Einmalzahlung für Studierende: "Zu spät, zu wenig, zu bürokratisch!"
200 Euro soll jeder Studierende erhalten - als Entlastung angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten. Studierenden-Vertreter in Schleswig-Holstein fordern gezieltere Hilfen.
Der Bund will Studierende mit einer Einmalzahlung entlasten. Das hat das Bundeskabinett am Freitag beschlossen. Demnach soll jeder der insgesamt 3,4 Millionen Fachschüler und Studierenden an deutschen Hochschulen und Universitäten eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro bekommen.
AstA-Vertreter kritisieren Zeitpunkt, Höhe und Aufwand
Doch die Kosten sind nach Angaben von Natalie Reinhold vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AstA) der Technischen Hochschule Lübeck schon seit Monaten für viele Studentinnen und Studenten ins Unermessliche gestiegen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten schon einige Zeit früher 300 Euro als Einmalzahlung erhalten. Dabei sei die Lage für Studierende genauso ernst. Sie hätten allerdings deutlich weniger Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Daher sei auch der Betrag zu niedrig und das Verfahren vor allem bürokratisch, denn automatisch kommen die 200 Euro nicht und auch nicht mehr vor Weihnachten.
Die Bundesregierung schreibt auf einer ihrer Internetseiten: "Bund und Länder entwickeln dafür gemeinsam eine digitale Antragsplattform, über die die Auszahlung beantragt werden kann." Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte angekündigt, dass die Auszahlung "noch im Winter" erfolgen solle - also etwa zu Beginn des neuen Jahres. Dazu müsse die Plattform aber rechtzeitig fertig werden. Außerdem muss der Bundestag der Zahlung noch zustimmen.
Ungewissheit ist ein Problem
"Bitte richtig verstehen: Wir wollen nicht undankbar sein", ergänzt AstA-Sprecher Florian Marwitz von der Uni Lübeck: "Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Studis 200 Euro bekommen. Und auch, dass anerkannt wird, dass die Studierenden in einer besonderen Situation sind." Denn nach seinen Worten ist es nicht mehr so einfach möglich, nebenbei arbeiten zu können, weil das Studium als Vollzeitstudium ausgelegt ist. "Gleichzeitig ist das Problem natürlich die Ungewissheit: Also einerseits die Inflation, aber andererseits auch, ob die 200 Euro denn überhaupt reichen. Wieviel heizen wir denn? Wie teuer wird das am Ende? Und wie lange helfen uns die 200 Euro tatsächlich?"
Studierendenvertreter in Kiel fordern: Politik muss nachbessern
Geht es nach Stella Thomsen vom AStA der Uni Kiel, muss die Politik noch einmal ran ans Entlastungspaket für Studentinnen und Studenten. Nach ihren Angaben ist inzwischen mehr als ein Drittel der Studierenden unter die Armutsgrenze gerutscht. Das belegten jüngste Untersuchungen. Nicht zuletzt auch, weil die Kosten insgesamt so massiv gestiegen seien. "Wir brauchen nicht immer Einmalzahlungen", sagt sie. Es müssten nachhaltige Lösungen her. Sie sowie ihre Kolleginnen und Kollegen sind sich einig: "Wir fordern echte, große Reformen und keine Reförmchen beim BAföG". Nach den Auffassungen von einigen AStA-Vertretern sollten demnach alle Studierenden von nachhaltigen Hilfen profitieren.