Bollingstedt: Gehöft aus Römischer Kaiserzeit entdeckt
Es ist eine kleine Sensation. Bei Ausgrabungen in Bollingstedt (Kreis Schleswig-Flensburg) haben Archäologen ein Gehöft aus der Römischen Kaiserzeit entdeckt - es stammt also vermutlich aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert.
In Bollingstedt soll ein neues Baugebiet entstehen. Üblicherweise wird der Boden vorab untersucht. Und dabei sind Archäologen jetzt auf diese Entdeckung gestoßen. Es handele sich um ein mehrphasiges Gehöft aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus, sagte Grabungsleiter Lorenz Harten. Das heißt, es wurde in mehreren Phasen gebaut und renoviert. Langhäuser wie der etwa 18 Meter lange Bau in Bollingstedt hätten 30 bis 40 Jahre existiert, dann seien sie baufällig gewesen. "Ich gehe davon aus, dass diese Gehöft-Anlage wohl mindestens einmal erneuert worden ist, weil da sicher Renovierungsbedarf war", erklärt Harten. Aus der Luft sind die Umrisse des Gehöfts und eines nahe gelegenen Einzelhauses anhand von Pfostenverfärbungen im Boden sehr gut zu erkennen.
Vermutlich lebte dort ein große Bauernfamilie
Das Gebiet scheint eine wahre Fundgrube für die Archäologen zu sein. Neben dem Gehöft und Scherben von Haushaltskeramik haben die Archäologen dort auch mehr als 50 einfache Rennfeueröfen zur Eisenverhüttung - also zur Eisengewinnung - entdeckt. "Das sind teilweise richtige Batterien, die im Abstand von 50 Zentimetern stehen", sagte Harten. Sie konnten nur einmal genutzt werden, seien quasi Wegwerfartikel. Er ist überzeugt, dass auf dem Hof eine Großfamilie mit möglicherweise drei Generationen gelebt hat, eine Bauerngesellschaft.
Funde liefern Erkenntnisse über die Vergangenheit
Grabungen in Bollingstedt und anderen Orten im Norden Schleswig-Holsteins zeigen nach Angaben des Archäologen, dass die Region Anfang des ersten Jahrtausends bereits relativ dicht besiedelt war. "Wir haben es hier sicher mit einer entwickelten Kulturlandschaft zu tun. Also dieses Bild von den Römern, das wilde Barbarikum, ist sicher falsch", sagt Harten.
Allein im April haben die Archäologen in Bollingstedt auf bis zu 2.000 Quadratmetern Fläche des künftigen Baugebiets gegraben. In den kommenden Wochen sollen weitere Arbeiten folgen.