ADFC-Test: Viel zu wenig Rad-Parkplätze an Bahnhöfen in SH
Viele Pendler, kaum Parkplätze für Radfahrer: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die Bahnhöfe in Schleswig-Holstein unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Fahrräder, die notdürftig an einen Bauzaun angeschlossen sind oder provisorisch an einer Wand lehnen: Wer regelmäßig an deutschen Bahnhöfen unterwegs ist, dürfte sich an diesen Anblick gewöhnt haben. Viele Pendlerinnen und Pendler, die auf Radparkplätze an den Stationen angewiesen sind, müssen oft lange suchen, bis sie einen Stellplatz gefunden haben. Manche schaffen sich für die Fahrt zum Bahnhof gar ein günstiges Zweitrad an, bei dem der Verlust nicht ganz so schwer wiegt. Denn: Sichere Radparkplätze an Bahnstationen in Schleswig-Holstein sind Mangelware.
Was viele schon geahnt haben dürften, bestätigt nun eine Untersuchung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Dafür hat der ADFC nach eigenen Angaben alle 179 Bahnstationen in Schleswig-Holstein überprüft. Das Ergebnis: Fast die Hälfte aller Halte verfügt über gar keine oder deutlich zu wenig gute Abstellanlagen für Fahrräder. Unter "gut" versteht der ADFC etwa Fahrradbügel, Fahrradboxen oder Sammelschließanlagen.
Flensburg, Kiel und Neumünster schneiden schlecht ab
Ein Viertel der Bahnhöfe bewerten die Prüfer mit der Note 6. Das bedeutet, dass dort überhaupt keine geeigneten Stellplätze vorhanden sind. 22 Prozent der Stationen erhielten die Note 5: Dort kommt auf 15 Fahrgäste weniger als ein guter Stellplatz. Das ist laut ADFC beispielsweise an den Hauptbahnhöfen in Flensburg, Kiel und Neumünster der Fall.
ADFC-Geschäftsführer: Haben weiten Weg vor uns
"Es ist ernüchternd, dass Schleswig-Holstein so dasteht", sagt ADFC-Landesgeschäftsführer Jan Voß. "Das zeigt, dass wir noch einen sehr weiten Weg vor uns haben, das Großprojekt Verkehrswende voranzubringen." Viele Pendler würden aufgrund von Sicherheitsbedenken davor zurückschrecken, ihr Fahrrad an Bahnhöfen zu parken. Das sei fatal fürs Klima: "Diese Leute steigen dann vielleicht ganz aufs Auto um und nehmen überhaupt nicht die Bahn."
Untersuchung zeigt auch Fahrrad-Stellplatz-Vorbilder
Laut dem Fahrradclub hat die Untersuchung aber auch Positiv-Beispiele zutage gefördert: Die Gemeinden Brokstedt (Kreis Steinburg) und Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) erhielten etwa die Note 1. An den Bahnhöfen dort sind den Prüfern zufolge ausreichend Radparkplätze vorhanden - überdacht und sicher. "Oft hängt es an der Kommunalpolitik, ob man vor Ort gute Radparkplätze hat", sagt Landesgeschäftsführer Voß. "Wir appellieren deshalb an alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, sich in ihren Gemeinden dafür einzusetzen."
Nahverkehrsverbund: Land fördert Radstellplätze seit Jahren
Der Nahverkehrsverbund NAH.SH verweist in einer Mitteilung darauf, dass das Land den Bau von Radstellplätzen an Bahnhöfen seit Jahren fördere - mit bis zu 75 Prozent der Planungs- und Baukosten. Allein in diesem Jahr hätten bereits sieben Kommunen entsprechende Förderbescheide erhalten: "Damit entstehen knapp 1.000 neue, überdachte Fahrrad-Abstellplätze durch Landesförderung." Zwischen den Jahren 2015 und 2022 habe das Land dafür rund 6,5 Millionen Euro ausgegeben, erklärt NAH.SH.
Klar ist: Bis an allen Bahnstationen in Schleswig-Holstein ausreichend Radparkplätze vorhanden sind, werden wohl noch Jahre vergehen.