Digitalisierung an Schulen in SH: Ein IT-Fachteam für alle Fälle
Der Kreis Segeberg bietet Schulen Unterstützung bei der Digitalisierung an. Ein IT-Fachteam hilft bei allen Fragen. Die Sventana Gemeinschaftsschule Bornhöved hat als Pilot-Schule den Service bereits ausprobiert und ist begeistert.
Sie stapelten sich im Schrank im Büro der Sventana Gemeinschaftsschule in Bornhöved im Kreis Segeberg: 80 nagelneue Tablets, in Betrieb genommen, aber unbenutzbar. Über Wochen hatten Schulleiter Christian Kummetz und Mathe- und Sportlehrerin Sandra Marx nach Feierabend die Geräte eingerichtet. Doch dann wussten sie nicht weiter.
Probleme mit Datenschutz und Kontrolle
Die Geräte liefen zwar, aber nicht vernetzt. "Wir konnten den Datenschutz nicht gewährleisten", erinnert sich Kummetz. Es stellte sich außerdem die Frage: "Wie kriegen wir die Geräte immer wieder auf Null zurück?" Ihnen wurde klar: Ohne, dass die Geräte miteinander und auch mit dem Gerät der Lehrkraft vernetzt sind "haben wir keinerlei Kontrolle darüber, was die Schülerinnen und Schüler an den Geräten machen", sagt Sandra Marx. Statt zu arbeiten könnten sie im Netz surfen und x-beliebige Websites besuchen. Im Grunde konnten sie die Geräte deshalb nicht nutzen.
Digitalisierung läuft trotz DigitalPakt schleppend
So wie an der Schule in Bornhöved wurden in Schleswig-Holstein in den vergangenen vier Jahren für 33 Millionen Euro knapp 70.000 digitale Endgeräte für Schulen gekauft, zum Beispiel Tablets. Das Geld stammt aus dem BasisDigitalPakt des Bundes. Trotzdem läuft die Digitalisierung in Schleswig-Holstein nach Ansicht von Bildungsexpertinnen und -experten weiter schleppend.
Astrid Henke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Schleswig-Holstein beklagt, noch immer würde es an einem guten WLAN hapern, vor allem im ländlichen Bereich. Dadurch werde der Einsatz von neu angeschafften Geräten erschwert. Außerdem hinge es immer noch zu sehr von dem Engagement von Schulleitungen oder einzelnen Lehrkräften ab, ob Schulen digital gut aufgestellt seien. Es gäbe Schulen, die durch eigene Investitionen des Schulträgers und BasisDigitalPakt-Mitteln sehr gut ausgestattet seien - andere aber gar nicht, einfach weil die Schulträger weniger Geld zur Verfügung hätten. Von gleichen Lernbedingungen und Bildungsgerechtigkeit könne daher nicht die Rede sein. Außerdem betont die GEW, Geld für digitale Geräte und Infrastruktur allein reiche nicht aus, um die Schulen digital fit zu machen. Das haben auch Sandra Marx und Christian Kummetz gemerkt. Es brauche Profis.
Kreis Segeberg: Drei IT-Fachleute nur für Schulen angestellt
Der Kreis Segeberg hat das Problem erkannt und die Sache in die Hand genommen. Alle Schulen im Kreis sollen ab sofort durch ein IT-Fachteam kostenlos unterstützt werden. Der Kreis will so Standards für den digitalen Unterricht setzen, damit alle Schulen die gleichen Voraussetzungen haben. Dafür wird jährlich eine Fördersumme von 200.000 Euro bereitgestellt.
Bislang besteht das Team aus drei Fachleuten, die der Kreis eigens für den Schulservice angestellt hat. Einer davon ist Projektleiter Alexander Flamme. Er hat vor gut einem Jahr alle Schulen im Kreis angeschrieben, um die Unterstützung anzubieten.
Tablets können jetzt sicher genutzt werden
Sandra Marx und Christian Kummetz waren begeistert. So wurde die Sventana Schule Pilotschule. An der damaligen 5., heute 6. Klasse von Frau Marx wollten die Fachleute ausprobieren, wie sie helfen können. Alexander Flamme betont, es sei immens wichtig, dass die Geräte richtig eingerichtet, "dass sie sicher sind, dass die richtige Software drauf ist." Dazu bräuchte es eben Profis. Das könne keine Lehrkraft leisten.
Sandra Marx kann die Geräte schon seit dem vergangenen Schuljahr mit ihrer Klasse nutzen, vernetzt und datenschutzrechtlich sicher. Sie kann von ihrem Platz aus auf ihrem Gerät sehen, was jede einzelne Schülerin auf ihrem und jeder einzelne Schüler auf seinem Tablet arbeitet. Die Kinder können ihre Arbeitsblätter auf das Smartboard spiegeln und Sandra Marx kann das, was sie auf ihrem Gerät für alle am Smartboard sichtbar schreibt, auf die Tablets der Kinder spiegeln. Sie kann Apps sperren, die gerade nicht genutzt werden sollen oder andere freigeben, je nach Bedarf. Heute arbeiten sie mit der Mathe-App Anton. Es laufe also genau so, wie es sein soll, so Marx.
Experten sind über Hotline oder Mailadresse zu erreichen
Doch ein Problem gibt es noch: Auf dem Tablet eines Schülers will das Gerät das Okay für ein Update. Er weiß, dass er kein Update starten darf, weil er dann nicht mehr mitarbeiten könnte. Das Problem kennt das IT-Fachteam schon. Deswegen sind sie an diesem Tag vor Ort, um für zentralisierte, nächtliche Updates einen Server an der Schule zu installieren. "Wir merken", so Sandra Marx, "wir brauchen dauerhaften Support." Und den bekommen sie auch. Wenn etwas ist, kann sie das Fachteam über eine Hotline oder eine E-Mail-Adresse schnell erreichen. Das gilt ab sofort auch für alle anderen Schulen, die Bedarf haben. Alexander Flamme und sein Team freuen sich auf die Herausforderungen: "Auf einen großen Andrang haben wir uns eingestellt."