Bahnhof in Süderbrarup: Ein besonderer Ort mit Charme
Wer am Bahnhof in Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) aussteigt und ins Bahnhofsgebäude geht, wird überrascht sein. Denn statt Ticketautomaten gibt es hier Kaffee, Frühstück und Kuchen.
Für die besondere Atmosphäre sind vor allem Bäckermeisterin Annegret Ebsen-Diekert und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. 2018 hat sie hier "Ebsen's Kaffeehaus" eröffnet.
"Für mich war es ein Traum, hier ein Café zu eröffnen." Annegret Ebsen-Diekert, Bäckermeisterin
Ihr Mann Jürgen riet ihr zunächst davon ab, warnte vor der vielen Arbeit. Aber die Liebe zu dem außergewöhnlichen Ort direkt neben Gleis 1 im denkmalgeschützten Gebäude war größer als der Zweifel, dass es schief gehen könnte. Und so richtete sie drei Monate lang jede Ecke des Cafés liebevoll ein. In einer Nische entstand ein kleines Zugabteil mit Original-Sitzen aus einem alten InterCity und dem passenden Tisch dazu. Der Lieblingsplatz vieler Stammgäste, erklärt Annegret Ebsen-Diekert. Oft komme es vor, dass Touristen denken, sie würden in eine triste Bahnhofsvorhalle kommen, und die stehen dann mit offenem Mund im Café, so die Cafébesitzerin.
Besonderes Gebäude von der Bahn gekauft
Erbaut wurde der mittlerweile denkmalgeschützte Bahnhof 1880. Die ersten Züge rollten auf der Strecke Kiel-Flensburg. Später fuhren sie auch nach Kappeln und Schleswig. Christine Will und ihr Mann Guido Fröse haben das Bahnhofsgebäude vor sechs Jahren gekauft. Als die Bahn deutschlandweit viele kleinere Objekte loswerden wollte, schlugen sie zu. "Wir wollten schon immer ein besonderes Gebäude haben", erzählt Guido Fröse. Das Bahnhofsgebäude wurde von der Bahn nicht mehr für den laufenden Betrieb gebraucht. Über den Kaufpreis reden sie allerdings nicht.
"Alte Schätze" im alten Bahnhof
In dem Bahnhof haben Christine Will und Guido Fröse direkt neben dem Kaffee - dessen Vermieter sie auch sind - einen Kunst- und Antiquitätenladen eröffnet. Christine Will verkauft unter anderem im Laden von ihr hergestellte Lederprodukte, wie Portemonnaies, Gürtel, große Ledertaschen oder Babyschuhe. Bei Guido Fröse gibt es "alte Schätze", wie antike Spielzeugautos. Seit vierzig Jahren ist er leidenschaftlicher Flohmarktgänger und liebt alte Dinge, die er in seinem Laden wieder verkauft.
Der Bahnhof soll sauber bleiben
An der Grundstücksgrenze zu Gleis 1 sitzt er gerne auf seinem Stuhl und trinkt mit seiner Frau eine Tasse Kaffee aus dem Kaffeehaus nebenan. Die Inhaber der beiden Läden sind gut befreundet. Vor allem in der Urlaubszeit sind es die Touristen, die den Antik- und Kunstwarenladen besuchen. Das bedeutet für die Gemeinschaft im Bahnhofsgebäude aber auch zusätzliche Arbeit neben den eigenen Geschäften: "Wir haben ja auch eine Verantwortung, dass der Teil des Bahnhofs hier sauber bleibt", sagt Guido Fröse. Jeden Morgen heißt es deshalb Zigarettenkippen und Müll aufsammeln und fegen.
Auf dem Bahnhof in Süderbrarup verpasst man dank des Einsatzes der Eigentümer und Mieter gerne den Zug. Denn die Stunde bis der nächste Zug kommt, vergeht dank Kaffee, Kuchen und Antikem wie im Flug.