Angeblicher Heilpraktiker aus Esgrus sitzt an Tisch im Prozess im Landgericht Flensburg © NDR Foto: Frank Goldenstein
Angeblicher Heilpraktiker aus Esgrus sitzt an Tisch im Prozess im Landgericht Flensburg © NDR Foto: Frank Goldenstein
Angeblicher Heilpraktiker aus Esgrus sitzt an Tisch im Prozess im Landgericht Flensburg © NDR Foto: Frank Goldenstein
AUDIO: Gerichtssprecher: Kein dringender Tatverdacht mehr (1 Min)

Angeblicher Heilpraktiker unter Mordverdacht aus U-Haft entlassen

Stand: 13.07.2023 16:09 Uhr

Ein vermeintlicher Heilpraktiker soll seine Ehefrau umgebracht und sich an Patientinnen vergangen haben. Deshalb steht er in Flensburg vor Gericht. Nun gibt es Zweifel am Tatverdacht.

Ein angeblicher Heilpraktiker, dem der Mord an seiner Ehefrau und mehrere Vergewaltigungen vorgeworfen werden, muss aus der U-Haft entlassen werden. Das Landgericht Flensburg habe den Haftbefehl am Donnerstag aufgehoben, teilte ein Gerichtssprecher mit.

Vorwurf: Ehefrau mit Medikamenten und Messer getötet

Der Mann muss sich derzeit vor dem Landgericht Flensburg verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, seiner schwer kranken Frau Mitte August 2022 in Esgrus (Kreis Schleswig-Flensburg) einen Medikamentencocktail verabreicht und dann mit einem Messer auf sie eingestochen zu haben. Anschließend soll er selbst ebenfalls Medikamente eingenommen und sich mit dem Messer verletzt haben, um die Tat wie einen gemeinsam geplanten Suizid aussehen zu lassen. Außerdem soll der Angeklagte ohne entsprechende Qualifikation als Heilpraktiker gearbeitet und wiederholt Patientinnen vergewaltigt haben.

In einigen Fällen kein dringender Tatverdacht mehr

Das Gericht erklärte, der Haftbefehl sei wegen der Sexualstraftaten erlassen worden, nicht wegen des Mordverdachts. Nach der Beweisaufnahme gebe es bei einigen Sexualstraftaten keinen dringenden Tatverdacht mehr. In den übrigen Fällen gebe es keinen Grund, den Angeklagten in U-Haft zu behalten. Wegen des Mordvorwurfs kann der Angeklagte nach Ansicht des Gerichts nicht in Untersuchungshaft genommen werden.

Zweifel an Mordverdacht

Und auch am Mordvorwurf gibt es laut Gericht inzwischen Zweifel. Für eine Verurteilung wegen Mordes oder Totschlags muss ausgeschlossen werden, dass die Verstorbene die Tötung aufgrund ihrer schweren Krankheit wollte - es sich also um eine Tötung auf Verlangen handeln könnte. Demnach könnte tatsächlich ein gemeinsamer Suizid geplant gewesen sein.

Den Angaben zufolge stützt die rechtsmedizinische Untersuchung die bisherige Annahme nicht, nach der der Angeklagte selbst nur eine geringe Dosis des tödlich wirkenden Medikaments eingenommen haben soll. Auch die Messerstiche, mit denen sich der Angeklagte selbst verletzt hatte, seien schwerer als zunächst angenommen.

Weitere Informationen
Angeklagter versteckt sich hinter Ordner bei Prozess gegen angeblichen Heilpraktiker in Flensburg © dpa-Bildfunk Foto: Axel Heimken/dpa

Flensburg: Mordprozess gegen angeblichen Heilpraktiker

Der 54-Jährige aus Esgrus soll sich an mehreren Patientinnen vergangen und seine Ehefrau getötet haben. Seit heute steht er vor Gericht. mehr

Das Flensburger Amtsgericht. © NDR

Falscher Heilpraktiker angeklagt wegen Mord und Missbrauch

Der 54-Jährige aus Esgrus (Kreis Schleswig-Flensburg) soll sich an mehreren Patientinnen vergangen und seine Ehefrau getötet haben. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 13.07.2023 | 16:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Kreis Schleswig-Flensburg

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Heizungsthermostat ist auf die Stufe 3 eingestellt © picture alliance / Zoonar Foto: stockfotos-mg

Heizen mit Fernwärme: Sinkende Preise im Jahr 2025 in SH erwartet

Bei vielen Fernwärme-Kunden kommen dann die gesunkenen Gaspreise an. Davon gehen Verbraucherzentrale und Landeskartellbehörde aus. mehr

Videos