Anlagebetrüger erbeuten 2024 mindestens 20 Millionen Euro in SH
Einen sagenhaft hohen Gewinn - das versprechen Anlagebetrüger ihren Opfern. Kleinanleger verlieren viel Geld, manchmal auch Immobilien. Der Schaden in SH betrug im vergangenen Jahr mehrere Millionen Euro.
Ein 44-Jähriger aus Schleswig-Holstein lernt über eine Dating-App vermeintlich eine junge Frau aus Kanada kennen. Sie rät ihm, über eine Trading-Plattform Geld in Gold zu investieren. Auf einem gefälschten Konto wird dann ein hoher Gewinn angezeigt. Doch als sich der Mann einen Teil davon auszahlen lassen möchte, wird ihm mitgeteilt, dass er zunächst Steuern dafür zahlen müsse. Am Ende verliert der 44-Jährige 60.000 Euro.
Anlagebetrug: LKA vermutet hohe Dunkelziffer
Das ist ein Beispiel, das das Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein zum Thema Anlagebetrug aufführt. Im vergangenen Jahr lag der Schaden durch diese Betrugsmasche in Schleswig-Holstein laut LKA bei mehr als 20 Millionen Euro. Außerdem gebe es vermutlich eine hohe Dunkelziffer, sagt Volker Willert, Leiter des Dezernats für Wirtschafts-, Korruptions- und Umweltkriminalität.
Bei kleineren Beträgen gingen viele Opfer aus Scham nicht zur Polizei. "Besonders schlimm sind die Fälle, bei denen sich die Geschädigten hoch verschuldet haben und die finanzielle Existenz bedroht ist." In 53 Fällen hätten Opfer im Jahr 2024 Summen von mehr als 100.000 Euro verloren.
Kontaktaufnahme über gefälschte Trading-Plattformen oder soziale Medien
Die Täter seien skrupellos, psychologisch geschult und säßen meist im Ausland. In Kontakt treten sie laut LKA über verschiedene Kanäle: Über gefälschte Trading-Plattformen, Dating-Portale, soziale Medien, Fake-Nachrichtenseiten oder -Werbung mit Prominenten. "Fast alle betrügerischen Angebote eint, dass die Geschädigten aufgefordert werden, eine telefonische Erreichbarkeit zu hinterlegen und eine Startinvestition in Höhe von rund 250 Euro zu tätigen", so das LKA.
Getarnt als erfahrene Anlage- und Vermögensberater nehmen die Betrüger laut LKA dann Kontakt auf. "Über eine von den Tätern betriebene Plattform wird den Kunden eine positive Entwicklung ihrer Anlage vorgespielt. Tatsächlich erfolgt jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Anlage des Geldes", betont das LKA. Wenn die Kunden fragen, wann ihnen die Gewinne ausgezahlt werden, brechen die Kurse angeblich plötzlich ein - oder aber die Täter tauchen einfach ab.
Tipps des LKA: So schützen Sie sich vor Anlagebetrug
- Ungewöhnlich hohe Gewinne mit wenig Einsatz sollten immer misstrauisch machen
- Investitionen in Kryptowährungen sind laut Polizei ebenfalls ein Alarmsignal
- Banken und Sparkassen gehen nicht direkt auf Kunden zu, um sie zum Online-Trading zu bringen
- Bevor Geld überwiesen wird, sollten Sie sich über die Trading-Plattformen informieren - zum Beispiel über die Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
- Vorsicht mit sensiblen Daten, wie Zugangsdaten zum Online-Banking oder zum Depot, Ausweisfotos oder Anschrift
- Überweisen Sie kein Geld auf unbekannte Konten
LKA rät zu Strafanzeige
Cybertrading-Betrug treffe inzwischen alle Altersgruppen, betont Volker Willert. Er rät dazu, im Familienkreis immer wieder über die Gefahren dieser Betrugsmasche zu sprechen. Geschädigte sollten in jedem Fall Strafanzeige erstatten. Mit etwas Glück könnten Überweisungen noch durch die Hausbank gestoppt werden. Tipps zum Umgang mit Anlagebetrügern gibt das LKA auf seiner Webseite.
