Eishockeytalent: Aus Kalifornien nach Timmendorfer Strand
Yannic Lavoie aus Kalifonien machte im Norden Urlaub, als ihm ein Bekannter die Eishalle in Timmendorfer Strand empfahl. Nach einem kurzen Training bei den Beach Devils hat er nun einen Vertrag beim Eishockey-Regionalligisten.
Ein hartnäckiger Geruch von Männerschweiß hängt in der Umkleidekabine der Beach Devils, der Eishockeymannschaft des Clubs für Eissport in Timmendorf (CET). Es ist Heimspieltag in der Regionalliga Nord, der vierthöchsten Liga in Deutschland. Noch eine Stunde bis zum ersten Bully, dem Spielbeginn, gegen die Salzgitter Icefighters in der Eishalle in Timmendorfer Strand. In der Kabine ist Yannic Lavoie noch ein neues Gesicht. Und mit gerade erst 17 Jahren der Jüngste im Team. "Er war eigentlich nur Trainingsgast. Aber ich habe direkt gesehen, dass er großes Potential hat", sagt Trainer Matthias Schnabel.
Eishockey ohne großes Geschnörkel
In den vergangenen Spielen hat er im Dress der Timmendorfer mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. "Da uns zu dem Zeitpunkt gleich mehrere Verteidiger ausgefallen sind, kam er quasi wie gerufen", sagt Trainer Matthias Schnabel und schwärmt von seinem Spontan-Neuzugang, der für sein Alter körperlich schon sehr stark sei und ohne großes Geschnörkel spiele. Deshalb bekommt Lavoie auch immer mehr Eiszeiten und dankt es mit guten Leistungen.
Vater war Eishockey-Profi in der NHL
Yannic Lavoie lebt eigentlich in Kalifornien und gilt als großes Eishockeytalent. Seine Mutter kommt aus Deutschland, sein Vater ist Kanadier - und vielen Eishockey-Fans sicherlich ein Begriff. Dominic Lavoie spielte in der nordamerikanischen Profiliga NHL unter anderem für die St. Louis Blues, Ottawa Senators, Boston Bruins und die Los Angeles Kings. In L.A. sogar zusammen mit der Eishockey-Legende Wayne Gretzky. 1994 wechselte er nach Österreich, wo er einen Vertrag bei der VEU Feldkirch unterschrieb, mit der er vier Mal die Alpenliga gewann und vier Mal österreichischer Meister wurde.
Anschließend spielte er in der Deutschen Eishockeyliga DEL für die Hannover Scorpions. "Natürlich werde ich bei meinem Namen direkt mit meinem Vater in Verbindung gebracht. Mein Dad erzählt mir viel aus seiner aktiven Zeit, gibt mir auch viele wichtige Tipps,", sagt Junior Yannic Lavoie. Wie sein Vater damals spielt er jetzt in Deutschland, das mache die beiden sehr stolz.
Zu Gast bei Familie Schewe in Bad Schwartau
Ursprünglich waren Yannic Lavoie und seine Mutter im Urlaub in Hamburg, machten aber noch einen kurzen Abstecher nach Bad Schwartau. Hier wohnt Familie Schewe. Sie kennen sich schon lange, erst vor einigen Jahren waren die Schewes zu Besuch in Kalifornien.
Dass Yannik bei den Beach Devils in Timmendorfer Strand angeheuert hat, hat er Gastvater Christian Schewe zu verdanken. "Wir sind durch Timmendorf gelaufen und dann habe ich Yannic die Eishalle gezeigt. Seine Augen fingen sofort an zu funkeln und er wollte gerne mal mittrainieren", erzählt Schewe.
Mutter holt Eishockey-Equipment aus den USA
Lavoie hatte aus privaten Gründen mehrere Monate kaum Eishockey gespielt, war in Timmendorf aber sofort Feuer und Flamme. Das Problem: er hatte kein eigenes Equipment dabei. Das ist für Eishockeyspieler aber enorm wichtig. Also flog seine Mutter kurzerhand zurück nach Amerika, um nur neun Tage später mit Yannics Ausrüstung im Gepäck wiederzukommen - und Yannic konnte den Trainer der Beach Devils von seinem Talent überzeugen.
In seiner eishockeyfreien Zeit muss Yannic für sein Abitur lernen, das er in zwei Jahren anstrebt. Und nebenbei lernt er noch englisch mit Milla, der jüngsten Tochter der Schewes. Milla geht in die vierte Klasse und musste gerade ein Referat über sich selbst auf Englisch vorbereiten. "Yannic ist wie ein großer Bruder und eine tolle Hilfe für den Unterricht, das macht richtig Spaß", sagt Milla.
EC Timmendorf bietet ihm Vertrag an
Zwei Spiele haben die Timmendorfer in der laufenden Regionalliga-Saison noch zu spielen. Danach wird sich Yannic erstmal wieder Richtung Kalifornien aufmachen. Sein Flieger geht am 9. März. Wegen seiner guten Leistungen hat der EC Timmendorf ihm für die kommende Saison bereits ein Vertragsangebot gemacht.
"Ich werde mir das gut überlegen. Das wäre schon eine große Entscheidung. Aber meine Tendenz ist im Moment, dass ich gerne hier spielen würde. Es macht einfach Spaß und ist eine große Chance für mich, in der Regionalliga zu spielen. Die bekommt nicht jeder", sagt Yannic Lavoie. Gegen die Salzgitter Icefighters verloren die Beach Devils mit 4:5 nach Verlängerung.
Chancen auf die Play Offs haben sie schon seit ein paar Spielen nicht mehr, aber mit seiner Leistung kann er trotzdem zufrieden sein. Als er nach dem Spiel zwei Autogramme geben soll, kann Yannic schon wieder lächeln. Dann verschwindet das Eishockey-Talent in der Kabine, in der er sich vielleicht bald regelmäßig umziehen wird.