Alles Gute für die Kuh: Smarte Landwirtschaft in Olderup
Mit moderner Technik, Stallhygiene und längeren Zwischenkalbzeiten sorgt Landwirt Timo Nöhren für weniger Stress in seinem Kuhstall. Dafür bekam der Nordfriese den "Preis der Tiergesundheit".
Timo Nöhren aus Olderup (Kreis Nordfriesland) ist ein besonderer Landwirt. Denn seine Kühe im Stall kommen in einen ganz besonderen Genuss. Dank Investitionen in moderne Technik und ein neues Fruchtbarkeitsmanagement, das weniger Kalbungen pro Kuh vorsieht, seien Nöhrens Kühe weniger gestresst als in so manch anderem Stall in Deutschland, sagt Tierärztin Marieke Matthiesen, die die Kühe alle vier Wochen untersucht.
"Piepsi" ist einer der beiden Roboter, die seit etwa zwei Jahren im Stall umherfahren und für Ordnung und Futter sorgen. Der etwas klobig-runde und piepsende Schiebe-Roboter, der seinen Spitznamen "Piepsi" von Timo Nöhrens Tochter bekommen hat, dreht gemächlich seine Kreise. Sein Job: Das Futter vor die Nasen der 150 Milchkühe im Stall schieben. Einmal pro Stunde düst er los. Auch nachts.
In erster Linie will ich, dass es den Kühen gut geht Landwirt Timo Nöhren
Sein Roboter-Kollege nebenan macht in der Zeit den Stall sauber und schiebt Kuhmist durch die Spalten des Bodens. Auch das dient der Gesundheit, denn der Stall bleibt sauber und das Fell der Tiere verdreckt nicht so schnell.
Mehr als 30.000 Euro für zwei Agrar-Roboter
Mehr als 30.000 Euro hat der Landwirt in seine beiden maschinellen Helfer investiert. Dass Sauberkeit einen sehr hohen Anteil daran hat, dass Rinder gesünder leben, davon ist auch Prof. Dr. Edgar Schallenberg überzeugt. Bis Ende 2022 war er "Vertrauensmann Tierschutz in der Landwirtschaft", und damit auch Ansprechpartner für die Landwirte. Tiermedizinexperte ist Schallenberg ebenfalls.
Sauberkeit ist ein zentraler Punkt - aus Dreck kann nichts Gutes entstehen Prof. Dr. Edgar Schallenberg
Es handelt sich schließlich um ein wichtiges, empfindliches Nahrungsmittel, das die Milchviehbetriebe liefern. An guter Hygiene sollte nicht gespart werden, so Schallenberg.
Deshalb kontrolliert Timo Nöhren nicht nur ständig die Stallungen, sondern auch das Futter und die Tränken. An jeder Frischwassertränke hängt eine Reinigungsbürste. Insgesamt 300 Rinder hat er auf seinem Hof in Olderup - und ihre wichtigsten Daten dank moderner Sensoren in den Halsbändern und einer App immer im Blick. Fressverhalten, Besamungszeitpunkt, Zeitpunkt der Kalbungen, Milchleistung und viele weitere Daten kann er auf seinem Smartphone einsehen.
Neues Fruchtbarkeitsmanagement bedeutet weniger Stress
Auf den meisten Höfen in Deutschland werden die Kühe etwa 60 bis 80 Tage nach einer Kalbung wieder besamt - bei Timo Nöhren erst nach 200 Tagen. Gemeinsam mit Tierärztin Marieke Matthiesen, die alle vier Wochen nach den Tieren schaut, hat er das Fruchtbarkeitsmanagement umgestellt. "Für die Tiere bedeutet das weniger Kalbungen und damit auch weniger Stress", so Matthiesen. Und vor allem: viel weniger Hormoneinsatz.
Auch weniger Antibiotika werden verabreicht - und trotzdem ergibt sich bei ihm eine hohe Milchleistung. Das liegt bei Timo Nöhren vor allem an einer guten Gesundheits-Überwachung der Kühe und auch dass immer ausreichend gutes Futter für die Tiere zur Verfügung steht.
Sieger beim "Preis der Tiergesundheit" 2022
Gut 11.000 Liter Milch werden in Olderup produziert - pro Kuh, pro Jahr. Timo Nöhren hat für seine Milchviehaltung im vergangenen Jahr den ersten Platz beim "Preis der Tiergesundheit" gewonnen. Den Preis hat 2019 ein Pharmaunternehmen ins Leben gerufen. Dabei werden Betriebe gewürdigt, die einen positiven Beitrag für Tierwohl und Tiergesundheit leisten.
"Ich bin schon stolz auf den Preis", sagt der Landwirt. Das Preisgeld in Höhe von 12.000 Euro will er in noch mehr moderne Technik investieren.