Brennende Autos in Flensburg: Prozess gegen 33-Jährigen gestartet
Im August und September des letzten Jahres hat es mehrfach in Flensburg gebrannt. Ein Mann wurde bereits verurteilt, ein zweiter Tatverdächtiger verantwortet sich nun vor dem Landgericht. Ihm werden zehn Feuer angelastet.
Es ist der zweite Prozess zur Flensburger Brandserie im vergangenen Sommer. Ein Mann wurde bereits zu einem Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Unabhängig davon soll der Mann, der nun vor Gericht steht, unter anderem an vier Tagen versucht haben, Pkw in Brand zu stecken: In der Karl- und Eckenerstraße, außerdem in der Angelburger Straße.
Viele unglückliche Zufälle?
Zu Prozessbeginn hat der Angeklagte die Taten am Freitag weitgehend bestritten. Zweimal sei er nur zufällig in der Nähe gewesen, als Autos brannten. Einmal wollte er ein Kupferrohr für sein Badezimmer mit einem Bunsenbrenner bearbeiten und habe es kurzerhand unter dem Reifen eines Autos im Parkhaus nahe seiner Wohnung am Hafermarkt stabilisiert. Ein kleines Feuer auf dem WC des Irish Pub Klähblatt habe er möglicherweise versehentlich verursacht: Dort sei seine Zigarettenasche auf gestapelte Klorollen gefallen, sagte er. Danach habe er einen Filmriss gehabt. Für diese Nacht wirft ihm die Anklage noch vor, an einem Müllcontainer am Hafen gezündelt zu haben.
Observierende Polizei löschte mehrere kleine Feuer
Es brannte auch im Keller seines eigenen Hauses. Dort seien häufig fremde Menschen gewesen, sagte er. Sein Sofa und Renovierungsabfälle habe er aber tatsächlich angezündet, weil die Entsorgungskosten so hoch seien, räumte der Angeklagte ein. Bei den letzten Taten hatte die Polizei den Mann observiert und kleinere Brände dann sofort abgelöscht. In einer Nacht soll er dreimal hintereinander den Müll in einem Einkaufswagen angesteckt haben.
Schwierige Lebensumstände
Seine Kindheit in Schleswig beschrieb der 33-jährige als Hölle. Seine Eltern seien Alkoholiker gewesen. Auch er selbst betrinke sich regelmäßig. Lesen und Schreiben könne er nicht. Eine Ausbildung zur Hotelfachkraft habe er abgebrochen. Er habe vier Kinder, lebte aber zuletzt getrennt von ihnen. Er wolle sie wiedersehen, berichtete der Angeklagte mit gebrochener Stimme. Und generell sei er ein Mensch, der gerne helfe. Ein psychologischer Sachverständiger hatte zuvor lange mit dem Mann gesprochen. Dieser berichtete, der Angeklagte habe erwähnt, er rufe gerne die Feuerwehr, damit die Rettungskräfte ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen könnten.
Möglicher weiterer Brandstifter wird gesucht
Seit dem 18. November sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Nach dem Prozessauftakt soll die Verhandlung am 25. April fortgesetzt werden. Das Urteil fällt voraussichtlich am 30. Mai. Die großen Brände im Oktober 2022 bleiben nach Angaben der Polizei aber weiterhin ungeklärt: Häuser in der Duburger und der Großen Straße waren komplett zerstört wurden. Und auch zur Brandserie rund um ein Hochhaus in Harrislee dauern die Ermittlungen an.