A1-Sperrung: Umleitung sorgt für Verkehr und Ärger in Hamberge

Stand: 10.03.2023 13:03 Uhr

Wer aus Reinfeld kommt und die A1 Richtung Norden nutzen möchte, muss wegen einer gesperrten Auffahrt eine Umleitung bis zur Auffahrt in Lübeck-Moisling in Kauf nehmen. Und diese Umleitung über die B75 führt mitten durch die Gemeinde Hamberge - zum Ärger der Anwohnerinnen und Anwohner.

von Ole ter Wey

Straßenlärm erträgt das Ehepaar Freyer seit Jahrzehnten. Gemeinsam mit ihrem Mann wohnt Jacqueline Freyer bald 25 Jahre am Ortseingang der Gemeinde Hamberge. Von ihrem "Entspannungsort" auf der Terrasse sieht und hört man zur rechten Seite die Autobahn A1, zur linken die Bundesstraße 75. Mit der Lautstärke haben sie sich aber arrangiert. Doch nun kommen selbst die beiden lärmerprobten Hamberger an ihre Grenzen, weil die Bundesstraße Teil einer Umleitung ist. "Hier fahren plötzlich permanent so viele Lkw. Das ist so laut und eigentlich nicht ertragbar", meint Jacqueline Freyer. Ein vorbeifahrender Lkw ist in etwa so laut wie ein Presslufthammer.

Autobahn-Umleitung wegen Brückenabriss

Selbst nachts ist es jetzt so laut, dass Jacqueline Freyer lieber nicht mehr bei geöffnetem Fenster schläft. "Normalerweise fährt hier nachts Mal ein Auto, jetzt sind überall Lichter und es gibt ein permanentes Rauschen", sagt sie.

Eine Grafik einer Umleitung der Autobahn 1. © NDR
Wer aus Reinfeld kommt und die A1 Richtung Norden nutzen möchte, muss wegen der gesperrten Auffahrt eine Umleitung in Kauf nehmen - und fährt dabei durch Hamberge.

Dass die Lärmbelastung steigt und auch der Verkehr so stark zugenommen hat, liegt am geplanten Abriss einer Autobahnbrücke bei Reinfeld. Sie ist schon seit einer knappen Woche zur Vorbereitung der Baustelle gesperrt. Doch nur über diese Brücke ist die Auffahrt zur A1 Richtung Lübeck möglich. Als Alternative wurde eine Umleitung bis zur Auffahrt Lübeck-Moisling über die B75 eingerichtet - und die verläuft mitten durch das 1.800-Einwohner-Dorf Hamberge.

Lärmbelastung: Teilweise deutlich mehr als 55 Dezibel

Die Gemeinde schätzt, dass jetzt etwa 50 Prozent mehr Verkehr auf der Bundesstraße rollt, darunter viele Lkw. Eine in Reinfeld ansässige Spedition muss ihren gesamten Verkehr nach Lübeck jetzt durch das Dorf leiten. "Wir haben schon immer viel Verkehrslärm im Ort", sagt Bürgermeister Albert Iken (CDU) und fügt an: "Aber wir haben das nie akzeptiert und auch an den neuen Lärm wollen wir uns nicht gewöhnen."

Das Landesamt für Landwirtschaft Schleswig-Holstein beauftragt regelmäßig Studien zum Verkehrslärm in der Region. Die aktuellste Studie vom November 2022 hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Anwohnerinnen und Anwohner Hamberges einem Tagesmittel von teilweise deutlich mehr als 55 Dezibel ausgesetzt sind. Durch die Umleitung wird der Wert weiter steigen. Ein echtes Problem, denn alles über 55 Dezibel ist laut Weltgesundheitsorganisation gesundheitsschädlich.

Werden Lärmschutzmaßnahmen an der A1 umgesetzt?

Bürgermeister Iken verhandelt deshalb mit dem Kreis Stormarn und der Polizei über ein Tempolimit am Ortseingang. Aktuell fahren Autos und Lkw noch mit 100 Kilometern pro Stunde an den ersten Häusern des Dorfes vorbei.

Außerdem beruft sich die Gemeinde gegenüber dem Bund auf ein altes Versprechen: Hamberge verzichtete Ende der 1980er-Jahre auf eine Klage gegen den Neubau der A20 quer durch das Gemeindegebiet, im Gegenzug wurden Lärmschutzmaßnahmen an der A1 und der neu entstehenden A20 zugesagt. Auch der Bau einer eigenen Auffahrt zur A1 war Teil der Versprechungen, sie sollte Verkehr aus der Gemeinde heraushalten. Umgesetzt wurde davon bis heute, also gute 30 Jahre später, nichts. Eine neuerliche Zusage stellt jetzt den Abschluss der Lärmschutzmaßnahmen bis zum Jahr 2026 in Aussicht.

Vollsperrung der A1 am Wochenende

Bis zur geplanten Fertigstellung einer neuen Autobahnbrücke bei Reinfeld wird der Verkehr weiter durch Hamberge umgeleitet, die Bauarbeiten sind bis mindestens November angesetzt. Am Wochenende vom 10. bis 13. März findet der Brückenabriss statt, hierfür wird die A1 zwischen Reinfeld und Bad Oldesloe voll gesperrt. Die zuständige Autobahn GmbH empfiehlt, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Im Verlaufe des Brückenneubaus sind zwei weitere Wochenenden mit Vollsperrung angedacht. Der genaue Termin hängt dabei vom Fortgang der Bauarbeiten ab.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.03.2023 | 12:00 Uhr

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