Dom-Sanierung in Lübeck: Spezial-Mörtel und Mittelalter-Experten

Stand: 28.12.2022 05:00 Uhr

In den vergangenen Jahrhunderten wurde 17 Mal am Dom gebaut. Diesmal soll das Mauerwerk nach der Sanierung lange halten - dafür suchen die Sanierer nach der optimalen Zusammensetzung für das Mauerwerk.

von Naïs Baier

Fast alle Außenflächen des Doms müssen saniert werden. © NDR Foto: Naïs Baier
Fast alle Außenflächen des Doms müssen saniert werden, denn zu weiche Backsteine halten dem Wetter nicht stand.

"Worauf wir auf jeden Fall achten müssen, ist einen richtigen Mörtel zu finden", erklärt Marco Quandt. Er ist Hüttenmeister der Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg - der einzigen Bauhhütte in Norddeutschland, die seit ihrer Gründung 1951 alle wichtigen Arbeiten an den Kirchen in der Region ausgeführt hat. "Hier wurden in den mehreren Jahrhunderten schon wirklich unterschiedliche Versuche gemacht. Und wir erproben jetzt den Mörtel und versuchen, auch den richtigen Stein zu finden." Das Problem: Marktübliche Mörtel sind zu hart. Auf dem Dom-Vorplatz hat Marco Quandt nun acht Testwände mit unterschiedlicher Materialzusammensetzung gebaut, testet die Verarbeitung und beobachtet, wie die Witterung sich auswirkt. Die Herausforderung dabei: Steine und Mörtel sollen nach der Sanierung nicht nur gut aussehen, sondern diesmal auch lange halten.

Spezialwissen über mittelalterliches Mauerwerk

Architekt Alexander Draack, stellv. Bauchef Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Jürgen Rösing und Architekt Christoph Diebold. © NDR Foto: Naïs Baier
Besprechung der Planer (v.l.) - Architekt Alexander Draack, stellv. Bauchef vom Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Jürgen Rösing und Architekt Christoph Diebold.

In den vergangenen Jahrhunderten wurde das Mauerwerk schon oft geflickt und erneuert, nicht immer erfolgreich: Ende des 19. Jahrhunderts verkleidete man zum Beispiel die beiden Türme - ohne die neuen Steine mit der Mauer dahinter zu verbinden, quasi wie eine Tapete. Die Folge: Die Fassade hält nicht richtig am Kernmauerwerk, es entstehen viele Risse in der Backsteinmauer. Bei der Sanierung werden jetzt moderne Techniken und über Jahrhunderte überlieferte Kenntnisse kombiniert: Marco Quandt ist Spezialist für Backsteine aus dem Mittelalter: "Wir von einer Kirchenbauhütte haben da auch ein gewisses Bauchgefühl. Wenn wir den Stein zum Beispiel mit einem Hammer schlagen, sehen wir, wie sich der Stein verhält." Das Fachwissen der Kirchenbauhütte ist für den Erfolg der Dom-Sanierung unerlässlich, wie Architekt Christoph Diebold erklärt: "Es ist toll, dass wir einen Hüttenmeister haben, der über viel Erfahrung an verschiedenen Objekten verfügt und diese Kernkompetenz mit dem mittelalterlichen Mauerwerk mitbringt. Das brauchen wir unbedingt."

Bauarbeiten und Gottesdienst

Fast 850 Jahre lang haben Wetter, Krieg und vorige Sanierungen ihre Spuren am Dom hinterlassen. Dazu kommen ein schwieriger Untergrund und schlechte Qualität des Baumaterials: Die Folgen, wie zum Beispiel abblätternde Steine, kleine und große Risse, teilweise sogar Löcher in den Backsteinwänden der Dom-Türme sind auch mit bloßem Auge und als Laie erkennbar. Fast alle Außenflächen müssen saniert werden - bei laufendem Betrieb der Kirche. Darüber macht sich Dom-Pastorin Margrit Wegner jedoch wenig Sorgen: "Das gottesdienstliche Leben, das Gemeindeleben und die Sanierung geht gut zusammen, weil sich eben auch ganz viele Menschen aus der Gemeinde und aus der Stadt damit identifizieren können."

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Viele Menschen spenden auch für die Sanierung. Die Aktion "Sieben Türme will ich sehen" des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg sammelt für die Dom-Sanierung - und auch für die Erhaltung der anderen historischen Kirchen in Lübeck. "Neulich hat eine ältere Dame aus der Gemeinde mich angerufen und gesagt: Ich habe jetzt 80.000 Euro für die Türme überwiesen", erzählt Margrit Wegner mit glänzenden Augen. "Das ist natürlich ein unverhofftes Weihnachtsgeschenk für uns gewesen."

"Als Lübecker bin ich besonders stolz"

Hüttenmeister Marco Quandt. © NDR Foto: Naïs Baier
Hüttenmeister Marco Quandt hofft, durch die Sanierung den Lübecker Dom für die nachfolgenden Generationen in voller Pracht zu erhalten.

23 Millionen Euro soll die Dom-Sanierung insgesamt kosten, 6,5 Millionen davon übernimmt der Bund - ein Mammutprojekt. Marco Quandt freut sich schon, bald an "seinem" Dom zu mauern: "Ich als Lübecker bin natürlich besonders stolz darauf. Und es liegt mir sehr am Herzen, die Lübecker Kirchen zu behalten und zu pflegen und wiederherzustellen, damit auch die nachfolgenden Generationen wirklich viel von der Kirche und dem Wahrzeichen haben." Noch testen sie Materialien, erproben verschiedene Vorgehensweisen und suchen die richtigen Methoden für die Sanierung. Die soll dann 2024 richtig losgehen: Dann startet die Bauphase am Dom zu Lübeck.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.12.2022 | 19:30 Uhr

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