E-Mobilität: Kfz-Werkstätten im Wandel
Deutschlandweit sind aktuell bereits mehr als eine Million Elektrofahrzeuge zugelassen. Auch in Schleswig-Holstein sind immer mehr dieser Autos unterwegs. Betriebe stellen sich auf die neue Technik ein.
Der Trend ist eindeutig, so der ADAC in einer aktuellen Datenerhebung des Pkw-Bestandes in Deutschland: Der Anteil der Verbrenner bei den Neuzulassungen ist in den vergangenen sieben Jahren drastisch zurückgegangen. Bei Dieselfahrzeugen zum Beispiel sank er seit 2015 von 48 Prozent auf 17,8 Prozent im Jahre 2022, so die Zahlen des ADAC. Elektrofahrzeuge dagegen werden immer beliebter.
15 Millionen E-Autos bis 2030
Rund 18 Prozent der neu zugelassenen Wagen sind derzeit E-Autos. Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos neu zugelassen sein, so zumindest das Ziel der Bundesregierung. Rund 1.300 Kfz-Betriebe gibt es in Schleswig-Holstein. Und alle durchlaufen derzeit einen Umstrukturierungsprozess.
So auch der Betrieb von Ralf Bruhn. Er ist Kfz-Technik-Meister in Ramstedt im Kreis Nordfriesland. Sein Betrieb hat insgesamt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Drei Kfz-Mechatroniker sind speziell geschult und haben die erforderlichen Hochvolt-Lehrgänge absolviert. Sie dürfen damit Arbeiten an Elektroautos durchführen. Die Herausforderung sei vor allem die Batterie. Sie hat 450 Volt Spannung und ein falscher Umgang kann lebensgefährlich sein, so Ralf Bruhn.
"Ohne die richtige Qualifizierung läuft nichts." Ralf Bruhn, Kfz-Technik-Meister
Rund 10.000 Euro steckte Ralf Bruhn in Mitarbeiter-Fortbildung, spezielle Werkzeuge und Sicherheitsmaßnahmen wie Abschrankungen und Warnschilder. Dabei bedeutet ein batterieelektrisches Fahrzeug für einen Werkstattbetrieb rund 30 Prozent weniger Umsatzpotenzial als ein Verbrenner. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Europäischen Verbandes der Automobilzulieferer. Denn ein Ölwechsel entfällt bei E-Autos, auch Zündkerzen und andere Ersatzteile für einen Verbrennungsmotor gibt es nicht. Zudem sind die Inspektionen kürzer.
Höherer Stundenlohn, teurere Technik
Ralf Bruhn sieht es gelassen, denn schließlich gebe es an einem E-Auto andere Ersatzteile, die er verkaufen könne, so seine Einschätzung. Für die Kundinnen und Kunden könnte der Wandel aber in Zukunft höhere Kosten bedeuten. Denn: Der Stundenlohn wird sich nach Einschätzung von Ralf Bruhn in Zukunft erhöhen. Weiterbildung und neue Technik kostet auch in Zukunft immer mehr.
Und noch eine andere Folge hat der Wandel. Laut einer aktuellen Studie des Frauenhofer Instituts wird es in Zukunft auch weniger Jobs im Kfz-Gewerbe geben. Bis zum Jahr 2030 sinke deutschland- und auch landesweit die Zahl der Beschäftigten um etwa 18 Prozent, so die Prognose. Bis 2040 sogar um 28 Prozent. "Die zunehmende Fahrzeug-Digitalisierung, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und veränderte Vertriebsmodelle sind hauptverantwortlich für den Wandel im Kfz-Gewerbe", so die Autoren der Studie.
Auf den Wandel einstellen
Ein große "Katastrophe" sei das aber nicht, so der Geschäftsführer des Verbandes Kfz-Gewerbe Schleswig-Holstein e.V., Jan-Nikolas Sontag. "Es sind noch 17 Jahre, bis dahin passiert noch ganz ganz viel. Es ist ein Umbruch, aber jetzt von zu großer Sorge und von alarmierenden Zuständen zu sprechen, würde ich als übertrieben ansehen", meint Sontag und verweist zudem auf den Fachkräftemangel.
Ralf Bruhn blickt optimistisch in seine Zukunft. Wandel und Anpassung bedeute immer eine Herausforderung. Wenn es das nicht gäbe, wäre das Leben doch auch irgendwie langweilig, so sein Motto.