es in Schleswig-Holstein noch nicht. Und die Landesplanung hat zuerst Einspruch erhoben. Aber es bietet sich einfach an, dass man die Flächen doppelt nutzt, so dass man wenig Wege bauen muss." Zudem könnten Transformatoren gemeinsam genutzt werden. Allerdings könnten die Solaranlagen beschädigt werden, wenn Eiszapfen von den Windrädern fallen. Bevor das passiert, will Christiansen die Windräder vorübergehend abschalten. Die ersten fünf Megawatt des neuen Solarparks in Ellhöft gehen voraussichtlich schon dieses Jahr ans Netz. Anschließend soll eine neue Stromleitung die Solar- und Windparks in Ellund an die Westküstenleitung in Klixbüll (Kreis Nordfriesland) anbinden. Dort plant Christiansen auch ein eigenes Umspannwerk, damit der Strom möglichst vollständig ins überregionale Netz gespeist werden kann.