Stand: 18.04.2023 | 09:49 Uhr | Hallo Niedersachsen
1 | 12 Stromversorgung. Atommüll. Proteste und Sorgen. Saubere Energie? Die Jahrzehnte der Atomkraft in Deutschland waren eine bewegte Zeit. Ihre Nachwirkungen werden uns noch lange beschäftigen. Doch in Deutschland laufen künftig keine AKW mehr. Wird das die Gesellschaft verändern?
© RWE, Foto: Heyst
2 | 12 "Ja, die Energiewende wird die Gesellschaft weiter verändern, weil sich beispielsweise Arbeitsplätze verändern und weil die nachhaltige Energienutzung immer mehr an Bedeutung gewinnt - auch in den Köpfen der Menschen", glaubt Niedersachsens SPD-Chef Stephan Weil. "In Niedersachsen ist die Kernenergie nicht zuletzt wegen der Atommülltransporte nach Gorleben und der Endlagerdebatte über Jahrzehnte mit viel Konfliktpotenzial und auch Emotionen verbunden gewesen", sagt der Ministerpräsident. "Ich glaube, vielen Niedersächsinnen und Niedersachsen ist sehr bewusst, dass die Zukunft in den erneuerbaren Energien liegt."
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3 | 12 "Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Gerade hier in Niedersachsen", betont CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner. "Wir wollen nicht nur Windkraft-, sondern auch Wasserstoff-Land Nummer eins werden und die Geothermie intensiv nutzen. Daher bekennen wir uns offensiv zum Ausstieg aus der Kernenergie." Dennoch sei die Abschaltung des AKW Emsland zum jetzigen Zeitpunkt falsch, da fehlender Strom auch durch Energie aus Braunkohle ersetzt werde. "Es wäre sehr sinnvoll gewesen, das Kernkraftwerk Emsland als Brücke zu nutzen, um wertvolles Gas zu sparen und den Einsatz von Kohleenergie zu mindern."
© CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
4 | 12 Das Aus der AKW werde die Gesellschaft in zweierlei Hinsicht positiv verändern, sagt Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. "Es macht den Weg frei für den notwendigen Ausbau der Regenerativen Energien, für noch mehr Energieeffizienz, Energiesparen, den notwendigen Durchbruch von Speichertechnologien." Für junge Klimaschützende sei es ermutigend: "Wir haben gezeigt, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement auszahlt, auch wenn erst die schreckliche Gewissheit, dass die Atomkraft eine Hochrisikotechnologie ist, durch Tschernobyl und Fukushima belegt werden musste."
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5 | 12 "Die Geschichte der niedersächsischen Grünen ist untrennbar mit dem Kampf gegen Atomkraft verbunden", sagt Greta Garlichs, Teil der Grünen-Doppelspitze in Niedersachsen. "Als vor mehr als 45 Jahren die wendländische Anti-Atombewegung mit ihrem Protest gegen Gorleben als Endlager-Standort startete, wurde vielen Menschen die ökologische Verantwortung bewusst, die wir für unsere Umwelt, für unsere Lebensgrundlagen und für zukünftige Generationen haben." Der Atomausstieg markiere das Ende der Hochrisikotechnologie. "Das zeigt: Es lohnt sich, für seine Ziele zu kämpfen."
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6 | 12 "Für eine sichere und unabhängige Energieversorgung ist der Atomausstieg eminent wichtig", meint der Grünen-Kovorsitzende Alaa Alhamwi. "Er vermindert unsere Abhängigkeit von Uranlieferungen, die vorwiegend aus Russland und Kasachstan kamen. Der Atomausstieg erhöht unsere Sicherheit und schafft Raum für Zukunftstechnologien. Energie vor allem aus Wind, Sonne und Erdwärme steht nahezu unbegrenzt zur Verfügung, schont das Klima und ist sicher und bezahlbar. Jetzt muss schnellstmöglich auch das Kohle-Aus folgen."
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7 | 12 "Das Abschalten der letzten AKW in Deutschland ist ein großer Erfolg der Umweltbewegung und für den BUND ein Grund zu Feiern", freut sich die niedersächsische BUND-Vorsitzende Susanne Gerstner. "Endlich ist der Weg frei für eine ökologisch und sozial verträgliche Energiewende. Doch die Freude ist nicht ungetrübt. Denn die Nutzung der Atomkraft hat vielen künftigen Generationen ein nach wie vor ungelöstes Müllproblem und gefährliche Strahlenrisiken hinterlassen. Außerdem muss ein vollständiger Ausstieg auch ein Ende der Brennelementefabrik in Lingen einschließen."
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8 | 12 Die Atomkraft "dient nicht dem Leben". Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, war Mitglied der Endlagerkommission des Bundestags. Atomkraft werde "immer eine unbeherrschbare Gefährdung für unsere Schöpfung bleiben. Die negativen Folgen dieser Technologie werden noch viele Hunderte Generationen nach uns spüren." Die Abschaltung der letzten deutschen AKW sei deshalb und mit Blick auf die Fukushima-Katastrophe auch in der jetzigen Lage richtig. "Ich bin dankbar, dass unser Land diesen konsequenten Weg des Ausstiegs, anders als viele andere Länder, bis heute gegangen ist."
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9 | 12 "Der Atomausstieg allein wird die Gesellschaft nicht grundlegend verändern, aber alle Maßnahmen, die mit der Energiewende zusammenhängen: mehr Strom aus erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik und mehr energiesparende Technik", meint Weihbischof Johannes Wübbe, der zurzeit das Bistum Osnabrück leitet. "Diese Umstellung wird nicht einfach werden und muss sozial abgefedert sein. Sie ist aber nötig, wenn wir eine lebenswerte Natur und Umwelt bewahren wollen."
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10 | 12 Das Atomkraft-Aus ist nach Ansicht von Niedersachsens AfD-Chef Frank Rinck ein Abschied von vernunftgeleiteter Politik und "beschert dem Land eine seiner dunkelsten Stunden - im wortwörtlichen Sinne. Wir verzichten auf die günstigste und ökologischste Energiequelle", so Rinck. "Ob es die Gesellschaft verändert? Im besten Sinne dämmert noch mehr Bürgern, dass die Ampel im Bund und Rot-Grün in Niedersachsen sich auf Kollisionskurs mit der Realität befinden. Sie werden schauen, welche Partei wirklich zum Wohle des Landes handelt und den Wohlstand der Menschen sichern will." Er blickt pessimistisch in die Zukunft: "Die Gesellschaft wird durch das Ende der Kernkraft ärmer, dunkler und kälter werden."
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11 | 12 "Ja, das Ende der Atomkraft wird die Gesellschaft weiter verändern", glaubt die frühere niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (SPD). "Es hat ja schon angefangen mit dem Ausstiegsbeschluss. Und es wird einen zusätzlichen Schub für erneuerbare Energien geben." Zurzeit würden Windkraftwerke abgeschaltet, weil die Grundlast über Atom- und Kohlekraftwerke laufe. "Atomkraftwerke sind gefährlich, was durch die Kriegshandlungen um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja offensichtlich wird. Das heißt, es wird uns auch zusätzliche Sicherheit bringen, wenn Atomkraftwerke stillgelegt werden."
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12 | 12 "Es ist gut und richtig, dass wir uns in Deutschland von der Atomenergie verabschieden", findet Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen. "Für Niedersachsen ist nun die Chance gekommen, Energieland Nummer eins zu werden, und zwar mit erneuerbarer Energie, die nachhaltig und sicher ist. Damit sichern wir die Arbeitsplätze von morgen und stärken Niedersachsen als Industriestandort - mit grüner Energie."
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