Wie Batterien aus Elektroautos nachhaltig recycelt werden
In Meppen recycelt eine Firma künftig Autobatterien, um wertvolle Rohstoffe wie Lithium und Kobalt zu gewinnen. Wie wichtig - und wie nachhaltig ist das? Peter Michalowski von der TU Braunschweig gibt Antworten.
Herr Michalowski, wie wichtig ist es überhaupt, dass Batterien aus Elektrofahrzeugen recycelt werden?
Peter Michalowski: Aus unserer Sicht ist das unerlässlich: Wir haben in Deutschland und Europa eine enorme Rohstoffabhängigkeit, insbesondere von China. Wir haben mit solchen Abhängigkeiten schlechte Erfahrungen gemacht - denken Sie nur an das russische Gas. Da ist es entscheidend, die Rohstoffe, die wir bereits im Kreislauf haben, wiederzugewinnen.
Abhängigkeiten sind das eine, aber wie umweltfreundlich ist es überhaupt, die Batterien zu recyclen?
Michalowski: Es kommt immer auf die einzelnen Materialien an. Wir an der TU Braunschweig arbeiten daran, neue Prozesse zu entwickeln und vorhandene effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Das ist auch deshalb besser, weil man bei der Kobaltgewinnung, etwa im Kongo, neben Umwelt- auch die sozialen Folgen berücksichtigen muss.
Welche Rahmenbedingungen sind denn entscheidend, damit der Prozess am Ende tatsächlich umweltfreundlich ist?
Michalowski: Aus meiner Sicht sind das drei Punkte: Wir brauchen zum einen hohe Recyclingquoten. Entscheidend ist auch der Energiemix: Das ganze bringt nichts, wenn wir die Energie durch Kohlekraftwerke gewinnen. Energie sollte aus Erneuerbaren Energien stammen und die Prozesse sollten möglichst energieeffizient sein. Der dritte Punkt ist, dass auch die Hilfsstoffe wie Säuren, Laugen und Wasser möglichst im Kreislauf geführt werden sollten.
Was sind denn die größten Klippen im Recyclingprozess?
Michalowski: In unserem Forschungsprojekt ist die größte Herausforderung das Erreichen der durch die Politik vorgegebenen Recyclingquoten. Bei einigen Stoffen wie Kobalt sind wir schon sehr gut, bei anderen wie Lithium ist da noch Potenzial. Ich bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsam schaffen.
Welche Stoffe sind besonders wertvoll und welche sind schwer zu recyclen?
Michalowski: Besonders wertvoll sind die Metalle auf Seiten des Kathoden-Aktiv-Materials, zuallererst Kobalt, aber auch Nickel, mit Abstrichen Mangan und natürlich Lithium. Und Lithium ist auch das Material, das besonders schwer zurückzugewinnen ist. Auf der Anodenseite wäre es dann Graphit. Graphit ist weniger kritisch, aber auch hier wird man recyceln müssen. Derzeit kommt der überwiegende Teil des Graphits aus China.
Und dann ist das Batterie-Recycling an sich sehr energieintensiv, oder?
Michalowski: Ja, also definitiv sind Recyclingprozesse energieintensiv. Das kommt dann noch mal auf die konkreten Prozesse an. Hier gibt es verschiedene Routen und noch nicht die eine Recyclingroute, auf die man sich festlegt. Da gibt es Verfahren, die mit sehr hohen Temperaturen arbeiten. Bei anderen Verfahren spielen mechanische Prozesse eine größere Rolle oder am Ende nass-chemische Verfahren. In der Praxis werden diese dann oft kombiniert, um optimale Ausbeuten und Reinheiten zu erzielen.
Wie sieht es mit Wasser und Chemikalien im Recyclingprozess aus?
Michalowski: Beim Recycling werden definitiv viele Flüssigkeiten eingesetzt, etwa in Laugungsprozessen mit Säuren und Wasser. Aber wenn man eben dieses Wasser auffängt, aufbereitet und wieder nutzt, lässt sich das Recycling da auch aus umwelttechnischer Sicht gut darstellen.
Wann geht es so richtig los? In acht Jahren? Oder in zehn Jahren?
Michalowski: Ich gehe schon davon aus, dass es früher losgeht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Zahlen da in den nächsten vier, fünf Jahren bereits stark ansteigen werden.
Wie gut steht Niedersachsen bei dem Thema im bundesweiten Vergleich da?
Michalowski: Ich sehe hier definitiv Niedersachsen in einer sehr guten Ausgangsposition, in Deutschland eine führende Rolle einzunehmen, wenn auch sicherlich nicht als einzige Region. Es gibt ja gerade im Süden der Republik noch andere Länder, die die Expertise haben, die auch die entsprechenden Automobilhersteller im Rücken haben. Aber ich denke, ein gewisser Wettbewerb muss auch kein Schaden sein.
Die Fragen stellt Annette Deutskens.